Deutschsprachige Texte in der Popmusik werden wieder populärer. In den vergangenen Monaten und Jahren erlebten Rapper wie Casper oder Cro einen Hype ohnegleichen, eine erfrischende Abwechslung im krisengebeutelten deutschen Hip Hop. Das Konzert der Indie-Rap-Band Kraftklub musste sogar vom Max in die Halle 400 verlegt werden, da die Nachfrage besonders hoch und der Auftritt innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war. Bereits vor einem halben Jahrzehnt begann die junge Hamburger Band „Fotos“ mit tiefgründigen Lyrics und verspielten Riffs zu überzeugen. In einem Atemhauch zu nennen ist „Vierkanttretlager“ aus Husum. Die vier jungen Anfangzwanziger musizieren bereits seit der Schulzeit miteinander und erspielten sich als Vorband für die bereits oben genannten Casper und Kraftklub eine Fangemeinde. Hinzu kommt ein guter, sechster Platz bei Stefan Raabs „Bundesvision Song Contest“ im September, welcher die Indie-Band der Massen zugänglich macht. Grund genug also, um auf große Deutschland-Tournee zu gehen.

Am 10. November, zur Halbzeit ihrer „Die Natur greift an“-Tour, traten sie im Orange Club auf. Die bunten Pappfische, die von der Decke baumelten, passten zur Bühnendeko, einem großen Dreimaster, auf dessen mittlerem Segel der Band Vierkanttretlager in großen Lettern zu lesen war. Das Vorprogramm bildete ein weitestgehend unbekannter Singer-Songwriter, dessen Lieder hervorragend ins Prinz Willy passen. Wie er zwischen den Stücken erzählt, war er auch dort schon ein paar Mal zu Gast. Leider gingen die sanften Gitarrentöne im lauten Plaudern des (noch) desinteressierten Publikums unter. Das Eis brach schließlich erst, als Vierkanttretlager die Bühne betraten. Die Band präsentierte die Songs ihres neuen Albums, doch auch alte Stücke ihrer ersten Veröffentlichung „Penzion Kanonir“ sowie ein Cover des Element of Crime-Liedes „Am Ende denk ich immer nur an dich“ stehen auf ihrer Setliste. Die Einflüsse der Band um Sven Regener sind in den poetischen Texten des Sängers Max Leßmann zu erkennen, auch Vergleiche zu Turbostaat und Tocotronic werden gezogen, das nicht zu unrecht. Die Mischung aus mal wütendem, mal zurückhaltendem Gitarrenspiel überzeugt. Auch zwischen den Stücken weiß Max Leßmann mit der deutschen Sprache umzugehen, seine Worte sind stets mit Bedacht gewählt und unterstreichen den lyrischen Charakter seiner Songtexte.

Ein Höhepunkt stellt „Fotoalbum“ dar, welches der breiten Masse durch Funk und Fernsehen bekannt gemacht wurde. Gitarrist Christian Topf legt sein Instrument beiseite und greift zum Akkordeon, eine frische Abwechslung in der aktuellen Popmusik. Mit ihrem vermutlich härtesten Song „Schluss aus raus“ beenden die vier Husumer schließlich ihre Setliste, betreten die Bühne jedoch für ein paar Zugaben erneut. Letztendlich wird das Konzert von einem kleinen Männerchor abgerundet; die vier Bandmitglieder stehen Arm in Arm auf der Bühne und singen ihr letztes Lied zu Ende.

So endet ein wunderbares Konzert einer vielversprechenden, jungen Band. Man darf gespannt auf den weiteren Werdegang von Vierkanttretlager sein – und Hoffnung auf gute, deutschsprachige Musik haben.

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