Soft Grid ist ein Bandprojekt, der drei Künstler*innen Jana Sotzko (Sängerin der Band The Dropout Patrol), Theresa Stroetges (alias Golden Disko Ship) sowie dem britischen Produzenten und Schlagzeuger Sam Slater. Jeweils solo schon beeindruckend, produzieren sie zusammen einen unfassbar sphärischen und gleichzeig treibenden Sound. Das Trio reizt das Synthesizer-Tonspektrum gnadenlos aus und kombiniert elektronische Texturen mit eingängigen, organischen Sounds. Launisch wechseln sich melodische Parts mit ausufernden Wettstreiten zwischen Gitarre und Synthesizer ab. Kaum möchte man sich friedlich auf einem sanften Soundgeflecht ausruhen wartet schon das nächste akustische Wellental. Nach zwei Tracks drängt sich mir eine Frage auf: Ist das eigentlich geplant, was die da machen? Wohl eher ja: Aus Synthesizern, Schlagzeug, Bass, Gitarre, Bratsche und Vocals entsteht ein so komplexes Soundgewebe, dass die Metapher „Klangteppich“ unzureichend, ja fast ordinär, wirkt. Die Musik scheint einer präzisen Dramaturgie zu folgen und gleicht einer perfekt durchkomponierten Soundperformance. Die konzentrierten Mienen der Künstler*innen in Videos, die ihre Live-Auftritte dokumentieren, untermauern diese musikalische Präzisionsarbeit.

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Die ersten Titel wurden in einem Studio in Potsdam, einer ehemaligen Lungenheilanstalt für Kinder, aufgenommen. Dieser Einfluss wird vor allem im ersten Track Hospital Floor des 2016 erschienenen Albums Corolla deutlich. Dort heißt es „Two days locked in the psychic ward 200 kids put their fingerprints all over the walls“. Vielschichter Gesang erzeugt eine sakral hypnotische Atmosphäre, abgelöst von organischen Melodien und schließlich unterbrochen von einem wilden Noiserock-Gewitter. Trotz dieser unheimlichen Referenz ist die Musik von Soft Grid keinesfalls düster, sondern hält die Balance zwischen aufbrausend, wild, rotzig und pulsierend elektronisch. Auch wenn der Titel des Albums einem Automodell entlehnt ist, Soft Grid liefern weniger den Soundtrack für meditative Nachtfahrten, als für eine Ritt durch eine nebulöse Mondlandschaften in Indigoblau mit quietschenden Reifen und rasanten Auf- und Abfahrten. Laut Tracklist existieren fünf separate Stücke auf diesem Album. Diese fließen jedoch so nahtlos ineinander über, dass sich ein Gesamtkunstwerk ergibt. Eine Soundcollage mit immer wieder neuen, überraschenden Zitationen.

Pressefoto neu Soft Grid by Sara Perovic
Sotzko, Stroetges, Slater – Soft Grid.

Soft Grid klingen wie… ja wie was eigentlich? In einem verzweifelten Versuch die Genrefetischistin in mir doch noch zu befriedigen, bemühe ich Spotify’s Algorhytmen in der Rubrik „Ähnliche Künstler“. Die Antworten lassen mich jedoch eher enttäuscht zurück. Nichts davon will richtig passen. Dafür sind die erzeugten Melodien doch zu vielschichtig und experimentell. Soft Grid verbinden wogende Synthi und Gitarren mit einbrechenden Zitaten aus Noise, Rock, Folk und Indie. Ihr Sound mag bestimmt für manche eine Herausforderung sein, musikalisch betrachtet ist er aber vor allem eins: unfassbar gut.


Soft Grid spielen am Freitag, den 02. Februar 2018
ein Konzert im FahrradKinoKombinat in der Alten Mu.


Support: Ebbots (Modularsynth Live Performance) + Before- and Aftershow
by Dirty Happah & Norman Hemley (Abstract, Jazz, Beats, Hamburg)

Eintritt gegen Spende.



LINKS:

Soft Grid Website
Soft Grid Soundcloud
Soft Grid Facebook


Bilder: Sara Perovic

Autor*in

Janina ist seit April 2017 Teil der Redaktion und studiert Psychologie an der CAU.

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