Barbara Millicent Roberts. Hören wir diesen Namen, können die meisten von uns wohl erstmal wenig damit anfangen. Doch die Abkürzung dieses Namens ist weltbekannt: Barbie. Meine all-time-favourite-Spielzeugpuppe und Kindheitsgefühl Nummer eins. Das Highlight jedes Besuchs im Warenkaufhaus war immer für mich, die Spielzeugabteilung aufzusuchen und mir die hübschen Puppen anzugucken. Mir auszumalen, welches die nächste Barbie in meiner persönlichen Sammlung werden wird. Zu Weihnachten eine neue unterm Baum vorzufinden, war das schönste Geschenk für mich. 

Wenn ich mein Zimmer nicht aufräumte, war die ultimative Bestrafung meiner Eltern die Barbies anschließend einzumotten, das hat bei mir nämlich nachhaltig funktioniert. Denn ich konnte kaum ohne meine angesammelte Kollektion sein. Barbie im Brautkleid, als Meerjungfrau, als Schmetterling oder kombiniert mit dem gelben VW Beetle und den aufgeklebten Blumen. Ich hatte sie alle und ich liebte sie. Ich schnitt ihnen die Haare nie ab, wie viele es taten. Denn sie waren für mich perfekt. Aber waren sie das wirklich? 

Gestatten: Miss Roberts 

Doch zunächst ein Schritt nach dem anderen. Wer war eigentlich diese meist blonde, um die 30 cm große Spielzeugpuppe?

1959 stellten die Firmengründer:innen von Mattel, Ehepaar Handler und Harold Matson die Ankleidepuppe auf einer Spielzeugmesse in New York vor. Ab 1964 war Barbie ebenfalls in Deutschland erhältlich. Was damals als Luxusspielzeug galt und eher für die Mittel- bis Oberschicht erschwinglich war, ist mit den Jahren zum Massenprodukt geworden. Auch der Name ist kein Zufall, denn er leitet sich von der Tochter des Erfinderehepaars ab: Barbara.  

Erste Barbiepuppen gab es zunächst nur in weiblich, wahlweise blond oder brünett. Mit der Zeit wuchs das Angebot an verschiedensten Typen, alle davon hellhäutig. Zwar kam mit Barbies Cousine Francie 1966 die erste Schwarze Puppe, aber die Produktion wurde nach zwei Ausführungen wieder eingestellt.  

Auch weitere Familienmitglieder wurden in den Kinderzimmern willkommen geheißen. Skipper, die erste Schwester der Everybody’s-Darling-Kandidatin und auch Barbies erster Freund Ken, der die Männer-Quote im Barbieuniversum erfüllen sollte. Mit den Jahren kamen zu den Puppen, den Barbie-Autos und Klamotten auch Filme hinzu. 2001 startete die Reihe mit Barbie in: der Nussknacker, die sich bis 2017 mit verschiedenen Streifen fortsetzt. Mein Liebling: Barbie als die Prinzessin und das Dorfmädchen von 2004. Bis heute kann ich gemeinsam mit meiner Schwester den Text des Liedes „Ich bin wie du” aus dem Soundtrack lautstark mitträllern. 

Auch Bücher und Merchandise-Produkte sind den großen und kleinen Fans nicht unbekannt. Inzwischen hat sie sogar einen eigenen Youtube-Channel. Die Welt der wundervollen Barbie ist riesig.  

Konnte sie alles sein? 

Heute weiß ich, dass sie nicht perfekt war. Das Image der Barbie erfüllte das Klischee der vermeintlich perfekten Frau. Lange Haare, Wespentaille, hohe Schuhe und kurze Röcke. Es wurde somit immer das gleiche Bild einer Frau gezeigt. Als Kind ist einem dies nicht bewusst, doch mit den Jahren begriff auch ich, dass Barbie eher schwierig als Vorbild für kleine Mädchen zu betrachten war und ist. Wir sollten bedenken, das jedes Mädchen im Durchschnitt sieben dieser Puppen besitzt. Kein unerheblicher Anteil im Leben eines Kindes. Meine feministische Ader pulsierte auf. Barbie konnte nicht alles sein, sie wurde in eine gesellschaftsvorherrschende Form gedrückt, die kaum etwas mit der Realität zu tun hat. Weiter fragte ich mich, wieso die Zielgruppe für das Spielen mit der Barbie eigentlich nur Mädchen war? Was ist mit den Jungs? Dies ergab einen absolut stereotypischen Eindruck für mich. Im Laufe der Zeit hakte es für mich an allen Ecken und Enden bei dem Thema Barbie.  

Jetzt darf sie alles sein 

Doch in den letzten Jahren wurde dieses Bild – nach viel Kritik – überarbeitet und Barbie ist längst nicht mehr das, was sie einmal darstellen sollte. Nicht diese modelähnliche junge Frau, die in der Küche mit Schürze steht, immer gute Laune hat und Mädchen die Mutterrolle näherbringen soll.  

Barbie als Astrophysikerin, als Boxerin, Insektenforscherin oder Ärztin. Mit verschiedenen Hautfarben und Konfektionsgrößen erhältlich. Es gibt inzwischen Puppen, die körperliche Einschränkungen aufweisen wie eine Ausführung mit Beinprothese und Barbie im Rollstuhl mit passender Rampe. Sie sollen den Mädchen – und das schreibe ich jetzt ganz bewusst – und Jungen als Inspiration dienen, sich in ihrer Entwicklung frei entfalten zu können. Als Beispiel: Zum Weltfrauentag wurde 2018 eine Linie mit 19 verschiedenen Barbies gelauncht. Damit wurden die Puppen echten Frauen mit Vorbildfunktion nachempfunden, wie der iranisch-deutschen Berlinerin Leyla Piedayesh, die Modeschöpferin und Unternehmerin ist. 

Beim Verfassen dieses Artikels fällt mir auf, dass Barbie eine Frau ist, die keine Kinder hat, nie heiratet, berufstätig ist und ein eigenes Haus und Autos hat. Klingt doch gar nicht so stereotypisch, wie gedacht. Natürlich darf nicht vergessen werden, dass Barbie ein in China produziertes Massenspielzeug ist, welches aus Kunststoff besteht und nicht dem ökologischen Gedanken des Jahres 2021 gerecht wird. Aber ich bin ganz ehrlich: Ich gehe heute noch gern in die Spielzeugabteilung und schaue, wie sich der Puppen-Markt verändert. Vermutlich nur aus nostalgischen Gründen. Bei einem bin ich mir aber ganz sicher: Wenn ich eines Tages selbst ein Kind hätte, würde ich ihm oder ihr eine Barbie schenken und sagen, dass ich damit früher auch gern gespielt habe. Und ich wäre stolz drauf.  

Autor*in

ist seit November 2020 Teil der ALBRECHT-Redaktion und hatte von 2021 bis 2022 den Ressortleitungsposten der Kultur inne. Seit WiSe 2020/21 studiert sie Deutsch und Soziologie.

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