Niemand gibt es gerne zu, jede:r kennt sie: die Eifersucht. Doch woher kommt dieses Gefühl, das den Haussegen in vielen Beziehungen jeglicher Art regelmäßig schief hängen lässt? 

Dem Gefühl auf den Zahn gefühlt 

Auf romantische Beziehungen bezogen gibt es eine evolutionspsychologische Erklärung, die unter anderem von David M. Buss, Professor für Psychologie an der Universität von Texas in Austin vertreten wird. Er hat Paare zum Thema Eifersucht befragt, um die Herkunft des Gefühls genauer untersuchen zu können. Dabei fand er heraus, dass sich weibliche und männliche Eifersucht unterscheiden. Männer seien eher auf einer sexuellen Ebene eifersüchtig. Sie hätten also Angst, dass ihr:e Partner:in ihnen fremdgeht. Frauen hingegen seien auf einer emotionalen Ebene eifersüchtig und hätten Angst, dass ihr:e Partner:in sich neu verliebt. Den Grund hierfür sieht Buss in der Evolution. Männer wollten vor allem sicherstellen, reichlich gesunden Nachwuchs in die Welt zu setzen. Die sexuelle Treue der Partnerin sei daher wichtig. Auf der anderen Seite hätten Frauen einen Partner gebraucht, der gefühlsmäßig bei der Sache blieb, er sollte schließlich ihren Nachwuchs und sie selbst versorgen. Die Theorie von Buss bezieht sich nur auf die biologischen Geschlechter ‘Mann’ und ‘Frau’ und die heterosexuelle Beziehung zwischen ihnen, da die Erklärung in der Vererbung bestimmter Eigenschaften gesucht wird. Inwiefern sich diese Theorie auch auf queere Beziehungen anwenden lässt, muss noch erforscht werden. Trotzdem ist es ein guter Ansatz, um sich über die biologischen Grundlagen der Eifersucht klar zu werden. 

Doch was genau ist Eifersucht? Forscher:innen sind sich einig, dass es sich um ein rein menschliches Gefühl handelt, das jede:r von uns hat. Es ist aber nicht nur ein einziges Gefühl an sich, sondern ein ganzer Gefühlscocktail aus Wut, Verlustängsten, Trauer, Panik und Selbstzweifeln. Sehr eifersüchtige Menschen tragen diese Mischung Tag für Tag in sich und so lauert dauerhaft die Gefahr einer Explosion, welche im schlimmsten Fall eine Beziehung beenden kann. Eifersucht in Beziehungen kann auch krankhaft sein. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern um ein Symptom unterschiedlicher Störungsbilder.  

Diese Ausprägung des Gefühls liegt dann vor, wenn die Lebensqualität einer oder beider Personen durch das besitzergreifende Verhalten massiv eingeschränkt wird, obwohl keinerlei Beweise für die Untreue der Partnerin oder des Partners vorliegen. In diesem Fall wird auch oft von der ‘dunklen Seite der Liebe’ gesprochen.  
Der Mannheimer Psychotherapeut Rolf Merkle sieht das allerdings anders: „Meine Erfahrung ist einfach, dass Eifersucht kein Zeichen von Liebe ist, sondern eher ein Zeichen von Angst vor Liebesentzug.” Für ihn gehören die beiden Gefühle nicht miteinander zusammen, da Liebe als positives Gefühl nicht mit Eifersucht als Mix negativer Gefühle zusammenzubringen ist. 

Unter Freund:innen 

Eifersucht gibt es nicht nur in Liebesbeziehungen, sondern in jeglichen Formen zwischenmenschlicher Beziehungen – auch in Freundschaften. Für Erwachsene fühlt sich das oft falsch an, denn in diesem Alter sollte gelernt worden sein, dass diese Art zwischenmenschlicher Beziehung nicht exklusiv ist und dass die eigenen Freund:innen auch anderen Menschen nahestehen dürfen. Es ist allerdings normal, Angst davor zu haben, dass Freundschaften beispielsweise durch eine dritte Person kaputtgehen könnten, mit der auf einmal viel mehr Zeit verbracht wird. Dass wir vielleicht etwas sauer oder gekränkt sind, wenn zwei gute Bekannte sich ohne uns verabreden, ist also in Ordnung. Problematisch wird es erst dann, wenn wir am Boden zerstört sind und bereit wären, Dinge für den Erhalt unserer Freundschaft zu tun, die dem Gegenüber schaden könnten. Wenn zum Beispiel bewusst versucht wird, die andere freundschaftliche Beziehung durch Intrigen zu zerstören, geht das zu weit. 

Maßnahmen ergreifen 

Was können wir also tun, wenn wir Eifersucht – egal ob in der Liebe oder der Freundschaft – spüren? Es lohnt sich immer, die Beziehung näher anzusehen und dabei nicht nur auf den:die Andere:n, sondern auch auf sich selbst zu schauen. Oft rührt Eifersucht von einem geringen Selbstwert her. Fühle ich mich in einer zwischenmenschlichen Beziehung immer unterlegen, ist es verständlich, dass ich Angst davor habe, dass sie kaputt geht. Am eigenen Selbstwertgefühl zu arbeiten ist also in vielen Fällen ein guter Anfang, um gegen die Eifersucht anzukämpfen. Außerdem ist es wichtig, nicht seine gesamten Emotionen auf eine Person zu konzentrieren und sich so von ihr abhängig zu machen. Habe ich nur eine:n gute:n Freund:in oder gar keine Freund:innen, sondern nur meine:n Partner:in als Bezugsperson, ist es gut möglich, dass ich große Angst habe, sie oder ihn zu verlieren. So wächst auch die Eifersucht. Diese Person ist dann mein einziger Ort, um Gefühle und Gedanken loszuwerden und zu ordnen und diesen Ort möchte ich natürlich nicht teilen. Es ist also nie gut, sich von einer einzigen Person abhängig zu machen. 

Wichtig ist: Es ist vollkommen normal, ab und zu eifersüchtig zu sein. Das liegt in der Natur des Menschen. Wenn es allerdings die eigene Lebensqualität oder die des Gegenübers beeinflusst oder sogar die Beziehung gefährdet ist, sollten wir die Beziehung und uns selbst kritisch hinterfragen. 

Autor*in
stellvertretende Chefredakteurin

Mira ist 22 Jahre alt und studiert seit dem WiSe 2020/21 Soziologie und Deutsch an der CAU. Sie ist seit November 2020 Teil der ALBRECHT-Redaktion und leitete ab Februar 2021 für ein Jahr das Ressort Hochschule. Ab Februar 2022 war sie für ein Jahr die stellvertretende Chefredakteurin.

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