"Alles nicht zu ernst nehmen" Foto: York Christoph Riccius
„Alles nicht zu ernst nehmen“ Foto: York Christoph Riccius

DER ALBRECHT: Jedes Buch ist ja zwangsläufig in gewisser Weise autobiografisch. Bei dir ist es aber schon durch die Parallelen im Lebensverlauf ein extremerer Fall. Wie war es für dich, das Buch zu schreiben? Und was bedeutet es dir?

Tino Hanekamp: Es war gleichzeitig wahnsinnig qualvoll und euphorisierend, das alles aufzuschreiben. Wenn es einfach ein Erlebnisbericht wäre, hätte ich das vielleicht so rausgerotzt. Aber es ist eine Abenteuergeschichte mit autobiografischen Zügen. Bin heilfroh, dass das Buch fertig ist. Und freu mich riesig, wenn es den Leuten eine ordentliche Dosis Energie ins Großhirn ballert.

DER ALBRECHT: Warum hast du das Buch geschrieben?

Tino Hanekamp: Weil ich von der Schönheit des Idealismus erzählen wollte und den Abenteuern des Nachtlebens. Außerdem soll das Buch junge Menschen zum Unsinnmachen anstiften.

DER ALBRECHT: Was hat das Buch mit dir persönlich gemacht?

Tino Hanekamp: Es hat mich in tiefste Depressionen gestürzt, in höchste Höhen geschossen, zum Lachen und zum Weinen gebracht.

DER ALBRECHT: Bevor du angefangen hast zu schreiben, hast du dir ja sicherlich überlegt, wovon der Roman handeln soll. Was sollten die großen Themen sein?

Tino Hanekamp: Der Roman sollte vom Wahnsinn der letzten Nacht eines Clubs auf St. Pauli erzählen. Und von wunderbaren Menschen, die versuchen, auf den Beinen zu bleiben, während sie versuchen ihren Traum zu leben. Ich hoffe, das hat geklappt…

DER ALBRECHT: Hattest du das Gefühl, dass Oskar dir in gewisser Hinsicht zwangsläufig ähnlich sein muss, oder hat der Charakter ein Eigenleben entwickelt?

Tino Hanekamp: Eigenleben, Eigenleben, Eigenleben! Zum Glück. Ich bin ja nicht Oskar. Und das ist gut so. Für Oskar und für mich. Für alle anderen auch.

DER ALBRECHT: Was macht die Charaktere in deinem Buch so kaputt? Und meinst du, dass sie repräsentativ sind?

Tino Hanekamp: Findest Du die so kaputt? Ich ja nicht. Die haben halt so ihre Probleme. Aber letztlich zahlen sie nur den Preis für ein Leben, das sie innerhalb der Strukturen nach ihren eigenen Ideen gestalten wollen. Da kracht‘s schon mal. Da muss man einstecken. So ist das halt. Das Glück gibt’s nicht für lau.

DER ALBRECHT: Ich halte dein Buch für sehr romantisch. Zumindest glaubt es an die große Liebe, auch wenn man sieht, was sie zum Beispiel mit Oskar anrichtet. Wieso hast du dich dazu entschieden, ihr eine so große Rolle in der Geschichte zukommen zu lassen?

Tino Hanekamp: Na ja, weil Romantik und die große Liebe ja auch eine große Rolle spielen im Leben der Menschen! Sollte sie zumindest. Sonst wäre das wirklich schade für die Menschen. Ist doch alles nichts ohne die Liebe!

DER ALBRECHT: Bist du überhaupt zufrieden mit dem Endergebnis?

Tino Hanekamp: Na ja, richtig zufrieden ist man ja nie. Und hinterher ist man immer schlauer. Aber mehr als das Buch, so wie es ist, ging halt nicht. Zum Glück ist es trotzdem super geworden!

DER ALBRECHT: Das Dasein eines Clubbesitzers hört sich, zumindest wie es im Buch beschrieben ist, ziemlich furchtbar an. Inwiefern ist es wirklich so? Warum hast du dich trotzdem für das Uebel & Gefährlich entschieden?

Tino Hanekamp: Es ist ein aufreibendes, abenteuerliches Dasein. Mit tristen aber auch sehr schönen Momenten. So heftig wie im Buch ist es aber eher selten. Man feiert ja nicht alle Tage Abrissparty, Silvester und Lebenskrise auf einmal. Für das Uebel & Gefährlich habe ich mich entschieden weil: neues Abenteuer! Ich hatte nichts Besseres zu tun. Und es gab da diesen freien Raum, den mussten wir besetzten, damit da was Tolles entsteht. Is’ ja dann auch.

DER ALBRECHT: Du warst vorher unter anderem als Musikjournalist tätig und man merkt auch deinem Roman an, dass Musik eine wichtige Rolle für dich spielt. Macht dir die Arbeit als Musikjournalist und Clubbesitzer die Musik nicht auch irgendwie kaputt?

Tino Hanekamp: Es ist, wie bei allem, alles eine Frage der Dosierung. Überdosis ist immer schlecht. Also muss man gucken, dass man sich nicht zu sehr verschwendet, damit noch was übrig bleibt, damit man noch was spürt.

DER ALBRECHT: Wie empfindest du die Situation, nicht mehr im Hintergrund zu agieren, sondern jetzt selbst der Interviewte zu sein?

Tino Hanekamp: Merkwürdig. Ich will mich verstecken, muss da jetzt aber raus. Also geht man da raus und macht das Beste draus. Wird schon. Und wie immer gilt: Alles nicht zu ernst nehmen.

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