Ein Wildfang ist sie und ein Sturkopf noch dazu, und sie liebt nichts mehr, als frei in ihrem Wald umherzulaufen. Dieses Mädchen ist Ronja, Räubertochter von Mattis und Lovis, die zusammen mit ihrer Räuberbande auf dem Mattisberg in der Mattisburg lebt. Als sie in einer stürmischen Nacht zur Welt kommt, birst die Burg durch einen Blitzschlag entzwei – ein positives Zeichen, wie ihre Mutter findet. Ronja wächst behütet auf, zwischen den zwölf ruppigen, aber liebevollen Räubern und ihren Eltern. Trotzdem zieht es Ronja bald tagtäglich in den Wald. Dort lernt sie diesen und ihre Freiheit lieben.

Der Roman von Astrid Lindgren ist durchzogen von Ratschlägen und Weisheiten, wie zum Beispiel, dass Ronja den Wald und seine Gefahren nicht zu fürchten braucht, sondern ebendiese bewusst aufsuchen und sich stellen muss. Nach ihrer kindlichen Ansicht lernt man Furchtlosigkeit am besten, wenn sich seinen vermeintlichen Ängsten gestellt wird.

Im Wald herrscht noch eine zweite Räuberbande, die Borkasippe, mit denen die Mattisräuber aufs Blut befeindet sind. Wie das Schicksal aber nun einmal so spielt, befreundet sich Ronja mit Birk, dem Sohn Borkas, als die Borkasippe sich in der anderen Hälfte der Burg einnistet. Die beiden werden „Bruder und Schwester.“ Kinder halten nicht viel von Vorurteilen. Obwohl sie von ihren Eltern lernten, sich zu hassen, merken die Kinder, dass ihr Gegenüber gar nicht so übel ist. Es kommt so weit, dass beide zusammen in den Wald ausreißen, nachdem Ronja ihren Vater so weit verärgerte, dass er sie nicht mehr seine Tochter nennen will. Obwohl Ronja ihr neues Leben gefällt, schmerzt sie der Gedanke an ihr Zuhause, und besonders an ihren geliebten Vater. Dieser besinnt sich jedoch eines Tages und holt seine verlorene Tochter zurück auf die Burg, nicht aber ohne auch Birk entgegen zu kommen.

Ronja Räubertochter ist mutig und klug und steht für ihre Überzeugungen ein – und das trotz des zarten Alters von elf Jahren. Lindgren schafft eine zauberhafte kleine Welt voller liebenswerter Räuber, gruseligen Druden, lustigen Rumpelwichten und unheimlichen Graugnomen. Die Geschichte des wilden Mädchens ist, trotz des rauen Räuberumfeldes, so herzlich erzählt, dass es ein wahres Vergnügen ist, sie zu lesen. Selbst (oder gerade) heute noch. Wer also einmal wieder etwas über das Leben lernen möchte, obwohl er denkt, schon alles zu wissen, der möge Ronja Räubertochter lesen. Und sich vielleicht an die eine oder andere Lebensweisheit erinnern.

Autor*in

Ann-Kathrin studiert Deutsch und Anglistik im Master an der CAU. Da sie nicht auf Lehramt studiert, hielt sie es für klug, im Oktober 2017 Teil der ALBRECHT Redaktion zu werden. Von Februar 2018 bis Februar 2019 war sie Leiterin des Ressorts Gesellschaft und übernahm dann bis Januar 2020 den Posten der stellvertretenden Chefredakteurin.

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