Das Semester ist in vollem Gange, die Euphorischen haben bereits alle Bücher aus der Bib ausgeliehen, die tatsächlich Engagierten lesen sie auch und die Mediziner*innen lernen schon seit Wochen für die Biochemie-Klausur. Für die Allermeisten mag der Unialltag jedoch häufig anders aussehen. Froh sind die sporadisch Studierenden, wenn inzwischen alle Kurse bekannt sind und feststeht, wann sie theoretisch besucht werden könnten. Warum muss Lernen auch mit so vielen Anstrengungen verbunden sein?

Lang vergangen sind die Tage, an denen wir nachmittags mit einem Kakao vor dem Fernseher saßen und unsere Lieblingssendungen wie Die Sendung mit der Maus oder Löwenzahn schauten. Aufgesogen haben wir das Wissen. Peter Lustig erklärte kinderleicht, wie ein Computer funktioniert und in den Lach- und Sachgeschichten lernten wir, wie Mullbinden hergestellt werden. Einen Tag bei der Feuerwehr oder beim Tierarzt erlebten wir bei Willi will’s wissen. Dass Lernen Spaß macht und ganz bestimmt keine Schande ist, haben Shary und Ralph von Wissen macht ah! mit lustigen Experimenten und Ausflügen bewiesen.

Ein paar Jahre später und wir lernten immer noch mit Freude, zwar nicht unbedingt direkt in der Schule. Mit Quarks & Co. lernte es sich auch viel leichter und Galileo, das erste Kamerateam vor Ort, klärte früher für uns mysteriöse Ereignisse auf und scheute keine Mühen, um alltägliche Phänomene zu erklären. Wenn doch einmal für die Schule gepaukt wurde, führte die Suche immer häufiger zu YouTube, den Lehrer*innen der Wahl.

Überhaupt ist ein Großteil der Wissenssendungen inzwischen auf YouTube oder in Mediatheken zu finden. Ein Segen für fernseherlose Studierende, die ihre Lernlust nicht an Hausarbeit oder Seminarvortrag ausleben wollen. Auch für den intellektuellen Abend wird Netflix inzwischen überschwemmt von zahlreichen Wissenschaftsdokus im Bereich Politik, Musik, Kultur, Geschichte oder Tierwelt – Die 72 cutest animals eignen sich selbstredend auch hervorragend als Prokrastinationsgrundlage.

Doch bei all der Modernisierung der Wissensvermittlung und den Informationsmassen dürfen wir nicht vergessen, dass es erst einmal Menschen braucht, die dieses Wissen beschaffen, sammeln und aufbereiten. Forscher*innen wälzen alte Bücher, studieren Grabungsstätten, klettern auf alte Dachböden auf der Suche nach vergessenen Schätzen. Sie untersuchen akribisch jedes Atom und Molekül oder recherchieren, tragen Ergebnisse zusammen und stellen die erworbenen Erkenntnisse verständlich dar. Da klingelt doch etwas: Wir sind nicht nur Konsument*innen verschiedenster Wissenssendungen, wir können auch einen Beitrag leisten zum besseren Verständnis, können forschen, recherchieren und das gewonnene Wissen weitergeben. Also, ab an den Schreibtisch, in die Bib oder ins Labor – aber natürlich erst nachdem ihr euch davon überzeugt habt, wie niedlich Rote Pandas sind.

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