Tag für Tag werden alle bekannten Plattformen durchforstet, vielleicht gibt es bei facebook etwas Neues, oder auch in einer kleinen Zeitungsanzeige? Es werden alle Register gezogen, alle Familienmitglieder, Freunde und entfernten Bekannten wissen Bescheid – keine mögliche Chance soll ungenutzt bleiben auf der verzweifelten und zermürbenden Suche nach einer passenden Wohnung.

Na klar, die Ansprüche und Vorstellungen wurden schon längst heruntergeschraubt – Hauptsache, es gibt vier Wände, ein Dach und dazu noch eine Miete, die für Studierende wenigstens einigermaßen bezahlbar ist. Wenn solche die Kriterien erfüllenden Anzeigen tatsächlich mal gefunden werden, gibt es kein Halten mehr. Es werden Mails geschrieben, es wird telefoniert. Wie traumhaft diese Wohnung doch wäre und wie lange wir uns gerne darin wohlfühlen möchten, all das wird dem Vermieter oder Anbieter in den schönsten Worten vermittelt. Alle Asse im Ärmel werden ausgespielt, es wird alles versucht – selbst wenn die Wohnung von der Traumwohnung weit, weit entfernt zu sein scheint.

Und was kommt dann zur Antwort? Die Gegenfrage, ob es sich bei den Interessenten denn um Studierende handele. Ja? Dann tue es ihnen natürlich sehr leid, aber dann könne kein Besichtigungstermin angeboten werden. Ohne einem je persönlich begegnet zu sein, ohne auch nur die kleinste Kleinigkeit über einen persönlich zu wissen, werden Studierende in unzähligen Fällen kategorisch ausgeschlossen. Denn natürlich sind sie alle immer laut, feiern nur Partys, leben nur in den Tag hinein, können keine Miete bezahlen und machen vermutlich auch noch alles kaputt – oder was sind bitte die Gründe, um eine solche Personengruppe grundsätzlich außen vor zu lassen?

Als Hoffnung bleibt wohl nur der baldige Uniabschluss und der damit einhergehende angesehene Grad des Akademikers – nicht, dass dieser ja auch schon mit dem Bachelor in der Tasche vorhanden ist, aber das zählt natürlich nicht, solange nicht mindestens ein vierstelliger Betrag auf dem monatlichen Kontoauszug zu belegen ist. Ob Bachelor- oder Masterstudierende, das ist ganz egal. Den Abschaum der Gesellschaft möchte wohl niemand als Mieter in seiner Wohnung wissen.

Autor*in

Judith ist seit April 2015 beim ALBRECHT. Sie studiert Deutsch und Geschichte auf Fachergänzung seit dem Wintersemester 2013/14.
Sie leitet das Lektorat des ALBRECHTS.

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