Ein alter Mann mit grau meliertem Haar und freiem Oberkörper ist in einem dunklen Steinverließ gefangen. Sein einziger Lichtblick: eine rothaarige, junge Frau in einem weiten, roten Kleid, an deren Brust er nuckelt. Das Bild Cimon und Pero von Abraham Bloemaert hängt in der Ausstellung CAUboys, die sich zum Jubiläum der sehr weit gefassten Verbindung von Kunst und Universität widmet.

Der Name der Ausstellung soll zum Ausdruck bringen, dass Lehre und Kunst an der CAU zum überwiegenden Teil von Männern gestaltet wurde. Da Frauen erst weit nach 1900 überhaupt studieren durften und bis heute sehr viel seltener die Professorenehre übertragen bekommen, hat Kurator Dr. Peter Thurmann diesen Titel gewählt. Bereits die Gründung der Universität war von zwei Herren bestimmt. Daher eröffnen die Portraits von Herzog Christian Albrecht und Johann Adolph Kielmann von Kielmannsegg die Ausstellung. Die Gemälde aus dem Jahr 1665 erinnern an den Gründer und den ersten Kanzler der Kieler Universität. Der Herzog hat sie der Einrichtung geschenkt und so einen ersten Stein für die Sammlung gelegt.

Betrachtet man die Werke, die im Besitz der Universität sind, wird deutlich, warum die Ausstellung scheinbar wirr und erst bei den späteren Werken künstlerisch wertvoll wird. Einen Teil der Sammlung machen die Professorenportraits aus. Sie sind als Ahnengalerie gedacht. Damit dienen sie lediglich als teilweise sehr kuriose Abbildungen der Professoren, sind von der künstlerischen Qualität her jedoch fragwürdig. Dafür ist es recht amüsant, diese Bilder zu betrachten und sich zu fragen, wie dieser Professor wohl gewesen sein könnte. In dieser Ahnengalerie schwingt auch die NS-Vergangenheit der Universität mit. Das letzte gemalte Portrait eines CAU-Professoren zeigt den Juristen Paul Ritterbusch im Ornat mit Kette und Hakenkreuz.

Weitere Werke, die von der Universität gesammelt wurden, bilden eine diffuse Reihe aus 108 Bildern des niederländischen Barock, wie dem eingangs beschriebenen von Abraham Bloemaert. Fast 100 weitere Gemälde wurden bei Bombenangriffen im Krieg oder durch die Aussortierung aus der Sammlung entfernt. Übrig blieben viele religiöse und überwiegend düstere Darstellungen. Warum genau sie erworben wurden, ist unklar. Ebenso zusammengewürfelt sind auch die als Schenkungen oder aus Nachlässen erhaltenen Bilder.

Leider nur in geringem Ausmaß ist auch die Verbindung aus Kunst und Lehre der Christian-Albrechts-Universität zu sehen. Dafür schildern die Zeichnungen von Menschen und Landschaften der Zeichenlehrer auf eindrucksvolle Weise, welcher künstlerische Stil gelehrt wurde. Ziel war es laut Kuratorin Dr. Annette Weisner, „das Auge sowie Ästhetik, Verständnis für Schönheit und Harmonie zu bilden, ebenso wie die menschliche Moral“. Es ging in den Kursen nicht nur um die Zeichnung an sich, sondern auch um den kunsthistorischen Kontext und somit die allgemeine Bildung drumherum. Besonders die Detailtreue und die Art zu zeichnen sind sehenswert. Aber auch die landschaftlichen Motive, die eine Mischung aus Wasser und Wald darstellen, fallen durch ihre präzise Herausarbeitung auf.

Die Verbindung zwischen der Landschaft beziehungsweise den Menschen der Universität hat der dritte Ausstellungsschwerpunkt mit den Bildern aus der Ahnengalerie und den anderen von der Universität gesammelten Werken gemeinsam. Den größten Teil stellen die Bilder der Ehrenbürger und Ehrendoktoren der Kieler Universität. Wie genau diese Verbindung zwischen Universität und Ehrenbürgern zustande kommt, bleibt schwammig. Für diese Auszeichnung sind lediglich besondere Verdienste ideeller Art oder die Ehrung von Persönlichkeiten, die sich um die Universität oder eine ihrer Einrichtungen verdient gemacht haben, notwendig, erklärt Kurator Dr. Peter Thurmann. Neben Bildern von Hans Peter Feddersen, Christian Rohlfs, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff sind vor allem die Werke von Emil Nolde und Franz Gertsch besonders interessant. Bei Nolde fällt vor allem die künstlerische Entwicklung und Vielfalt von Radierungen über Holzschnitte bis hin zu Gemälden auf. Die riesigen Bilder von Franz Gertsch verlangen, von Nahem betrachtet zu werden, um zu sehen, wie die einzelnen Bildpixel Punkt für Punkt mit einem Holzstichel aus der Vorlage gehoben wurden. Diese Bilder lassen je nach Entfernung ganz unterschiedliche Interpretationen zu.

Insgesamt sind Titel und Konzeption sehr konstruiert. Dies liegt jedoch an der Sammlung der CAU. Die Mitarbeiter der Kunsthalle haben das Beste aus dieser Ansammlung von nicht zusammenhängender Kunst gemacht, was ihnen möglich war. Neben einigen künstlerisch wertvollen Bildern gestalten die Kuriositäten die Ausstellung unterhaltsam.

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