Stinkende, schmatzende Horden von lebenden Toten, die durch verlassene Städte schlurfen und nur von dem Drang nach Menschenfleisch angetrieben werden. Das sind die Hauptcharaktere in der Fernsehserie The Walking Dead, gegenüber welchen vereinzelte Gruppen von Menschen innerhalb einer postapokalyptischen, anarchischen Welt verzweifelt versuchen, zu überleben. Gerade startet in den USA die siebte Staffel der Erfolgsserie, welche mehreren Millionen Zuschauern das Phänomen Zombie‘ seit Start 2010 wieder schmackhaft gemacht hat.

Grund genug, dem Ursprung des Zombie-Gedankens in der Kultserie The Walking Dead einmal auf den Zahn zu fühlen. Dr. Kai Ulrich Jürgens beschäftigte sich am 8. November im Rahmen der Ringvorlesung Graphic Novels und ihre Verfilmungen des Instituts für Neuere Deutsche Literatur und Medien der CAU Kiel mit der Frage, wie sich die Zombie-Figur aus The Walking Dead schon zuvor in Literatur und Film konstatiert hat. Denn es bleibt zu klären, was eigentlich so faszinierend an der Vorstellung von wandelnden Untoten ist.

Der Begriff Zombie‘ stammt ursprünglich von dem Wort nzùmbe‘ ab, was innerhalb der zentralafrikanischen Sprache Kimbundu für einen Totengeist verwendet wurde. Dadurch, dass dieser Glaube auch bis heute auf Haiti vertreten ist, verbreitete sich das dortige kreolische Wort zonbi‘ weltweit. Jedoch bezeichnet der Begriff heute kein körperloses Gespenst mehr, sondern einen handfesten Untoten. Wobei laut Genre jeder, das heißt auch Frauen und Kinder, zu einem Zombie werden kann.

Es lassen sich schon ab dem 18. Jahrhundert Vorstellungen von Untoten in der Literatur auffinden und erste Anzeichen des heutigen Zombie-Begriffs gibt es etwa im Buch The Magic Island von William B. Seabrook, das 1929 erschien. Jedoch liegen bei Seabrook und auch in den ersten Filmen aus dieser Zeit, wie beispielsweise 1932 White Zombie, die Figuren-Merkmale noch ganz anders. So handelt es sich hier bei den Zombies noch um mit Voodoo-Magie gesteuerte, stumpfe Kreaturen, die antriebslos ihrem jeweiligen Meister gehorchen, von dem sie verhext wurden. Diese Vorstellung ändert sich dann erst signifikant mit dem Erscheinen von George A. Romeros Film Night of the Living Dead aus dem Jahr 1968, in welchem sich neben teilweise verstörenden Szenen auch bereits in der Handlung typische Situationen der meisten nachfolgenden Zombie-Streifen bis hin zu The Walking Dead erkennen lassen. So entstehen die Untoten nicht mehr durch Voodoo-Zauber, sondern radioaktive Katastrophen oder Seuchen. Der Zombie besteht nur noch als Teil einer Masse auf der Jagd nach menschlichem Fleisch und infiziert dabei ständig mehr Menschen, die sich so auch verwandeln. Außerdem kann ein Zombie nur dadurch endgültig aufgehalten werden, wenn sein Gehirn zerstört wird. Die angespannte Situation entlädt sich zudem typischerweise auch in lebensbedrohlichen Konflikten zwischen den menschlichen Überlebenden.

Das spiegelt sich so auch in der Comic-Reihe The Walking Dead wider, welche erstmals 2003 erschien und auf der die gleichnamige Fernsehserie beruht. Die Handlung folgt hauptsächlich Rick Grimes, der völlig alleingelassen in einer surrealen neuen Welt aus dem Koma erwacht und mit Schrecken feststellen muss, dass sich inzwischen eine Zombie-Apokalypse ereignet hat und der Großteil der Menschheit inzwischen tot ist. Der vormalige Sheriff macht sich auf die Suche nach seiner Frau und seinem Sohn und führt im weiteren Verlauf der Serie einen Trupp Überlebender im Kampf gegen attackierende Zombie-Horden an. Interessant ist, dass weder im Comic noch in der TV-Serie jemals die Bezeichnung Zombie verwendet wird, sondern die Untoten allgemein als Beißer‘ bezeichnet werden.

Trotz einer fast gänzlich gleich bleibenden Handlung mit wenigen Überraschungen schafft es The Walking Dead irgendwie, die Zuschauer mit der Darstellung eines verzweifelten und brutalen Überlebenskampfes gegen Zombies und vor allem die eigene, menschliche Psyche, auch nach sechs Staffeln weiter zu fesseln.

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