Paul Niklaus Stahnke

Paul war seit Ende 2012 Teil der Redaktion. Neben der Gestaltung des Layouts schrieb Paul gerne Kommentare und ließ die Weltöffentlichkeit an seiner Meinung teilhaben. In seiner Freizeit studierte Paul Deutsch und Anglistik an der CAU.

Ein Kommentar. Es fällt mitunter schwer, der Vergangenheit nicht nachzutrauern. Man muss dazu keine 70 Jahre alt sein, man braucht keine großen Tragödien erlebt zu haben, es reicht, sich erinnern zu können, dass es früher einmal anders war: besser! Unbeschwerte Tage der Kindheit, die Aufregung erster Male: alleine Autofahren, einen Schulabschluss schaffen, verlassen werden, jemanden küssen, Liebe, Haustiere beerdigen, Großeltern beerdigen, absurde Aufzählungen zu Papier bringen. Unsere mehr oder weniger leitende Funktion innehabende Popkultur tut außerdem ihr Bestes, uns nicht vergessen zu lassen, wie gut das früher eigentlich alles war. Dauernd sind da die 90er Parties, 80er Parties, alles ist…

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Zeig allen mein Herz, das du entflammt hast. Schließ mich ein in das Licht, das du auf der Straße sahst. Ich verlasse an einem regnerischen Morgen das Haus. Die letzte Woche noch in den Knochen, das letzte Jahr im Kopf, gehe ich zur Bushaltestelle, sehe den roten Mercedes mit der Nummer 81 zweihundert Meter weiter nordwärts von mir wegfahren. Ich greife in meine Jackeninnentasche und nehme eine Verlegenheitszigarette aus der Packung, ziehe meinen Rucksack höher und gehe mit glimmendem Stengel langsam Richtung Uni. Vorbei an Schulen, Kiosken und dem Copyshop, dann links, den Berg runter schreite ich gen Seminar. Kleine…

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Das Internet ist toll. Das Internet ist klasse. Das Internet lieben wir. Hier finden wir (fast) alles, was wir suchen. Graved Lachs aus den Phillipinen, Sneaker aus Kolumbien oder einfach nur die neuesten Schlagzeilen. Das meiste ist einen Klick und vielleicht noch eine Kreditkartennummer weit entfernt. So leicht hat man es nicht einmal, wenn man in einem Einkaufszentrum wohnt. Ich fühle mich gerade danach, den Shades of Grey-Soundtrack zu hören, weil mir das Lied von dem Kerl mit der Palmenfrisur so gefällt? Kein Problem! Ich will endlich die Ilias in einer ordentlichen Übersetzung in Leinen gebunden haben? Das Internet kann…

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Erst starb David Bowie, dann Alan Rickman, nun also Prince; die deutsche Öffentlichkeit hat außerdem um Roger Willemsen und Guido Westerwelle zu trauern. Die Liste lässt sich lange fortführen: Umberto Eco, Glenn Frey, Hans-Dietrich Genscher, Lothar Späth. Die Anzahl der prominenten Todesfälle scheint eine Häufung zu sein, auch die nackten Zahlen sprechen dafür. So veröffentlichte die BBC Ende April die Information, dass die Anzahl der dort veröffentlichten Nachrufe im ersten Jahresdrittel von fünf im Jahre 2012 auf 24 dieses Jahr angestiegen sei. Sterben auf einmal mehr Menschen? Unterm Strich nicht, die Weltbevölkerung wächst weiterhin stetig. Die Auffälligkeit der aktuellen Todesfälle…

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Es fällt mitunter schwer, der Vergangenheit nicht nachzutrauern. Unbeschwerte Tage der Kindheit, die Aufregung erster Male: alleine Autofahren, einen Schulabschluss schaffen, verlassen werden, jemanden küssen, Liebe, Haustiere beerdigen, Großeltern beerdigen, absurde Aufzählungen zu Papier bringen. Unsere mehr oder weniger leitende Funktion innehabende Popkultur tut außerdem ihr Bestes, uns nicht vergessen zu lassen, wie gut das früher eigentlich alles war. Dauernd sind da die 90er Parties, 80er Parties, alles ist Retro oder gar Vintage, manche verzichten auf Essen, zu dessen Erzeugung Landwirtschaft nötig wäre, eine Viertelmillion Wahlberechtigter geht in Sachsen-Anhalt sogar so weit und hört einfach mal ganz mit dem Denken…

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Alte Musik eignet sich prima zur Realitätsflucht. Alte Musik, das sind Lieder, die bekannt sind, ohne dass das erste Hörerlebnis noch präsent wäre. Bei mir löst sich dieses Rätsel meistens auf eine von zwei Weisen. Entweder es ist Sonntagabend, gegen halb acht, und mein Vater legt eine Platte auf, um die Zeit zwischen Essen und Tagesschau zu überbrücken. Dann kommt immer wieder der Moment, in dem ich frage: „Wer ist das? Das kenn ich!“ Mal ist es Jackson Browne, mal Adriano Celentano (das war, als wir Rossinni geguckt haben, eingangs läuft Azzurro von ihm), zuletzt war es Joe Jackson. Andersrum…

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Es ist Freitag. Der Himmel gibt sich mürrisch und unentschlossen: Es ist nicht richtig trocken, aber es regnet auch nicht, allenfalls nieselt es – je nachdem, wie weit man den Begriff „nieseln“ fasst. Auf einem Kaffeetisch in einem Wohnzimmer stehen zwei Aschenbecher, jeweils halb gefüllt mit Zigarettenstummeln. Dazu gesellen sich drei Gläser, in ihnen Flüssigkeiten verschiedener Brauntöne sowie eine Flasche Bier, grün; außerdem drei Schachteln Zigaretten, einmal Menthol, einmal Light, ein Softpack, normale Stärke. Unter dem Tisch lagern zwei Sechserträger Bier, die Flaschen ebenfalls grün sowie Korn, Cola und Rum. Rauchschwaden durchziehen die Luft, durch die Stereoanlage singt jemand auf…

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Wenn die Frühlingstage Kiel erreichen, Bäume, Blumen bunt sich kleiden, lassen sich zu Grillgut und dergleichen, Parkbesuche kaum vermeiden. Die Kleider kurz, die Laune heiter, ein jeder freut sich, tollt und lacht, man bolzt, man boult, macht immer weiter, sieht kaum wer auf die Wiese macht. Es sind die Gänse, schlimme Immigranten, Kanadier, die schwarze Hälse recken, sie scheißen dort mit den Verwandten, auf Gräser, Wiesen und in Hecken. Sie sind zu viele, außer Rand und Band, sie balzen, quaken, kopulieren, haben nicht einmal den Anstand, wie Mensch allein zu masturbieren. Drum bleibt dem schlauen Menschen keine Wahl, er will…

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Heute weist nur noch eine Ortsbezeichnung auf die alte Funktion hin. Wer Busse wie die 62 oder 32 nimmt, der landet dort an, wo früher ein richtiger Bootshafen war und heute ein grün schimmerndes Pissbecken zum baulich deplatziertesten Bierdosendepot der Region verkommen ist. Nichts erinnert mehr an die einstige Eleganz eines Ortes, an dem Yachten vor Anker gingen, nicht einmal das Spielcasino kann mehr als den Verlust alles Ersparten verheißen. Dennoch ist die Lokalität stark in Mode. Hier finden Weinfeste und Konzerte statt, der Kaffeeladen, bei dem es grundsätzlich zu viel Schaum gibt, hat eine prominente Filiale und sogar das…

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Das Sonnenlicht kitzelt mich an der Nasenspitze, ich rümpfe sie und drehe mich weg, ziehe mein Kissen übers Gesicht und stöhne leicht auf. Mein Bauch grummelt, ich ziehe mein verrutschtes T-Shirt zurecht und versuche, eine gemütliche Schlafposition zu finden. In der Küche nebenan scheppert es im Topfregal, wieder Einschlafen ist jetzt fruchtlos geworden, ich drehe mich zu meinem Wecker und hebe den Kopf an, um die Uhrzeit zu erfahren. Plötzlich schießt ein Schmerz durch meinen Nacken, irgendwas ist hier überdehnt. Mit weniger Eigenbewegung habe ich mich noch nie verletzt. Ich richte mich auf, setze mich auf die Bettkante und massiere…

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Man kennt das. Man ist verliebt oder verknallt und kann die Person nicht haben. Entweder das Gefühl basiert nicht auf Gegenseitigkeit, es passt örtlich und zeitlich nicht oder das Objekt des Begehrens ist vergeben. Im Idealfall hat eben diese Person einem gerade das Herz gebrochen, die Beziehung, oder was auch immer es da gab, beendet. So oder so steigere ich mich da rein. Rauschzustände betäuben nur kurz, danach ist es dann alles intensiver und schlimmer. Meine eigene Wehleidigkeit erhebe ich zu den Qualen des Tantalos, ich gehe ganz und gar darin auf und doch nicht unter. Da kann ich machen, wie und…

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Oma wird 80, das passiert jetzt schon zum zweiten Mal. Diese Oma kann aber mich und meinen Vater noch auseinanderhalten – ist ja auch etwas einfacher, wenn es Enkel und Schwiegersohn sind. Auch im hohen Alter soll man sich was gönnen, sich selbst auch mal Geschenke machen. Deshalb gabs also dieses Jahr eine neue Hüfte – echt Titan oder so, sozusagen die S-Klasse unter den künstlichen Körperteilen. So etwas in der Art hat ein Arbeitskollege meines Vaters auch mal fallen gelassen – bei BMW. Aber zuerst die Umstände: Weil Oma 80 wird, fahren wir essen. Wir, das sind Opa (84),…

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Auch während der Semesterferien will Euch DER ALBRECHT nicht im Stich lassen. Deshalb haben wir eine neue Kolumne ins Leben gerufen, in der unser Redakteur Paul wöchentlich über Kiel in den Semesterferien und seine Gedanken zum Hier und Jetzt, Damals und Dann berichtet. Unter dem Titel Auf jeden Fall vielleicht findet Ihr sie jeden Montag online. Viel Spaß beim Lesen! Ich wohne einer Tankstelle gegenüber. Neben Zigaretten und Minzbonbons kaufe ich dort auch gerne mal Cola und andere Getränke; nicht aus Verlegenheit, sondern des Lerneffekts wegen. Ich bin der Meinung, dass ein Literpreis von 2,60 Euro mich auf lange Sicht davon…

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Das deutsche Wahlrecht ist kompliziert. Statt einer einfachen Mehrheitswahl wie sie in den USA angewendet wird oder einer Verhältniswahl, die in der Schweiz gilt, wird in Deutschland der Bundestag nach einer Mischform der beiden Systeme gewählt. Die sogenannte personalisierte Verhältniswahl, in der sowohl Direkt- als auch Listenkandidaten mit zwei voneinander unabhängigen Stimmen gewählt werden sorgt nicht nur beim Wahlvolk für Verwirrung, sondern auch im Parlament für Probleme. Alle Kandidaten, die direkt gewählt wurden, haben Anspruch auf einen Sitz im Bundestag. Gleichzeitig haben alle Parteien einen verhältnismäßigen Anspruch auf Sitze, die der Parteilisten zufolge besetzt werden. Dieses System führt dazu, dass…

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Am 9. Februar 1992 lief Earvin „Magic“ Johnson zum letzten Mal als NBA All Star auf. Trotz seines Rücktritts zu Beginn der Saison war er von den Fans in die Starting Five gewählt worden und durfte so für die Auswahlmannschaft der Western Conference spielen und die MVP-Trophäe, die dem besten Spieler verliehen wird, mit nach Hause nehmen. Zum Zeitpunkt seines Rücktritts war Johnson 32 Jahre alt, im besten Basketballalter, jedoch HIV-positiv. Eine Routineuntersuchung hatte vor Beginn der Spielzeit seine Infektion offenbart und ihn gewissermaßen zum Rücktritt gezwungen. Mehr als die bloße Diagnose waren jedoch die Reaktionen seiner Mit- und Gegenspieler…

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Streck Dich aus und warte: Frei nach Morrissey gilt „Manche Bands sind größer als andere Bands, Mancher Bands‘ Väter sind größer als anderer Bands‘ Väter.“ Natürlich trifft dieses Gesetz auch auf seine eigene Band zu, immerhin schrieben sie dereinst Musikgeschichte.

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