Die Bachelor- oder Masterarbeit ist für viele Studierende nicht nur der letzte Haken auf der Checkliste zum Abschluss, sondern ein Prozess, in den viele Wochen, Herzblut und graue Zellen fließen. Lasst uns also darüber reden, statt die Arbeit danach direkt im Schrank verschwinden zu lassen! Dieses Mal sprechen wir mit unserer Redakteurin Hannah über ihre Masterarbeit in der Philosophie, in der sie sich mit einem Vorschlag zum Umgang mit klimawandelbedingten Schäden und der Entschädigung Betroffener beschäftigt hat.  

DER ALBRECHT: Worum geht’s in deiner Masterarbeit? 

In der Klimaethik ist eine der diskutierten Fragen, in welcher Form Betroffene von klimawandelbedingten Schäden entschädigt werden sollten und wer für entsprechende Maßnahmen zahlen sollte. Ein klassisches Beispiel ist die Unterstützung von Menschen, die aufgrund des steigenden Meeresspiegels ihre Heimatregion verlassen müssen. 

Politisch ist die Finanzierung von Maßnahmen zur Unterstützung und Entschädigung der Betroffenen eine schwierige Frage, für die bisher keine Lösung gefunden wurde. 

Es gibt in der Literatur einen Vorschlag, wie dieser politische Stillstand gelöst werden könnte. Dieser sieht vor, eine Art Versöhnungsprozess zwischen Verursacherstaaten und durch von den Schäden betroffenen Staaten durchzuführen. Ein Beispiel für einen solchen Versöhnungsprozess ist die Aufarbeitung der Apartheid in Südafrika in den 90er Jahren. In meiner Arbeit geht es darum, diesen Vorschlag zu prüfen. Die typischen Beispiele wie Südafrika unterscheiden sich in einigen zentralen Aspekten vom Klimakontext, darauf gehen die Autor*innen allerdings nicht ein. Da diese Unterschiede aber die Plausibilität des Vorschlags in Frage stellen, habe ich mich in meiner Arbeit damit beschäftigt, die Unterschiede zu identifizieren und zu überlegen, in welcher Weise diese die Umsetzbarkeit des Vorschlags beeinträchtigen. 


Wie bist du zu deinem Thema gekommen? 

Ethische Fragen haben mich schon immer interessiert, deshalb bin ich auch im Philosophiestudium gelandet. Am liebsten beschäftige ich mich dabei mit Problemen in der angewandten Ethik. Bei meinem Masterstudiengang Praktische Philosophie der Wirtschaft und Umwelt war eine Masterarbeit in der Klimaethik daher naheliegend und der perfekte Abschluss für mein Unileben.  


Wie viel Zeit hast du für die gesamte Arbeit gebraucht? 

Das kann ich nicht wirklich sagen, weil ich bis kurz vor dem Lockdown viele Dinge parallel gemacht habe und über die ersten Monate deshalb eher nebenher und häppchenweise an meiner Masterarbeit gearbeitet habe.  


Was war die größte Schwierigkeit, auf die du gestoßen bist? 

Den Punkt zu finden, an dem ich aufhören sollte, meine Argumentation in Frage zu stellen und zu schauen, ob nicht irgendwer in irgendeinem Paper doch noch irgendetwas gesagt hat, was ich berücksichtigen sollte, weil es in irgendeiner Weise gewinnbringend für meine Arbeit sein könnte.  


Stressfaktor von null (das hat mein Ghostwrtiter gut gemacht!) bis zehn (Wo ist mein Doktortitel?) beim Schreiben? 

Lange Zeit niedrig (ich denke so etwa 2-3) mit der Erwartung, dass die letzten zwei Monate vor der Abgabe sehr stressig werden würden (vielleicht bei einer 9). Doch vor dem drohenden Anstieg kam die Fristverlängerung durch die Schließung der Unibibliothek, weshalb das Stresslevel dann rasant in den Keller gestürzt ist. Im Grunde auf 0, wäre da nicht meine eigene (nicht erfüllte) Erwartung, die Verlängerung der Deadline nicht endlos auszureizen. Das hat zwischenzeitlich zu einem künstlichen Anstieg auf 3 bis 4 geführt. 


Was hilft bei Schreibkrisen? 

Bei Schreibkrisen versuche ich immer, möglichst präzise aufzuschreiben, weshalb ich gerade nicht weiterkomme. Wenn ich nach ein paar Tagen Abstand da wieder draufschaue, weiß ich oft schon, wie ich damit umgehen kann.  


Was hast du jetzt mit deinem Masterabschluss in der Tasche vor? 

Ursprünglich war geplant, den Sommer beim WOOFing irgendwo in den französischen Alpen zu verbringen, also zum Beispiel gegen Kost und Logis auf einem Bauernhof zu helfen und so meine Französischkenntnisse wieder etwas aufzufrischen. Das habe ich dann wegen der Corona-Einschränkungen nicht weiterverfolgt. Mal schauen, ob ich das noch umsetzen kann. Aber ich freue mich auch schon, mich auf Jobsuche zu begeben und nach so vielen Jahren an der Uni den nächsten Lebensabschnitt zu beginnen.  

Autor*in

Hannah ist seit Herbst 2017 Teil der Albrecht - Redaktion. Sie studiert Praktische Philosophie der Wirtschaft und Umwelt seit dem Wintersemester 17/18.

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