Das Leben beginnt, Abi geschafft und auf in den Studentenalltag! Jetzt geht es los? Doch für viele endet der Aufbruch in die Zukunft mitten in der Realität, zwischen Wohnungsnot und Mietwucher. Doppelte Abiturjahrgänge und die weggefallene Wehrpflicht zeigen nun bundesweit Folgen. Auch in Kiel sind zu wenig Zimmer frei für eine ganze Menge neuer Mitbewohnerinnen und Mitbewohner.

Rebecca ist eine von ihnen und sie ist verzweifelt. Seit Wochen sucht sie. Dabei hatte Rebecca sogar schon eine Wohnung. Mitte August begann sie die Suche mit einer Freundin, im September klappte es dann. Doch die Freundin sprang ab, die Wohnung musste abgesagt werden und Rebecca stand wieder ohne Unterkunft und ohne Alternativen da.

Ähnlich ging es Leonard. Seit dem Zulassungsbescheid im August probierte er alles. Obwohl er schon viel früher anfing zu suchen, waren seine Versuche durchweg erfolglos. Ob im Internet, über Aushänge an der Uni oder die Zeitung, nichts brachte den erhofften Erfolg. Sogar eine Anzeige schaltete er aus lauter Hilflosigkeit in den Kieler Nachrichten. Die Kosten, meint er, müsse man hinnehmen. Die finanzielle Belastung fange nun schon deutlich vor Semester- und Studienbeginn an. Studieren sei eben teuer. Das musste auch Lena feststellen. Seit kurzem wohnt sie in der Jugendherberge, um spontan Besichtigungstermine wahrnehmen zu können. Bisher erfolglos. Sie sind bereit, hohe Mieten zu zahlen, sie machen Abstriche, wo sie können und ihre Illusionen über das Studentenleben haben sie schon bevor es überhaupt losgeht, abgelegt.

Auf der Suche nach einer Unterkunft nehmen sie überfüllte Wohnheime oder endlose Warteschlangen vor eventuell freien Wohnungen in Kauf. Sie schauen sich Zimmer um Zimmer an und wenn sie einmal die Chance bekommen, füllen sie jeden Fragebogen und alle Formulare zu ihrer Person freiwillig aus. Casting-Marathons und Recalleinladungen bei Wohngemeinschaften werden genauso widerspruchslos hingenommen, wie möglicherweise abweichende Hygiene- oder Platzvorstellungen.

17 Besichtigungen hat Rebecca schon hinter sich. Elf Wohnungen und sechs WG-Zimmer hat sie sich angeschaut. Eigentlich noch gar nicht so viele, meinen leitgeplagte Höhersemestrige. Bisher hat Rebecca nur Absagen bekommen. Auch Leonard und Lena haben einen ganzen Marathon hinter sich gebracht. Der verzweifelte Erstsemesterstudent Leonard zog alle Register in der Hoffnung auf Hilfe. Mittlerweile hat Leonard eine nette WG gefunden. Aber weder über die Zeitung, noch durch das schwarze Brett. Er hatte Glück, war zur rechten Zeit am rechten Ort. Er konnte zur passenden Zeit von Lübeck aus nach Kiel kommen. Rebecca und Lena dagegen kommen von weiter weg. Sie stellten sich vor, neue, spannende Erfahrungen in der Ferne zu machen. Sie sind in der Realität des Wohnungsmarktes zwischen Doppelabiturjahrgängen und dem Wegfall der Wehrpflicht angekommen. Sie haben jetzt das Problem, aber keine Lösung.

Lena probiert vor Ort ihr Glück. Rebecca sitzt daheim, hofft per Telefon auf gute Nachrichten. Hilflos und alleingelassen wie so viele andere Erstsemester. Am Ende vom Tag ist Rebecca immer noch ohne Bleibe. In zwei Wochen beginnt ihr Studium und sie weiß nicht, was sie dann machen soll. „Im Moment hoffe ich, einfach ein Dach über dem Kopf zu haben!“, sagt sie lächelnd und spricht damit aus, was hundert andere Studenten auch denken. Nicht nur Erstsemester wie Rebecca und Lena sind dabei Betroffene. Die Wohnungsnot trifft auch ausländische Studierende. Horrende Mieten und fehlende Alternativen verschärfen die Situation auf dem Wohnungsmarkt. Dazu kommen die überforderten öffentlichen Stellen. Jede Menge Frust tut sich auf.

Die sooft erwähnte Zukunftsangst beginnt nun schon, bevor diese überhaupt an Gestalt gewinnt. Denn das Abi ist geschafft und das erste Semester, die Zukunft sollte doch spritzig, feucht fröhlich und ereignisreich sein! Und dazu passt es nun nicht, wenn wir unsere Kommilitonen von morgen im Regen stehen lassen.

Wenn ihr Rebecca, Lena und all den anderen Suchenden also helfen wollt und könnt, Ideen habt oder vielleicht einen guten Tipp, dann meldet euch beim ALBRECHT. Wir leiten alle Eingänge sofort weiter!

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