Auf Festivals hat es wahrscheinlich jeder schon auf Fahnen gesehen, den Tropfen mit der Welt darin – das Logo von Viva con Agua St. Pauli. Denn auf vielen deutschen Festivals laufen junge, motivierte Menschen mit eben diesen Fahnen und großen Mülltonnen über das Gelände, um geneigten Festivalbesuchern ihre Pfandbecher abzunehmen. Viele haben bestimmt auch schon in Cafés oder Bars Wasser in Flaschen gesehen, auf denen der blau-weiße Tropfen prangt, oder daraus getrunken. Viva con Agua heißt Leben mit Wasser, und steht damit für das Ziel des Vereins, Wasser für alle Menschen zugänglich zu machen. Hinter diesem Ziel verbirgt sich ein riesiges Netzwerk und Engagement in vielen deutschen Städten, nicht nur auf Festivals oder via Tresen.

Der Verein wurde 2006 vom ehemaligen FC St. Pauli-Spieler Benjamin Adrion gegründet, nachdem dieser zuvor in Kuba auf das Ausmaß der dortigen Trinkwasserknappheit aufmerksam wurde. Seitdem baute Viva con Agua (VCA) gemeinsam mit der Welthungerhilfe in Äthiopien, Nepal und Uganda Projekte auf, in deren Rahmen Wasser zugänglich gemacht oder sanitäre Anlagen eingerichtet werden.

Die Gründung von VCA regte innerhalb und außerhalb Deutschlands Engagement an. In den letzten elf Jahren bildeten sich in Deutschland in über 55 Städten so genannte Crews, in denen vor Ort durch Spendensammeln, Events und Bildungsprojekte gegen die weltweite Wasserknappheit gearbeitet wird. Über 12 000 Supporter sind in Deutschland für VCA aktiv, um als symbolische ‚Tropfen‘ gemeinsam Wasser zugänglich zu machen. Auch in der Schweiz, den Niederlanden, Spanien, Uganda und Österreich gründeten sich Vereine, die sich mit eigenen Projekten engagieren.

2008 entstand auch in Kiel eine Crew, die aktuell von etwa 20 Tropfen, also Mitlgiedern, getragen wird. Als Hochschulgruppe bildet sie den Schnittpunkt zwischen den Kieler Hochschulen, der Stadt und dem VCA-Netzwerk. Denn wer als Tropfen einer Crew aktiv ist, ist automatisch Teil des großen Netzwerkes und kann damit in anderen VCA-Städten Anschluss finden oder virtuell und auf Netzwerktreffen persönlich vom Wissen, Material und der Motivation anderer Städte und Tropfen profitieren. Für die einzelnen Supporter ist das einer der Gründe, sich begeistert für VCA zu engagieren. Die Kieler Ansprechpartnerin für Bildungsprojekte, Lena Keil, ist seit 2012 in der Kieler Crew aktiv und nach wie vor enthusiastisch: „Mit Viva con Agua Kiel habe ich nicht nur tolle Menschen kennengelernt und unsere Stadt so richtig entdeckt, sondern auch viele wertvolle Erfahrungen gemacht, die ich nicht so schnell vergessen werde.“

Durch die langjährige Arbeit ist die Zelle auch in Kiel gut vernetzt, und arbeitet regelmäßig mit Bars, Clubs, Initiativen und Vereinen zusammen. Ein vorzügliches Beispiel für den Schnittpunkt zwischen Uni und Stadt ist eine Party, die dieses Jahr zum dritten Mal im Tennisheim Aufschlag stattfindet: Dozenten legen auf. Dort bespielen statt bezahlten DJs kostenlos Dozierende verschiedener Fakultäten der CAU Kiel die Platten und erfreuen mit ihrer Begeisterung und der enormen musikalischen Spannweite das Publikum. Am 18. November findet die nächste Ausgabe davon statt, und läutet damit gleichzeitig den World Toilet Day ein, der am 19. November auf die weltweite Notwendigkeit von sanitären Anlagen aufmerksam machen soll.

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Das Thema Wasser und die angenehme Stimmung und Motivation des Vereins hat seit seiner Gründung zur Entstehung weiterer Projekte und Unternehmen geführt. Neben dem Verkauf von sogenanntem leisem und lautem Wasser der von VCA initiierten Wasser AG zur Generierung von Spenden, setzt sich Goldeimer für den ebenfalls unterstützen Bereich von Hygiene und sanitären Anlagen ein. Das Tochterunternehmen von VCA stellt auf Festivals oder anderen Veranstaltungen Komposttoiletten bereit und verkauft mittlerweile ihr eigenes Klopapier, mit dem ebenfalls Spenden generiert werden. Seit 2008 findet außerdem das Tramprennen statt, bei dem jährlich über 100 Anhalter durch Europa gefahren werden und dabei über Sponsoren Spenden für VCA und PRO ASYL sammeln.

Auch im Kleinen entstehen regelmäßig verschiedenste Aktionen. So beschlossen jüngst die zwei FH-Studentinnen Anna und Julia des Studiengangs Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation, die Kieler Zelle durch eine facebook-Challenge zu unterstützen. Bis zum 01. Dezember können dabei WGs ein Foto oder Video zum Thema „Meine WG ohne Wasser“ posten. Die drei WGs mit den am meisten geliketen Posts erwarten grandiose Preis, unter anderem als Hauptpreis ein Wohnzimmerkonzert des weitgefeierten Kieler DJs Beauty and the Beats. Die beiden Initiatorinnen begründen ihr Engagement zweierlei: „Wir saßen im Schrevenpark und hatten die Idee, für eine soziale Organisation eine Aktion zu starten. Wir wollten einerseits Gelerntes praktisch umsetzen und andererseits hatten wir einfach Lust, was Gutes zu tun.“ Als sie auf die Kieler Crew aufmerksam wurden, sei klar geworden, dass diese ihre Unterstützung verdient hat. Mittlerweile sind die beiden ‚vivaconaguatisiert‘ und Tropfen der Crew.

Wer selbst aktiv werden möchte, kann VCA Kiel gerne zwanglos kennenlernen. Ob mit einem eigenen Projekt, als fahnenschwenkender Mensch auf dem Festival, als Repräsentant des Vereins, als Organisator eines informativen, aktiven oder alkoholischen Events, als finanziell Unterstützender, sozial Anschlusssuchender oder über den weltweiten Wasserzugang Besorgter; durch die Bandbreite an Aktionen und die Offenheit der Crew für Menschen und neue Vorschläge, kann sich hier jede*r gemäß seiner Wünsche entfalten. Live zu erleben ist Viva con Agua Kiel in diesem Jahr bei der Dozenten legen auf-Party oder beim Alternativen Wintermarkt in der Hansa 48 am 10. Dezember oder natürlich bei ihren monatlichen Treffen. Das nächste Crewtreffen findet am vierten Dezember um 20 Uhr in der Sternstunde statt. Neugierige sind herzlich eingeladen, denn hier gilt „Alle für Wasser, Wasser für alle“.

Autor*in

Studiert seit 2013 Psychologie in Kiel, und frönt dem ALBRECHT seit dem Wintersemester 2014/15, von 2015 bis 2017 als Bildredakteurin und von Januar 2017 bis Januar 2018 als stellvertretende Chefredakteurin.

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