MDie Pumpe ist am Montag gut gefüllt, als Sophie Hunger auf ihrer Supermoon Tour einen Abstecher nach Kiel macht. Das Publikum setzt sich vorwiegend aus Mitte bis Ende 30-jährigen zusammen, aber es haben sich auch einige Studenten untergemischt. Mütter und Töchter, Freunde, Paare, Einzelgänger, sie alle haben sich versammelt, um Hunger zu lauschen.

Los geht’s jedoch mit der Faber, der das Publikum auf Sophie einstimmt. Seine melancholischen Texte passen perfekt zu seiner dunklen, tiefen Stimme. Mit dieser legt er selbst Pathos in so banale Wörter wie „Weißwein“. Die Texte sind direkt und klar; mit berührenden Gitarrenklängen unterlegt. Angeblich hat Hunger ihn nur einen einzigen Song spielen hören und war sofort begeistert – man merkt, warum.

Faber hat Hunger direkt überzeugt
Faber hat Hunger direkt überzeugt

Nach einigen Umbauarbeiten betritt Hunger selbst die Bühne. Sie trägt schlichte schwarze Klamotten, ihre Haare sind zu einem glatten Pferdeschwanz gebunden. Sie kündigt sich selber nicht an, sondern legt direkt mit ihren Songs los. Durch Lichteffekte wird zunächst eine geradezu mystische Stimmung erzeugt, die stellenweise an Björk erinnert. Wer denkt, es ginge in diesem Stil weiter, wird jedoch enttäuscht.

Das Konzert ist ein bunter Wechsel zwischen rockigen Songs, Jazz-Einschlägen und Chansons. Dabei springt Hunger zwar hin und her, nimmt sich aber für jeden Song viel Zeit und so wird die Mixtur zu einem gelungenen Experiment. Sie wird von vier herausragenden Musikern aus verschiedenen Nationen begleitet, die sie alle einzeln vorstellt. Die 32 Jahre alte Schweizerin lässt sich nicht hetzen. Zwar siezt sie das Publikum, dies wirkt aber viel mehr charmant denn distanziert. Mit intensiven Blicken in die Menge sowohl während der Lieder als auch nachdem der letzte Ton verklungen ist, erschafft sie eine eindringliche Atmosphäre. Ihre Songs sind ironisch, einfühlsam und vielschichtig. Manchmal nacheinander, manchmal alles zusammen. Der Zuhörer kann sich nicht sicher sein, was im nächsten Moment kommt, eine einzige Stimmung setzt sich nicht durch. Stattdessen entwickelt sich ein Potpourri, das überraschenderweise enorm gut zusammenpasst.

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Insgesamt zeigt sich, was für eine große Bandbreite die Sängerin beherrscht. Sie schlägt sowohl zarte als auch herbe Töne an, wechselt vom Klavier an die Gitarre und springt zwischen vier Sprachen hin und her: Deutsch, Englisch, Französisch und – für Kieler Ohren nur schwer zu verstehen – Schweizerdeutsch. Diese Wechsel werden so gekonnt vollzogen, dass man sich gar nicht entscheiden kann, was Hunger nun am besten beherrscht. Obwohl, eigentlich ist die Antwort klar: alles.

Autor*in

Maline ist 25 und studiert Deutsch und Politikwissenschaft im Master an der CAU. Sie ist seit Mai 2015 Mitglied beim Albrecht.

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