Jede:r von uns hat wohl schon Mal Aussagen über BWL Studenten:innen gehört oder insgeheim selbst das Schubladendenken angefangen und versucht, alle über einen Kamm zu scheren. Da sich auch junge Betriebswirtschaftler:innen der CAU häufig stereotypische Vorstellungen über ihr gewähltes Studienfach anhören müssen, geben wir hier fünf Befragten die Möglichkeit, zu den gängigsten Klischees Stellung zu beziehen. 

 „Wusstest du nicht, was du sonst studieren sollst?” 

Der Klassiker ist wohl das Vorurteil, dass Menschen anfangen BWL zu studieren, weil sie nicht wissen, was sie sonst studieren sollen. Die Frage war auch unter den Interviewten schon allseits bekannt und alle glauben, dass es zum Teil seine Berechtigung findet. So wird von einer Studentin erzählt: „Ich kenne eine Menge Personen, bei denen das so war und die jetzt auch zu Ende studiert haben und immer noch nicht genau wissen, in was für eine Richtung sie gehen wollen. Ich würde aber auch sagen, dass viele das Studium abbrechen, weil sie dann feststellen, dass das Fach ganz anders ist, als sie es sich vorgestellt haben.“ Als möglicher Grund wurde von Victor Farahwaran, welcher seit 2019 Vorstandsvorsitzender des Business and Finance Club (BFC) in Kiel ist, auch erzählt: „Ich glaube dadurch, dass BWL recht vielfältig ist und man nach seinem Studium viele Möglichkeiten hat, was man damit machen kann, wie zum Beispiel Marketing oder Finance, besteht eine gute Chance, dass ein Großteil aller Studierenden fündig wird. Das verleitet womöglich mehrere dazu, mit dem Studium anzufangen.”  

Justus wurde gesichtet 

Neben der Debatte, warum Studenten:innen BWL studieren, ist ein weiteres Paradebeispiel der beliebte und allseits bekannte „BWL Justus“. Doch gibt es tatsächlich so viele angehende Betriebswirtschaftler namens Justus? Als auf diese Frage zwei der interviewten jungen Studierenden berichtet haben, sie kennen tatsächlich einen Justus, der ins Bild passe, wurde erst einmal gelacht. Sie berichteten: „Einer meiner besten Freunde heißt tatsächlich so. Er hat seinen Master in BWL beendet und spielt Golf“ oder „Es gab in meinem Semester einen Justus und der sah auch ziemlich klischeehaft aus“. Aber so witzig die Vorstellung auch sei, viele Kommilitonen:innen mit diesem Namen anzutreffen, so wurde auch schnell klar, dass es sich wohl eher um einen Zufall handele. Andere erzählten, ihnen sei noch nie ein Justus begegnet. Mit dem berüchtigten Namen könnte eher der Versuch einhergehen, den klischeehaften Betriebswirtschaftler:innen eine Benennung geben zu wollen. Wie der Name seinen Ursprung erlangte ist ungewiss. Klar ist aber, es sind Studierende, die Justus heißen, an der CAU im BWL-Studiengang anzutreffen, aber von ihnen wimmeln tut es dort nicht.  

„Sponsored by daddy” 

Weiter wird den heutigen BWL-Anwärter:innen auch nachgesagt, sie kämen häufiger aus wohlhabenden Familien, legen hohen Wert auf ein gutes Ansehen, viel Geld und eine erstklassige Karriere mit dem Ziel eines späteren Manager:innenposten.  

Dass nach einem Studium der Wunsch nach einem guten Einkommen in einer dementsprechenden Position aufkommt, ist mehr als verständlich. Eine ehemalige BWL-Studentin sagt über das Thema: „Ich glaube schon, dass es einige Leute gibt, die hohe Ziele haben. Grund dafür kann sein, dass sie es von Zuhause so kennen oder sie einen gesellschaftlichen Druck verspüren, etwas Großes erreichen zu müssen. Klar ist aber, dass man nicht alle Leute über einen Kamm scheren kann und dass bei Aufnahme des BWL-Studiums auch der Gedanke, hohe Ziele erreichen zu wollen nicht ungewöhnlich ist.“  

Dass dabei aber unbedingt alle BWL-Studenten:innen aus einer wohlhabenden Familie stammen oder wie es so schön heißt „sponsored by daddy“ sind, wurde während des Interviews nicht bestätigt. Alle Interviewpartner:innen berichten aber, dass sie mehrere Freund:innen und Bekannte haben, die BWL studieren oder studiert haben und tatsächlich finanziell stark von ihren Eltern unterstützt werden. Somit haben sie während des Studiums einen Wettbewerbsvorteil, im Gegensatz zu Studenten:innen, die neben ihrem Studium noch arbeiten müssen. Das dabei, wie eine angehende Betriebswirtschaftlerin erzählt, dann auch gerne mal jemand dabei ist, der mit Gucci-Gürtel und Porsche zur Uni kommt, zeigt, dass eine gewisse Quote an finanziell besser aufgestellten jungen Menschen sehr wohl anzutreffen ist. Dazu wurde aber auch gesagt, dass diese höhere Quote auch bei Studienfächern wie Medizin und Jura zu beobachten sei.  

Die allgemein bewährten Polohemden  

Doch wie sieht es eigentlich mit dem Kleidungsstil der jungen Betriebswirtschaftler:innen aus? Nicht selten werden mit den Studierenden Polohemden, Blusen, gebügelte Bundfaltenhosen oder Aktenkoffer verbunden. Zum Teil trifft das nach Aussagen der Befragten schon zu. Unter anderem wird berichtet: „Wenn man einen BWL-Hörsaal betritt, bekommt man schon manchmal ein sehr gespaltenes Bild zu sehen. Zum einen gibt es Studierende, die mit Anzug zur Vorlesung kommen, auch wenn sie zum Beispiel gerade von einem Vorstellungsgespräch oder von der Arbeit kommen. Und dann gibt es natürlich diejenigen, die in Polohemd oder Bluse kommen, aber auch Studierende, die mit Jogginghose dasitzen und denen das relativ egal ist.“ Zusammenfassend ergibt sich also ein ausgeglichenes Bild, auch dadurch das BWL ein sehr vielfältiges Studienfach ist und so auch die Menschen im Vorlesungssaal dementsprechend vielfältig sind. 

„Sprichst du schon wieder Denglisch?” 

Neben dem Kleidungsstil wird gemunkelt, dass sich auch die Redensart vieler junger Leute aus diesem Studiengang von der Anderer abhebt und durch viele Floskeln und ein Fachjargon gekennzeichnet ist. Gerne sollen denglische Ausdrücke zum Einsatz kommen – gepaart mit einem kaufmännischen Auftreten, um sich auf das spätere Berufsleben vorzubereiten oder das Ansehen zu steigern. Doch auch bei diesem Stereotypen wird während des Interviews klar, dass es hier wieder nicht nur Schwarz oder Weiß gibt. Zum einem wird erzählt: „Viele meiner BWL-Freund:innen, die schon älter sind oder das Studium abgeschlossen haben, kommen häufig mit irgendwelchen denglischen Begriffen, wo ich mir auch denke ‘Ey, sag das doch auf Deutsch’, aber dann ertappe ich mich auch manchmal dabei, wie ich typische Begriffe sage. Ich denke aber, dass ist zum Teil auch der Globalisierung geschuldet.“ In einem anderen Gespräch wird von einer Studentin darauf hingewiesen, dass dabei differenziert werden muss. Es werden während des Studiums viele Floskeln und ein gewisses Fachjargon aufgenommen, welche dann mit in die Alltagssprache einfließen, ob bewusst oder unbewusst. Dabei gebe es aber genauso Studierende, die sich fachlicher ausdrücken als auch welche, die dies nicht in ihren Wortschatz mit einfließen lassen.  

Unbeliebter als alle anderen? 

Dass bei all diesen Klischees die BWL-Studierenden sehr schnell abgestempelt werden, bleibt dann natürlich nicht aus. In diesem Punkt sind sich auch alle fünf Interviewpartner:innen einig und eine ehemalige BWL-Studentin berichtet: „Immer, wenn ich jemandem erzählt habe, dass ich BWL studiere, kamen Sätze wie: ‚Wusstest du nicht was du sonst machen sollst?’ Oder ‚Ach der Klassiker, das machen ja alle´. Man wird schon sehr schnell in eine Schublade gesteckt. Wobei ich denke, da fehlt es einfach an Aufklärung, was überhaupt mit einem BWL-Studium später alles angefangen werden kann. Natürlich hat nicht jeder einen Managerposten und ich kenne auch eine Freundin, die gerade bei Delta Radio ein Praktikum gemacht hat und da gerne anfangen möchte.”  

Diese Fehlvorstellungen hören nicht bei BWLer:innen auf, sondern auch spätere Berufsposten wie unter anderen Investmentbänker:innen, Börsenmakler:innen oder Marketingmanager:innen unterliegen oftmals einem veralteten Bild. So berichtet Victor vom BFC: „Es gibt in Filmen und Serien oftmals Investmentbanker:innen, die rund um die Uhr im Büro sind und dann noch Drogen nehmen, um sich aufzuputschen. Ich glaube, dass ist eher ein veraltetes Bild und es entwickelt sich eine viel bessere Work-Life-Balance, welche vor allem in unserer heutigen Gesellschaft gut zu beobachten ist.“  

Eine Quote bleibt, aber die Schublade bitte nicht  

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es sie auf jeden Fall gibt, eine Quote an klischeehaften BWL-Studentinnen und -Studenten, die öfter mal denglische Begriffe benutzen, vielleicht auch Justus heißen und gerne den nächsten freien Managerposten belegen würden. Aber auch nur eine Quote. Genauso, wie sich in unserer heutigen Zeit ein gesellschaftlicher Wandel vollzieht, sollte sich auch das Bild von stereotypischen studierenden Betriebswirtschaftler:innen in das Bild eines individuellen jungen Menschen wandeln, der sich nicht nur in irgendeine Schublade stecken lässt.  

Aus einer kleinen Summe ein kleines Vermögen  

Wer jetzt seine Vorurteile überwunden hat und einen tieferen Einblick in die Betriebswirtschaftslehre bekommen möchte, kann den Business and Finance Club in Kiel e. V. (BFC) besuchen. Neben der Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen, wird auch über Themen wie der Altersvorsorge informiert und darüber, dass selbst mit einem geringen finanziellen Betrag im Monat schon ein kleines Vermögen aufgebaut werden kann, statt das Geld auf dem Sparkonto liegen zu lassen. Unter anderem werden auch Veranstaltungen wie die GfB-unterstütze Stock Pitch Competition oder Workshops bei renommierten Unternehmen wie EY angeboten. Wer mehr wissen möchte, kann das Zeitschriftenangebot des Vereins nutzen, um z.B. das Handelsblatt, die Financial Times, die Wirtschaftswoche und viele weitere Zeitungen für eine kleinen Betrag im Monat zu abonnieren – BWL pur also. Weitere Informationen zum Verein gibt es auch unter www.bfc-kiel.de.

Autor*in

Sarah ist 23 Jahre alt und studiert seit dem Wintersemester 2019/20 Geographie an der CAU. Seit Januar 2021 ist sie Teil der ALBRECHT-Redaktion und schreibt für das Ressort Hochschule.

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