Viel zu oft dreht sich alles nur um Geld – beim Mentorenprogramm Balu und Du hingegen, geht es um „eine Freundschaft zwischen einem großen und einem kleinen Menschen, die mit möglichst wenig oder gar keinem Geld eine schöne Zeit miteinander verbringen“, so Kiels Projektkoordinatorin Renate Müller. 

Die Idee ist simpel, die Auswirkungen nachweislich großartig. Wie in der Geschichte Das Dschungelbuch, hat auch hier ein junger Mowgli einen großen Balu an seiner Seite, der ihn für eine gewisse Zeit begleitet und seine Erfahrungen weitergibt.  „Mowglis sind Kinder im Grundschulalter aus Familien, die in irgendeiner Form in einer schwierigen Situation sind und Lehrer*innen und Sozialpädagog*innen auffallen, denen es gut tut eine*n große*n Freund*in zu haben“, beschreibt Renate Müller die kleinen Teilnehmer*innen. Ein Jahr lang treffen sich Mowgli und Balu als Gespann einmal in der Woche außerhalb der Schule und des gewöhnlichen Umfelds um gemeinsam etwas wie Radfahren, Basteln oder Ausflüge zu unternehmen. Im Idealfall sind das laut Projektkoordinatorin Müller „Zwei, die auf die gleichen Sachen Lust haben, die sich gut ergänzen und sich gegenseitig respektieren.“ Ganz besonders ist hier die 1:1 Beziehung zwischen Mowgli und Balu, diese stößt viele informelle Lernprozesse an und fördert so die Entwicklung des jungen Kindes. 

Die Balis gehen wirklich eine Verpflichtung ein, unterschreiben einen Vertrag und sind sehr verbindlich mit dabei.

Renate Müller, Projektkoordinatorin in Kiel


Seit nun fast drei Jahren wächst die Teilnahme junger Ehrenamtlicher*innen in Kiel wieder. Nachdem das deutschlandweite Projekt, mit Ursprung in Osnabrück, vor einiger Zeit in der Sailing City eingeschlafen war, ist es mit Renate Müller wiedererwacht und so groß wie nie zuvor. „Für Kiel ist Balu und Du ein großer Gewinn. Es zeigt, wie bunt und vielfältig Kiel ist“, so Kiels Bürgermeister Ulf Kämpfer, der sich als Schirmherr für das Projekt in der Landeshauptstadt stark macht. 

Von Beginn an wird das Mentorenprogramm Balu und Du wissenschaftlich begleitet, was unter anderem seine Einzigartigkeit und den großen Erfolg ausmacht. „Wir gucken uns die Balus sehr genau an, weil wir einen hohen Qualitätsstandard haben und, weil wir nicht jeden jungen Menschen einfach in eine eins-zu-eins-Beziehung mit dem Kind losgehen lassen“, so die Projektleitung in Kiel. Die Balus führen ein regelmäßiges Onlinetagebuch, in dem sie die gemeinsamen Erlebnisse festhalten und reflektieren können. Bei den zusätzlichen Begleittreffen mit pädagogischer Kursleitung bekommen die Balus Raum für Fragen, Anliegen und einen regen Austausch untereinander. Die Balus sind in der Regel „junge Menschen zwischen 17 und 30 Jahren, die das Bedürfnis haben, in der Welt einem Kind etwas Gutes zu tun“, beschreibt Renate Müller die jungen Ehrenamtlichen. „Das sind Studierende, Berufstätige oder Auszubildene – Menschen, die mit wachen Augen durch das Leben gehen.“  

Bild: pixaby

Das Projekt hat bereits viele Auszeichnungen und Förderpreise gewonnen und gilt zudem als Präventionsprogramm bezüglich Gewalt im Jugendalter. Durch die regelmäßige Aufzeichnung können die Auswirkungen analysiert und ausgewertet werden. Neben den wachsenden Persönlichkeiten und den tollen Erlebnissen der Gespanne, gibt es auch für Renate Müller „ganz viele schöne Balu und Du-Momente und zwar meistens, wenn ich die Tagebücher lese, weil ich da sehr mit reingenommen werde in die Beziehung zwischen den beiden und das geht mir sehr oft, sehr nah ans Herz.“   

Nach dem gemeinsamen Jahr haben sich sowohl Mowgli als auch Balu verändert. „Bei den Mowglis spürt man sehr viel mehr Selbstvertrauen gegen Ende des Jahres, die wachsen sehr in dem, was sie sich zutrauen“, berichtet Renate Müller. In der Schule sind die Mowglis nach Teilnahme an dem Projekt häufig konzentrierter und aktiver, gleichzeitig gelingt es ihnen, zunehmend mit Konflikten umzugehen und bestimmter Entscheidungen zu treffen. Doch nicht bloß die Mowglis profitieren von dem gemeinsamen Jahr, auch bei den Balus macht Renate Müller eine tolle Entwicklung aus, „weil sie wirklich in Verantwortung für jemanden anders stehen und damit nicht nur in Zuverlässigkeit sondern auch in Klarheit ihrer Person wachsen, sie lernen aber auch, dass sie nicht alles verändern können.“  

Mowglis gibt es nicht nur in Kiel zahlreiche, oft fehlt es dem Projekt an sozial engagierten Menschen, die sich ein ganzes Jahr verpflichten wollen und können, trotzdem wächst das Projekt stets weiter.  

Bild: Balu und Du

Weitere Informationen zum Programm Balu und Du gibt es hier oder vor Ort beim DRK Kreisverband Kiel e.V.. 

Autor*in

Birte studiert Umweltgeographie und -management an der CAU und schreibt seit Juni 2020 für die Hochschulzeitung.

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