Stell dir vor, du lebst in einer durch eine Apokalypse zerstörten Welt. Die Menschheit ist größtenteils ausgestorben, da sich ein gefährliches Gift in der Luft verteilt hat. Du bist ein Überlebender, was würdest du tun? Die Kieler Filmemacher Philipp Spieck und León Kobzik haben mit ihrem interaktiven Kurzfilm Resistenz etwas Innovatives geschaffen: Der Zuschauer kann direkt am Handlungsverlauf teilnehmen, indem er die Entscheidungen für Handlungen der Protagonisten trifft. DER ALBRECHT sprach mit den zwei Multimedia Production-Studenten über die Idee zum Film, die anstrengenden Dreharbeiten und witzige Momente am Set.

DER ALBRECHT: Ein interaktiver Kurzfilm ist wirklich mal ein spannender Einfall! Wie kamt ihr auf diese Idee, Zuschauer über den Verlauf eines Kurzfilmes entscheiden zu lassen?

Philipp Spieck: Ursprünglich wollten wir im Rahmen eines Medienprojektes an der FH eine Webserie drehen. Dafür sollten wir uns selbständig ein Thema überlegen und haben im Laufe der Entwicklung dieser Serie gemerkt, dass man diese auch gut interaktiv umsetzen könnte.

León Kobzik: Das Medium des interaktiven Kurzfilms gibt es zwar schon einige Zeit, es ist aber längst nicht so verbreitet wie der klassische Kurzfilm. Unsere Inspiration war der interaktive Werbespot eines Pizzadienstes, der in seinem Kurzfilm Deliver Me To Hell – Real Zombie Attack. Dieser gibt zwar auch verschiedene Entscheidungswege vor, man wird aber wieder zum Anfang der Geschichte geschickt, wenn man eine vermeintlich falsche Entscheidung getroffen hat.

DER ALBRECHT: Diesen Mechanismus habt ihr aber in eurem Film nicht übernommen?

Philipp: Richtig! Wir wollen dem Zuschauer die Möglichkeit geben, wirklich bis zum Schluss Entscheidungen treffen zu lassen. Bei uns gibt es quasi kein ‚Richtig‘ oder ‚Falsch‘, da jeder Weg, egal welche Entscheidung getroffen wurde, zum Ende des Filmes führt.

León: Dafür war unser Drehaufwand wesentlich größer, was uns aber auf keinen Fall abgeschreckt hat. Obwohl wir fünf wirklich sehr stressige Drehtage hatten, sind wir wirklich sehr zufrieden, dass wir diesen Weg gegangen sind.

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DER ALBRECHT: Kommt man bei den verschiedenen Varianten an Clips nicht irgendwann durcheinander oder wart ihr da sehr organisiert?

Phillipp: Die verschiedenen Videos haben wir nicht chronologisch gedreht, sondern an jedem Drehort die passenden Sequenzen und Einstellungen. Das war zwischenzeitlich sehr chaotisch, da einige Sequenzen wirklich sehr ähnlich sind.

León: Aber man muss sagen, als wir dann später im Schnitt saßen, waren alle Einstellungen da. Wir hatten glücklicherweise alles gedreht, was wir brauchten. Es wundert uns immer noch, dass das tatsächlich geklappt hat. Bei diesem großen Baum von verschiedenen Handlungssträngen mussten wir während des Drehs immer den Überblick behalten – das haben wir auch geschafft.

DER ALBRECHT: Bei einem so aufwendigen Projekt hattet ihr doch bestimmt ein großes Team an Leuten, das für euch gearbeitet hat.

León: Wir hatten vorher in unserem Studiengang gefragt, wer denn Lust und Zeit hat, an unserem Kurzfilm mitzuwirken. So kamen verschiedene Leute aus unterschiedlichen Semestern zusammen. Die Schauspieler haben wir quasi übers Internet gecastet, was natürlich nicht ganz einfach ist. Wir hatten verschiedene Projekte von einigen Schauspielern und musste anhand des Materials aus dem Bauch heraus entscheiden, wer zum Beispiel am besten die Rolle des Antagonisten übernehmen soll.

Philipp: Das war zwar eine nicht so leichte Entscheidung, aber wir sind echt zufrieden mit allen. Während des Drehs haben wir auch gemerkt, das wirklich jeder Einzelne wichtig war, da es viele Aufgaben gab, die wir vorher nicht bedacht hatten. Es war auch unser erster richtig großer Dreh. Trotz der anstrengenden Drehtage herrschte aber immer eine echt entspannte Atmosphäre am Set. Alle waren motiviert und hatten auch Bock auf das Projekt und das hat man gemerkt!

DER ALBRECHT: Wie lief denn der Premierenabend ab? Bei einem interaktiven Film ist die Vorführung schwer umsetzbar – wie habt ihr das gelöst?

Philipp: Zur Premiere hatten wir alle Beteiligten ins Kino der Pumpe eingeladen. Das war wie ein kleines Abschlusstreffen des Kurzfilms, da wirklich fast alle da waren.

León: Bei der Vorführung haben wir es so gemacht, dass das Publikum per Handzeichen entscheiden konnte, welcher Weg beziehungsweise welches Video als nächstes gezeigt werden soll. Der Filmvorführer hat das jeweilige „Gewinnervideo“ abgespielt, so konnte man ein bisschen den interaktiven Charakter mimen. Das Publikum hat auch wirklich toll auf diese neue ungewohnte Entscheidungssituation reagiert, das war wirklich ein toller Abend.

DER ALBRECHT: Die Premiere eures Kurzfilms war im Juni, was ist seitdem passiert?

Philipp: Wir haben versucht, die Werbetrommel für den Film zu rühren und ihn für einige Filmfestivals angemeldet, was sich nur leider als ziemlich schwierig gestaltete. Die traditionellen Festivals haben einen festen Tonus: Es werden verschiedene Filme eingereicht, diese werden vor einem Publikum vorgeführt und eine Jury kürt dann einen Gewinner.

León: Unser Kurzfilm passt aber nicht in dieses Schema. Aufgrund der unterschiedlichen Entscheidungsmöglichkeiten ist keine einfache und einheitliche Vorführung möglich. Man könnte es zwar so ähnlich wie zur Premiere des Kurzfilms aufziehen, aber das ist nicht immer möglich. Aus diesem Grund sind Facebook und YouTube wichtige Plattformen, um den Kurzfilm zu verbreiten.

DER ALBRECHT: Ist das positive Feedback eine Art Belohnung für eure harte Arbeit?

Philipp: Wir freuen uns über jeden Zuschauer, der täglich dazukommt. Wir haben wirklich lange an diesem Projekt gesessen und sind deshalb so froh, dass der Kurzfilm so viel gutes Feedback bekommt. Nicht nur unsere Familie und Freunde haben uns beglückwünscht, sondern auch die Schauspieler, die mit dem Ergebnis mehr als zufrieden gewesen sind.

León: Das zeigt uns, dass sich die harte Arbeit gelohnt hat und dass dieser Film sicher nicht unser letzter Film bleiben wird.

Das Interview führte Redakteur Eric Kluge.

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