Kieler Medizinstudenten laufen für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen im April den Berliner Halbmarathon

Es ist Sonntag, der 3. April 2016. Die Frühlingssonne scheint auf das noch müde Berlin, während sich Menschenmengen durch die Straßen schieben. Quer durch Mitte, Charlottenburg und Kreuzberg führt der Weg entlang geschichtsträchtiger Gebäude, über den Landwehrkanal, vorbei an Gedächtniskirche und Siegessäule.

Das Ganze könnte der Urlaubsfantasie des Durchschnitts-Berlin-Touristen entsprungen sein, wären da nicht die abgesperrten Straßen, die Trinkstationen und die Strecke über 20,0975 Kilometer, anstatt in roten Doppeldeckerbussen, ausschließlich zu Fuß zu bewältigen. Begleitet von Zuschauergegröle, Trommeln und Blasmusik zieht es jährlich bis zu 30 000 Läufer aus der ganzen Welt im April zum Berliner Halbmarathon, dem Größten in ganz Deutschland.

Unter ihnen wollen dieses Jahr auch elf Kieler Medizinstudenten sein. Anders jedoch als die meisten Läufer haben sie keinen normalen Startplatz ergattert, sondern sind Teil des 120 köpfigen Laufteams von Ärzte ohne Grenzen.

Nach dem Motto „Berlin wird Kiel geholt“ sammelt die Gruppe Spendengelder für die private Hilfsorganisation, deren Ziel es ist, Menschen in Notsituationen medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Dabei wird sie in Ländern tätig, in denen nationale Gesundheitssysteme aufgrund von Naturkatastrophen oder menschlich geschaffenen Krisen nicht mehr imstande sind, eine flächendeckende Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Privatspenden, wie sie die Kieler Gruppe sammelt, spielen bei der Finanzierung der Projekte eine zentrale Rolle: Im Jahr 2015 machten sie, nach eigenen Angaben, rund 92 Prozent der Einnahmen der Organisation aus.
Der Teamcharakter und das Ziel, neben der persönlichen Herausforderung etwas Gutes zu tun, machen das Event zu einem der Highlights unserer Spendenaktionen, sagt die Organisation auf Anfrage des ALBRECHT. Im vergangenen Jahr konnten so über 22 000 Euro gesammelt werden

Die sich hauptsächlich noch im ersten Abschnitt des Medizinstudiums befindenden Kieler treibt vor allem der Wunsch zur Tat: „An unserem Wissen wird noch fleißig rumgedoktort, aber laufen, ja laufen können wir doch schon!“, heißt es auf ihrer facebook-Seite.
Frederik Krause, Teilnehmer und Mitbegründer der Gruppe, kann das nur bestätigen: Die praktische Arbeit als Mediziner sei noch so weit entfernt, dabei komme es auch jetzt schon darauf an, „Flagge zu zeigen und eine Kleinigkeit dafür zu tun, dass die Welt ein Stück weit besser wird“, meint der 24-Jährige.

Vor allem heutzutage, wenn sich durch ständige Krisenmeldungen die Messlatte des „Normalzustands“ zu verschieben drohe, sei es wichtig, Menschen zu sensibilisieren und darauf aufmerksam zu machen, dass auch durch einen kleinen Spendenbeitrag anderen Menschen geholfen werden könne.
Von dem ursprünglich ausgerufenem Spendenziel von 2 000 Euro seien bereits 950 Euro gesammelt, die sowohl aus dem Familienumfeld der Teilnehmer als auch von Professoren oder Kommilitonen stammen.

Optimal wäre es natürlich, auch in den kommenden Jahren eine feste Gruppe aus Kieler Studenten etablieren zu können, die an den jährlichen Läufen teilnähmen, sagt Frederik. Dennoch liege der Fokus nun erst einmal auf diesem Jahr. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren für den Tag, an dem Berlin zum 37. Mal Schauplatz sportlicher Höchstleistung und persönlicher Krisen wird. Vielleicht einem weiteren sonnigen Sonntag im April.

Noch bis zum 1. April 2017 kann hier für die Kieler Lauftruppe und somit Ärzte ohne Grenzen gespendet werden


Foto: privat

 

Autor*in

Hauke studiert Humanmedizin an der CAU und ist seit Juni 2016 Teil der Redaktion.

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