Ob Schweinegrippe, Vogelgrippe, BSE oder Dioxin: Lebensmittelskandale kennt der Student zu Genüge. Doch der EHEC-Skandal, der die Schlagzeilen in den letzten Wochen deutschlandweit bestimmte, war doch ein wenig stärker zu spüren und zum Teil sogar zu sehen. So bot sich bei einem Blick auf die Auslage der Campus-Suite ein eher ungewohntes Bild: Es wurde kurzerhand beschlossen, weder Blattsalat, noch Tomaten oder Gurken zu verkaufen, ehe die Verzehrempfehlung des Robert-Koch-Instituts und des Bundesamts für Risikobewertung nicht aufgehoben würde.

So bot sich dem Betrachter ein nicht nur ungewohntes, sondern auch nicht mehr ganz so appetitliches Bild. Ein Blick darauf verrät schnell – unerheblich ob man nun Wert auf eine gesunde Ernährung legt, oder nicht – dass es aber zweifelsfrei besser mit Tomaten, Gurken und Co. aussieht. Auch das Studentenwerk Schleswig-Holstein ließ sich von solch ästhetischen Einbußen nicht beirren und ließ am 6. Juni auf der Homepage verlauten, es verzichte auf besagte Lebensmittel, so lange die Verzehrempfehlung anhalte. Aus den Kindertagesstätten verschwünde sogar jede Form rohen Gemüses. Eine Maßnahme, welche in seiner Radikalität zwar nachvollziehbar ist, jedoch kaum jemand erwartet hat.

Angesichts der Allgegenwart der Krankheit fühlten sich die Verantwortlichen anscheinend zum Handeln verpflichtet. Schließlich konnte sicherlich auch ein großer Teil der Studentenschaft über ein oder zwei Ecken jemanden ausfindig machen, der diesem Virus erlegen war. Dies ist bei Betrachtung der Zahlen wenig verwunderlich. Dem „Kompetenzzentrum für das Meldewesen übertragbarer Krankheiten“ sind 840 bestätigte EHEC-Infektionen und 194 bestätigte HUS-Fälle (Stand 16. Juni) gemeldet worden. 78 EHECErkrankte lagen zwischenzeitlich in der Kieler Uni-Klinik und kämpften, gar nicht so fern vom alltäglichen Studentenleben, mit dem gefährlichen Erreger.

Doch von zahlreichen Krankheitsfällen und ständiger Berichterstattung ließ sich nicht jeder beunruhigen. So soll ein Student in der Mensa auf die Frage der Kassiererin, ob er den Salat denn wirklich essen wolle, geantwortet haben: „Das ist Mensa-Essen! Wenn da noch was drin lebt, bin ich schwer beeindruckt!“ Auch wenn nach Rücknahme der Verzehrempfehlung für alle Gemüsesorten – bis auf die vermutlich schuldigen Sprossen – die Auswirkungen weniger augenscheinlich sind. Ganz verschwinden wird der Erreger nicht, wie die Abgeordnete des Europäischen Parlaments Ulrike Rodust, Mitglied im Ausschuss für Fischerei sowie Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, in einem Gastvortrag vor Kieler Studenten sagte: „EHEC ist nichts Ungewöhnliches und kommt überall vor“. Doch die derzeitige Ausbreitung stellt doch eine Extremsituation dar. Daher sei darauf hingewiesen, dass in Folge des erheblichen Blutverbrauchs durch die EHEC- und HUS-Behandlungen ein großer Bedarf an Blutspenden besteht. Ein jeder sei damit noch einmal dringlichst aufgefordert, seinen Beitrag zu leisten und Blut spenden zu gehen.

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