Robert Vollborn sitzt seit 2008 als Ratsherr der CDU-Fraktion in der Kieler Ratsversammlung. Bei der Kommunalwahl am 6. Mai tritt er für den Wahlkreis Ravensberg an. Seit 2013 ist Robert Vollborn zudem stellvertretender Stadtpräsident. Beruflich ist er als Rechtsanwalt tätig.

Wie sieht ein guter Tag für Sie aus?

Jeder Tag kann ein guter Tag werden – wenn er aneinandergereihte Termine von morgens bis abends hat, ebenso wie wenn er ohne jede Verpflichtung ist. Aber generell ist es besser, wenn man frei über die Zeit verfügen und dann möglichst lange bei schönem Wetter in der Natur sein kann.

Wer ist Ihr Vorbild?

Bezogen auf sein Wirken für Schleswig-Holstein am ehesten Gerhard Stoltenberg.

Was regt Sie so richtig auf?

Beratungsresistenz, das Beharren auf Standpunkten bei völliger Ignoranz oder Verkennung von wissenschaftlichen Erkenntnissen. (Das Wort „Fakten“ vermeide ich in diesem Zusammenhang, weil es ja mittlerweile „ alternative Fakten“ gibt.) Und das Reden nur um des Redens willen. Es muss in der Ratsversammlung nach 22.00 Uhr zu einer Geschäftlichen Mitteilung, die ohne jede Auswirkung nur zur Kenntnis zu nehmen ist, nicht noch 15 Wortmeldungen von jeweils fünf Minuten Dauer geben. Politiker sollten zwischen erforderlicher Meinungsäußerung und unnötigen Selbstdarstellungsversuchen unterscheiden können.

Was hat Sie motiviert in die Lokalpolitik zu gehen?

Die Anfrage aus der Partei, ob ich daran Interesse hätte. Der erste Wahlkampf 2008 im Wahlkreis Brunswik-Adolfplatz lief gut und die Arbeit in der Ratsversammlung macht seitdem Spaß.

Wie vereinbaren Sie Ihr kommunalpolitisches Engagement mit Ihren anderen (beruflichen) Verpflichtungen?

Früh aufstehen, Zeit effizient nutzen; man kann auch in kurzen Zeitspannen zwischendurch viel erledigen.

Woher kommen Ihre politischen Haltungen?

In erster Linie aus der Familie, aber auch aus der Schule.

Was ist das beste Buch, das Sie je gelesen haben?

Da kann ich mich wirklich nicht auf ein Buch festlegen. Dafür habe ich zu viele Interessen und zu diesen zu viele Bücher…

Woran denken Sie, wenn Sie nicht einschlafen können?

Das kommt nicht vor. Ich kann zu jeder Zeit an jedem Ort schlafen.

Auf welche Erfolge aus Ihrer kommunalpolitischen Laufbahn sind Sie besonders stolz?

Ganz klar auf die Wiederbelebung unserer Städtepartnerschaft mit Sovetsk/Tilsit. Sie besteht seit 1992, war aber in den letzten Jahren eingeschlafen. Im September 2015 konnte ich als stellvertretender Stadtpräsident bei einem Besuch sehr viele Verbindungen knüpfen, aus denen sich lebendige Beziehungen entwickelt haben, zum Beispiel zwischen Berufsschulen, Musikschulen, Sportgruppen, Theatergruppen. Daraus ist jetzt das geworden, was ich mir unter einer Städtepartnerschaft vorstelle. Es reicht nicht, sich wechselseitig nur eine Urkunde an die Wand zu hängen.

Was ist – Ihrer Meinung nach – die beste Lösung für die Probleme in unserer Gesellschaft?

Bildung. Daraus kann sich alles andere entwickeln: Interesse an einem erfolgreichen schulischen Werdegang, Interesse an einer interessanten, erfolgreichen Ausbildung oder an einem ebensolchen Studium, die Berufswahl, die Einstellung zum Leben in einer Welt mit begrenzten Ressourcen und unterschiedlichen Werten…

Was nimmt – Ihrer Meinung nach – zu viel Raum in der politischen Debatte ein?

Die Selbstdarstellung, siehe dazu auch die Antwort bei Frage drei. Wenn man nichts inhaltlich Sinnvolles mitzuteilen hat, einfach mal den Drang zur Wortmeldung beherrschen. Manche Redebeiträge beginnen ernsthaft mit den Worten: „ Es ist eigentlich schon alles zu dem Thema gesagt, aber…“ Ich denke da gerade an einen bestimmten Kollegen in der Ratsversammlung.

Wovor fürchten Sie sich am meisten?

Vor einem weiteren Verlust an bestimmten Werten, die für unser (Zusammen-)Leben erforderlich sind. Wir erleben seit einigen Jahren eine Verrohung im Handeln und in der Kommunikation von Menschen. Wenn nach einem Unfall Rettungskräfte behindert (sogar bedroht) werden, weil sie am Einsatzort das Aufnehmen eines Videos stören, wenn Meinungsverschiedenheiten zum Einsatz von Messern statt Worten führen, wenn sogar ohne jeden Anlass härteste Gewalt ausgeübt wird, dann brauchen wir dringend eine Umkehr. Selbst die Bekämpfung einer anderen erlaubten Meinung unter der Behauptung, sich damit für Toleranz und gegenseitigen Respekt einzusetzen, ist schon widersinnig und steht unseren Grundrechten entgegen. Wir brauchen eine offene, friedliche Gesellschaft.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen wurden per E-Mail an die Gesprächspartner*innen beziehungsweise an die zuständigen  Pressesprecher*innen  geschickt und schriftlich beantwortet.


Bildquelle: Robert Vollborn

Autor*in

Rebecca war von 2014 bis 2019 teil der ALBRECHT-Redaktion. In der Zeit hat sie für ein Jahr das Lektorat geleitet und war ein weiteres Jahr die stellvertretende Chefredakteurin.

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