Eine Hochzeit in weiß. Davon träumen bereits die kleinen Mädchen. Die Pläne sind schon früh geschmiedet und die Trauung fest im Visier der angehenden Bräute. Und auch die letzte fehlende Komponente beginnt sich mit den Jahren zu konkretisieren: Der passende Mann. Dass die Wahl eines geeigneten Partners jedoch nicht nur das Ergebnis von Sympathie und Zuneigung ist, beweist eine Studie über „Das Bildungssystem als Heiratsmarkt“ der Soziologen Prof. Dr. Hans-Peter Blossfeld und Dr. Andreas Timm.

In der Studie wurden deutsche Männer und Frauen in Westdeutschland über einen Zeitraum von 50 Jahren mit dem Ziel untersucht, den Prozess ihrer Heiratswahl zu rekonstruieren. Die Forscher fanden heraus, dass die Partnerwahl ein Zusammenspiel von Gelegenheiten, Neigungen und Heiratsmärkten ist: Letztlich das Resultat eines langwierigen, sich stetig verändernden Prozesses im Leben. Dieser beginnt bereits mit der Sozialisation in der Familie und wird durch ökonomische und kulturelle Faktoren im weiteren Lebensverlauf beeinflusst. Auch der Bildungsweg spielt eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung eines Partners.

Unser Bildungssystem ist hierarchisch organisiert. Manche scheiden früher aus und steigen eher ins Berufsleben ein, manche später. Dieser Zeitfaktor erzeugt sogenannte bildungshomogene Gruppen, also Zusammenschlüsse von Menschen mit gleichen Kenntnissen. In diesen Gruppen etablieren sich soziale Beziehungen untereinander und es entstehen häufig Kontakte zu gleichqualifizierten Personen. Das wirkt sich auf das Heiratsmuster aus. Diejenigen, die sich entscheiden das Abitur abzulegen und zu studieren, fühlen sich oft noch nicht bereit zum Heiraten. Zum einem besteht der Wunsch, das Studium abzuschließen, denn dies ist ein wichtiger Schritt zum Erwachsenendasein. Zum anderen die ökonomische Abhängigkeit von den Eltern oder dem Staat. Die Familienplanung steht erst einmal hinten an. Nach dem Abschluss aber, holen die Absolventen die versäumte Zeit umso schneller nach und suchen sich dafür einen Partner, zu dem der Kontakt bereits hergestellt ist. So werden häufig auch Freunde selben Bildungsniveaus geehelicht. Allerdings gibt es leichte Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Während Uniabsolventinnen dazu neigen, sich unmittelbar zu vermählen, schließt sich bei den männlichen Abgängern erst noch eine Phase der beruflichen Orientierung an.

Diejenigen aber, die früher ins Beschäftigungssystem eintreten, sind auch eher bereit zu heiraten. Dies trifft vor allem auf Frauen zu, da Männer vor der Herausforderung stehen, sich mit geringerer Bildung und Einkommen für Heiratswillige attraktiv zu machen. Generell verfügt diese homogene Gruppe meist über Kontakte zu unterschiedlichen Bildungskreisen und Heiratsmärkten. Da es allerdings eine Tendenz zur Wahl eines Gleichaltrigen gibt und Höherqualifizierte noch an den Hochschulen verweilen, wählen auch sie sich oft Partner mit gleicher Qualifikation.

Im Endeffekt bedeutet dies: Je länger Menschen im Bildungssystem bleiben, desto geringer ist die Chance anders gebildete Partner zu treffen. Das System schafft häufiger Kontakte zwischen Gleichqualifizierten und erhöht die Tendenz bildungshomogener Ehen.

Farina und Christian im Liebesglück. (Foto: Privat)

Gewisse Parallelen zu den Ergebnissen der Studie finden sich auch bei Farina und Christian Lorenzen. Auf einer Erstis-Party im Luna lernten sich die Soziologie- und Pädagogikstudentin und der 24-Jährige, der Geschichte und Englisch studiert, im letzten Jahr kennen und lieben. Nach vier Monaten haben sie sich bereits verlobt, nach fünf Monaten zogen sie zusammen. „Wir haben schnell gemerkt, dass das mit uns passt“, sagt Farina. Sie hätten dieselben Interessen, das gleiche Umfeld und nach mehreren früheren Beziehungen wäre für beide klar: „So etwas haben wir vorher noch nie gefühlt.“ Am 24. August haben die beiden schließlich geheiratet. Für ihre Zukunft hat das junge Ehepaar noch nichts Konkretes geplant. „Erst einmal fertig studieren“, sagt die 22-Jährige. Das Kinderkriegen habe noch Zeit.

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