Dass Dozierende neben ihrer Tätigkeit in der Lehre auch forschen und Ergebnisse regelmäßig in Form von Aufsätzen oder Monographien veröffentlichen, ist weitläufig bekannt. Dass Studierende jedoch wissenschaftlich publizieren, ist eher ungewöhnlich. Mit dem Sachbuch „Spiel, Satz und Sieg. Zehn Jahre Deutscher Buchpreis“ ist nun genau dieses Phänomen eingetreten. Darin haben 18 Studierende der CAU ihre ersten wissenschaftlichen Aufsätze verfasst und veröffentlicht.

Doch wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Projekt? Dafür ist ein kleiner Sprung in die Vergangenheit nötig: Im Wintersemester 2013/14 initiierten die beiden Dozenten Ingo Irsigler und Gerrit Lembke vom Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien das Projektseminar „Deutscher Buchpreis von 2005-2013“. Für dieses Seminar sprachen sie Studierende an, die ihnen in den vergangenen Lehrveranstaltungen aufgefallen waren. So formierte sich eine Gruppe aus B.A.- und M.A-Studierenden sowie einem Promotionsstudenten, die daraufhin gemeinsam an dem Projekt arbeiteten. Ziel des Seminars war es, ein kultur- und literaturwissenschaftliches Sachbuch über den Deutschen Buchpreis anzufertigen.

Während die beiden Dozenten das Seminar organisierten und die Redaktionsarbeit moderierten, sollte der Inhalt des Buches wesentlich von den Studierenden bestimmt werden. Im Laufe des Semesters wurde so ein Profil des Deutschen Buchpreises erarbeitet, Auffälligkeiten bei der Vergabe des Preises erkannt, sowie die Gewinner der Auszeichnung besprochen. Es wurden Themen für die Aufsätze herausgestellt und verteilt, die bisherigen Ergebnisse der jeweiligen Schreibprozesse präsentiert und diskutiert.

Letztendlich wurden elf Aufsätze verfasst, die vor allem in Koautorschaft entstanden sind. „Die Zusammenarbeit mit anderen Personen war zunächst ungewohnt“, erklärt Jörn Borowski, einer der 18 Autoren und Autorinnen des Buches. Denn während in der Naturwissenschaft gemeinsames Publizieren Gang und Gebe ist, werden Aufsätze in der Geisteswissenschaft meist noch allein geschrieben.

Neben dem Schreiben von Texten lernten die Studierenden darüber hinaus noch weitere Schritte der wissenschaftlichen Praxis kennen. So wurden die Aufsätze in mehreren Redaktionsphasen überarbeitet. „Bei einer Hausarbeit setzt du dich in Regel nach der Abgabe nur noch wenig mit dem auseinander, was du geschrieben hast“, so Corinna Haug, die in die Redaktionsarbeit des Buches eingebunden war. „Hier wirst du immer wieder mit den Schwächen deines Textes konfrontiert.“ So sei auch der Umgang mit Kritik eine Hürde gewesen, die es zu meistern galt.

Um die Publikation aufzulockern, führten die Studierenden zum einen exklusive Interviews, beispielsweise mit Uwe Tellkamp, der den Deutschen Buchpreis 2008 für seinen Roman „Der Turm“ erhielt. Zum anderen haben acht Kieler Studierende mit insgesamt zwölf eigenen Abbildungen die Inhalte des Buches illustriert. Die lange Arbeit über zwei Semester habe sich definitiv gelohnt, resümieren Corinna Haug und Jörn Borowski. Denn das Ergebnis ist ein Sachbuch, das zugleich wissenschaftliche als auch unterhaltsame Ansprüche erfüllt.

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