Die Bachelor- oder Masterarbeit ist für viele Studierende nicht nur der letzte Haken auf der Checkliste für den Abschluss, sondern ein Prozess, in den viele Wochen, Herzblut und graue Zellen fließen. Lasst uns also darüber reden, statt die Arbeit danach direkt im Schrank verschwinden zu lassen! Dieses Mal sprechen wir mit unserer Redakteurin Nadine über ihre Masterarbeit im Studiengang Praktische Philosophie der Wirtschaft und Umwelt – ihr Thema: Umweltethik im unternehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement. 

DER ALBRECHT: Worum geht’s in deiner Masterarbeit? 

Nadine: Es geht darum, wie umweltethische Ansätze in die Nachhaltigkeitsstrategie von Unternehmen eingebunden werden können. Die These ist, dass Unternehmen es bisher versäumen, Fragestellungen, die in der Umweltethik zentral sind, in ihrer Strategie zu berücksichtigen. Das führt unter anderem zu einer Unterbewertung des Wertes, den die Natur für das Leben von Menschen hat. Ein Unternehmen, das sich des eigenen Einflusses auf den Wert der Natur nicht vollumfänglich bewusst ist, kann diesen auch nicht schützen. Dabei geht es aber ausdrücklich nicht nur um den ökonomischen oder instrumentellen Wert, sondern um menschliche Wertschätzung der Natur, die über ihren reinen Nutzwert hinaus geht. 

Wie bist du zu deinem Thema gekommen? 

Ich habe ein Praktikum in einer Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfung gemacht. Dabei habe ich die Nachhaltigkeitsstrategien vieler unterschiedlicher Unternehmen kennengelernt. Ich hatte oft den Eindruck, dass die Unternehmen sich darin auf das fokussieren, was leicht messbar und damit auch einfach in Nachhaltigkeitsberichten zu präsentieren ist. Damit handeln sie ganz so, wie es internationale Standards oder nationale Gesetzgebungen vorgeben. Antworten auf viele Fragestellungen, die in meinem Studium omnipräsent waren und häufig mit weniger leicht quantifizierbaren Werten zusammenhängen, sind mir in den Unternehmen nicht begegnet. Obwohl einige einen schier unendlichen Aufwand betreiben, immer neue Instrumente für das sogenannte Impact Measurement entwickeln und dabei versuchen, so genau wie möglich zu erfassen, welchen Einfluss sie auf die Umwelt haben. Ich habe deshalb den Eindruck gewonnen, dass es vor allem am Bewusstsein für umweltethische Fragestellungen mangelt, die mehr berücksichtigen als nur den instrumentellen Wert der Natur. In meiner Masterarbeit habe ich deshalb einen Leitfaden entwickelt, mit dem – hoffentlich – Umweltethik in das Nachhaltigkeitsmanagement von Unternehmen integrieret werden kann. 

Wie viel Zeit hast du für die gesamte Arbeit gebraucht? 

Ich habe im Sommersemester 2019 begonnen, mich mit meiner Idee für die Masterarbeit auf der akademischen Ebene zu beschäftigen und erste Textrecherchen zu machen. Angemeldet habe ich die Arbeit im Juli und abgegeben dann im Januar 2020. Während dieser ganzen Zeit habe ich mich aber nicht ausschließlich mit der Masterarbeit beschäftigt, sondern parallel Seminare und Vorlesungen besucht und andere Prüfungsleistungen absolviert. Wie viel Zeit ich also unterm Strich gebraucht habe, lässt sich sehr schwer sagen.  

Was war die größte Schwierigkeit, auf die du gestoßen bist? 

Ich habe immer wieder gezweifelt, ob meine Arbeit es auch wirklich wert ist, geschrieben und gelesen zu werden. „Ist das nicht alles total offensichtlich und banal?!“, habe ich oft gedacht. Außerdem arbeite ich am liebsten im Team und nicht allein im sprichwörtlichen Kämmerlein an einer einzigen Sache. Eine so lange Zeit an einem so einsamen Projekt zu arbeiten, war manchmal anstrengender als ich erwartet hatte. 

Stressfaktor von null (das hat mein Ghostwriter gut gemacht!) bis zehn (wo ist mein Doktortitel?) beim Schreiben? 

Bei der Textrecherche und Konzeption der Arbeit 2, weil das einfach nur Spaß gemacht hat. Später dann beim Schreiben, Korrigieren, Verwerfen und nochmal neu Schreiben definitiv auch mal eine 8. 

Was hilft bei Schreibkrisen? 

Pausen. Ich habe versucht Abstand zu gewinnen und mich zu erinnern, wie sehr mich mein Thema begeistert hat, bevor der Stress die ganze Motivation ersticken konnte. 

Was hast du jetzt mit deinem Master in der Tasche vor? 

Ich bewerbe mich auf Stellen sowohl im Nachhaltigkeitsmanagement von Unternehmen als auch im politischen Bereich. Mir ist vor allem wichtig, dass der Job etwas mit meiner Spezialisierung auf Nachhaltigkeit zu tun hat, ich mich in dem Bereich weiterentwickeln kann und – am aller wichtigsten – meine neuen Aufgaben mir Spaß machen. 

Autor*in

Über Hochschulpolitik und Campuskultur schreibt Nadine am liebsten und seit dem Wintersemester 17/18 auch für den Albrecht. Für den Master Praktische Philosophie der Wirtschaft und Umwelt ist sie nach Kiel gekommen und genießt seit dem die Nähe zum Meer.

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