Au Backe. Afrika in deutschen Texten? Das gibt es doch nur in Elendsreportagen. Nun nimmt sich ausgerechnet Heinz Strunk diesem Kontinent an – der Mann, der bisher mit Hörspielen wie „Der Mettwurstpapst“, „Der Schorfopa“ und natürlich dem Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ auf sich aufmerksam gemacht hat. Kann das klappen?

Das klappt. Hinter der Blödelei versteckt sich bei Strunk nämlich immer eine Menge Wahres: Die Kerne unserer Gesellschaft lutscht er frei und stellt sie im Zerrbild aus. Strunks Arbeiten – von der Schriftstellerei bis zu den politischen Ambitionen – bieten uns einen Besuch im Spiegelkabinett. Satire vom Feinsten.

Heinz Strunk. Foto: Fabian Hammerl
Heinz Strunk. Foto: Fabian Hammerl

„In Afrika“ verbringt Strunks Ich-Erzähler einen traditionellen Weihnachtsurlaub mit seinem Freund C.: „Es gilt nicht, besonders viel zu erleben, sondern gerade möglichst wenig, das allerdings in der immer gleichen zeitlichen Abfolge: 8 Uhr 15 Aufstehen, 8 Uhr 30 Frühstück, von neun bis elf Lesen / gute Gespräche / Dösen, 11 bis 11 Uhr 15 Abkühlung im Pool, Freizeit bis 13 Uhr 30, anschließend Mittagstisch. Danach Umzug vom Pool ans Meer“ und so weiter. Die Tage klingen aus mit dem Animationsprogramm in der Hoteldisco oder kostspieligen Besuchen in den örtlichen Casinos. „Handschweißtreibender Höhepunkt jeder Reise ist ein Tagesausflug in die nächstgelegene Stadt.“ Aus Sicht der intellektuellen Kaste ein waschechter Trash-Urlaub.

 

Also weg von Konsumterror und falscher Feierlichkeit, hin nach Kenia, ans Horn von Afrika, wo sich westliche Klischee-Touristen von Klischee-Afrikanern bespaßen lassen. Lustig ist das – aber auch unheimlich, weil sich beim Lesen ständig das Gefühl einstellt, dass dieser Urlaub tatsächlich so stattgefunden hat, die Erlebnisse authentisch beschrieben sind.

Der Ich-Erzähler produziert aus seiner psychischen Labilität Beobachtungen, die wieder einmal etwas „Deutsches“ entlarven. Der große Pluspunkt ist, dass Strunk seinen Opfern auf einer Ebene begegnet. Nie schaut er aus elitärer Sicht herab auf den Pöbel, so dass der Spaß immer zweiseitig ist. Gerechterweise wird der Urlaub zum Schluss noch auf den Kopf gestellt, wenn Strunk und C. bei einem Besuch in Mombasa in Unruhen geraten und die Erlebnistour unfreiwillig doch noch eintritt.

Am 21. April liest Heinz Strunk bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr aus „In Afrika“. Bei der letzten Lesung im Februar waren die Karten schnell ausverkauft, daher heißt es: Fix zugreifen!

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