Ein Gastkommentar von Nico Einfeld

Hast Du dieses Jahr in der Mensa etwas geschenkt bekommen? Ich schon. Und zwar regelmäßig. Aber am Ende habe ich mich geärgert, dass ich es angenommen habe. Aber wer kann schon widerstehen, wenn die Mensa einem gratis Fleisch anbietet? Das Studentenwerk Schleswig-Holstein schreibt Umweltschutz groß. Aber leider nicht konsequent! Auf der Homepage wird stolz präsentiert, dass die verwendeten Milchprodukte aus der Region stammen. Die Flensburger haben gar einen Klimapakt geschlossen. Am Green Day heißt es: „Schütz die Umwelt, iss weniger Fleisch.“ Doch am nächsten Tag sind die guten Vorsätze vergessen: Fleisch gibt es geschenkt. Rübenmus für Studierende 2,25 Euro – das schmeckt. Doch viele sagen: „Nicht ohne Wurst.“ Wissend sorgt die Mensa vor: Es gibt auf Wunsch eine Wurst dazu. Gesamtpreis: 2,25 Euro, die Wurst: Gratis! Ich sage geschenkt.

Damit fordert das Studentenwerk doch geradezu heraus, Fleisch zu essen. Wer mit Hunger in die Mensa kommt, nimmt gerne die erweiterte Portion. Und woher nimmt das Studentenwerk eigentlich das Geld, eine Wurst zu verschenken? Zahle ich vielleicht die Wurst der anderen mit, obwohl ich auf sie verzichte? Oder kostet das Fleisch etwa so wenig, dass man darüber nicht nachdenken muss? Das kann eigentlich nicht sein. Schließlich wirbt das Studentenwerk auch mit der Qualität der Produkte.

Auf Nachfrage antwortet das Studentenwerk: Man werde auf eine getrennte Preisgestaltung achten, „wenn die Fleischzutaten preislich vom Durchschnitt der übrigen Zutaten abweichen.“ Zwei Tage später gab es gratis Klößchen zur Suppe, die für Studierende 1,60 Euro kostet. Wovon weicht der Hackfleischpreis jetzt (nicht) ab? Es mag sein, dass die Klößchen so wenig kosten, dass ihr Preis kaum ins Gewicht fällt. Doch wer sich Tier- und Umweltschutz auf die Flaggen schreibt, darf niemals den Fleischpreis in der Kalkulation vernachlässigen. Insofern macht es durchaus einen Unterschied, ob es auf Nachfrage ein paar Nudeln mehr oder zusätzlich Fleisch gibt. Selbst wenn es in der Preiskalkulation keinen Unterschied macht.

Dabei ist die Idee doch gut: Warum nicht die vegetarische Suppe mit einer Wurst ergänzen und so zwei Gerichte anbieten? Aber bitte zu einem fairen Preis. Eine Möglichkeit: Kein Fleisch heißt mehr Suppe. Alternativ müsste die Fleischbeilage – wie jede andere – extra kosten. Ich zahle meine Pommes schließlich auch selbst und bekomme sie nicht geschenkt.


Quelle Titelbild: Jürgen Haacks / Uni Kiel

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