Craft Beer – ein Trend ist in Kiel angekommen
Ein Artikel von Claudia Ackermann und Eric Kluge

Der Sommer naht und es gibt nichts schöneres, als mit einem kühlen Bier in der Sonne zu liegen. Dabei muss es nicht zwangsläufig das Bier aus dem Supermarkt sein. In der Kieler Stiftstraße gibt es seit einigen Monaten den Treffpunkt für Menschen mit einem besonderen Biergeschmack: Brewcomer , die Adresse für Craft Beer in Kiel.

Inhaber Lars Müller, der sich selbst als CBO, als Chief Beer Officer beschreibt, bewirbt und verkauft Craft Beer an den neugierigen Bierliebhaber. Die Liebe dazu treibt Lars schon lange an. Als Blogger lag sein Fokus zunächst auf Weizenbier. Durch die App Untappd wurde er auf den Craft Beer-Trend in Deutschland aufmerksam. Aufgrund der positiven Erfahrungen und des großen Interesses an handwerklich gebrautem Bier entschied er sich einen Onlineversand anzubieten. Die Eröffnung eines Ladens schien für Lars die einzig logische Konsequenz. Das Interesse an Craft Beer ist in Kiel und Umgebung wesentlich größer, als es scheint. Nun ist es ebendieser Laden, der seit November letzten Jahres die Gaumen und Gemüter zahlreicher Kieler erfreut.

Eine klare Definition für Craft Beer ist nicht einfach zu finden. Bezeichnend für diese besondere Art des Bieres sind das Handwerk, die Vielfalt, die Kreativität und der Geschmack. Kleine Brauereien oder sogenannte Kuckucksbrauer, die sich bei freien Kapazitäten in größere Brauereien einmieten, kreieren mit unterschiedlichen Methoden und Aromen eine kleine Stückzahl an Bieren. Der besondere Geschmack ergibt sich aus dem Spiel der vier Grundsubstanzen Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Wahlweise können auch Zutaten wie Chili oder Banane hinzugefügt werden. So entstehen die unterschiedlichen Biersorten, wie Porter, Stout, Bockbier oder auch das India Pale Ale.

Dieses ist eines der Verkaufsschlager bei Brewcomer. Erstmals wurde das India Pale Ale, kurz IPA, im 18./19. Jahrhundert für die Kronenkolonie gebraut. Dieser Stellvertreter der Craft Beer-Bewegung zeichnet sich durch den besonders hohen Alkohol- und Hopfenanteil aus. Als in Amerika das Homebrewing aufkam, das Brauen des eigenen Bieres zu Hause, waren es Rezepte für India Pale Ale, die zunächst wiederentdeckt und ausprobiert wurden. Nach und nach ergab sich so die Craft Beer-Bewegung, deren Gesicht nun das India Pale Ale ist. Nach dem IPA sind es vor allem die Pilsner und die Lagerbiere, die bei Brewcomer über den Ladentisch gehen. Kommerzielle Massenabfertigung steht hierbei aber nicht im Vordergrund, sondern der individuelle Geschmack des Kunden. Durch persönliche Beratung und die wöchentlichen Tastings ist es auch für Craft Beer-Newcomer möglich, aus fast 100 verschiedenen bei Brewcomer angebotenen Sorten die eigenen Favoriten zu finden.

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Eine Auswahl des vielfältigen Sortiments von Brewcomer. (dw)

Bei den Tastings kommt es Lars darauf an, dass der Kunde mehr über die Geschichte und die Men – schen hinter der Craft Beer-Herstellung erfährt. Durch dieses besondere Biererlebnis versucht Lars ein neues Bewusstsein von Genuss zu vermitteln, denn „wer gutes Bier mag, kann kein schlechter Mensch sein.“ Und mit diesem Motto bringt er seinen Kunden näher, wie gut Craft Beer sein kann. Durch immer wieder neu entstehende Craft Beer-Sorten wird auch der Reiz des Neuen nie völlig verschwinden. Diese breite Variation an unterschiedlichen Bierarten ergibt sich vor allem durch die Internationalität: Einige stammen aus Europa, wie zum Beispiel Belgien, Schottland oder England. Es gibt aber auch Biere aus Amerika, dem Mutterland der Craft Beer-Bewegung. Neben den internationalen Sorten lassen sich aber auch nationale Biere und vor allem regionale Produkte finden, die in Hamburg oder sogar in Kiel gebraut werden. Das Kieler Lille ist seit Ende März erhältlich und wird unter Bierkennern als ‚kaltgehopftes Lager‘ bezeichnet.

Die Preise für Craft Beer beginnen bei 1,79€ Euro für eine 0,33l Flasche und gehen bis zu 5,00€ Euro. Liebhaberstücke lassen sich allerdings auch für bis zu 27,00€ Euro für 0,75l erwerben. Aber „am Ende zählt für alle das, was in der Flasche ist“, schmunzelt Lars. Um Craft Beer-Interessierte auf Brewcomer aufmerksam zu machen, setzt Lars primär auf digitale Werbung in sozialen Netzwerken. So ist es dennoch vor allem Mundpropaganda, die die meisten Kunden in den Laden lockt.

Lars ist es gelungen, aus einer Leidenschaft eine Art Beruf zu machen. Da sein Dasein als CBO ein Nebenjob ist, erklärt das auch die ungewöhnlichen Öffnungszeiten. Freitagabends und samstagmittags haben Kunden die Möglichkeit selbst im Brewcomer zu stöbern. Natürlich ist es auch weiterhin möglich Craft Beer im Onlineshop zu bestellen. Neugierig gewordene Bierliebhaber können sich am 18. April im Legienhof auf dem Kieler Craft Beer Day durch das facettenreiche Sortiment von Brewcomer und anderen Craft Beer-Anbietern testen und ihren eigenen Geschmack erforschen.

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