Ein Kommentar von Rune Weichert

Die KVG und ihre roten Busse. Was bin ich nicht häufig damit gefahren. Nach drei Jahren in Kiel sind mir die Vorteile, wie schnelle Verbindungen in die Stadt und die geringe Umweltbelastung, aber auch die Tücken des ÖPNV in der Landeshauptstadt bekannt: Am geläufigsten ist ja der Spitzname KVG-Racing Team, der häufig auf Jodel verbreitet wird. Die Farbe der Busse lässt manche Busfahrer wohl darauf schließen, dass sie einen kastenförmigen Ferrari mit Gelenk fahren. Da heißt es festhalten, sonst fliegt man auf die Schnauze. Das Rasen durch die teils engen Straßen Kiels kommt aber wahrscheinlich nicht von ungefähr: Auf Jodel wird auch beklagt, dass die Busse gerne mal etwas spät dran sind. Die Gründe dafür sind vielfältig. Stockender Verkehr auf der Holtenauer Straße, Menschen, die im letzten Moment einen Sprint hinlegen, um noch einsteigen zu können oder auch die Unmengen an Studierenden, die sich nach der Vorlesung in einen Bus quetschen.

Wenn ich mit dem Bus fahre, dann beobachte ich manche Dinge, über die ich nur den Kopf schütteln kann: Ich ärgere mich dann über diejenigen, die anderen Menschen Plätze verwehren. Besonders heutzutage scheinen viele ihren Taschen eigene Sitzplätze anzubieten. Das ist vielleicht sehr höflich gegenüber den Sporttaschen oder Rucksäcken, der alte Herr mit Gehhilfe hätte sich aber sicherlich mehr über den Platz gefreut. Besonders egoistisch ist das Tasche-auf-den-Sitz-stellen, wenn mehrere Mitfahrer stehen müssen. Manche scheinen das unverfroren zu ignorieren. Und wenn die Tasche zu schwer für euch ist, stellt sie zwischen eure Beine! Naürlich können die anderen fragen, ob der Sitz frei ist, aber wäre es nicht viel besser, von sich aus den Sitz anzubieten, als andere zu ignorieren?

Apropos stehen: Im Bus nicht zu sitzen, ist vollkommen okay. Rücksichtslos ist es, mitten im Gang zu verharren und anderen so das Sitzen nicht zu ermöglichen. Wenn also jemand relativ weit vorne im Bus steht, sich dort die Passagiere stauen, während hinten jede Menge Plätze frei sind, dann ist das extrem gewissenlos und sogar ein äußerst arrogantes Verhalten. Schonmal daran gedacht, dass andere vielleicht auch sitzen wollen? Es steht sogar in den Bussen selbst: Bitte nach hinten durchgehen.

Ach ja, und dann die Mär von der Lichtschranke. Ja, es ist nervig, wenn die Lichtschranke blockiert ist und der Bus nicht losfahren kann. Aber gerade junge Erstis, die noch nicht ganz trocken hinter den Ohren sind, sind sich der modernen Mechanismen eines Linienbusses nicht bewusst. KVG-Busse sind nun mal nicht wie U-Bahnen, wo ein „Zurückbleiben, bitte!“ aus den Lautsprechern plärrt und sich die Türen mit einem Knall schließen, egal ob jemand drinsteht oder nicht. Gerne darf man Lichtschranken-Blockierer darauf hinweisen, dass sie die Abfahrt verzögern. Unnötig ist es, quer durch den Bus zu brüllen: „Ey, Kollege! Geh aus der Lichtschranke, verdammt nochmal!“.

Busfahren wäre, ja wäre, so schön, wenn wir alle unsere eigenen Interessen mal etwas zurückfahren und auf unsere Mitpassagiere achten und ihnen helfen würden. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass wir Rollstuhlfahrer*innen oder Eltern mit Kinderwagen in den Bus helfen, älteren oder gehbehinderten Mitmenschen oder Vätern beziehungsweise Müttern mit Kind unseren Sitz anbieten und immer freundlich mit Mitfahrern umgehen. Rücksicht tut allen gut, das steht auch an manchen Bushaltestellen geschrieben. Wir bekommen alle ein Semesterticket, da wäre es doch schön, wenn die Fahrten für uns alle angenehm werden. Immerhin ist Busfahren gut für die Umwelt und vielleicht lernt man jemanden interessantes kennen. Weiterhin allseits gute Fahrt!

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