„Alarm ertönt. Viele dunkle Gestalten rennen durch den Nebel. Dicht gedrängt zwängen sie sich in das Innere des Bunkers. Eine Frau hat auf der Flucht ihr Kind verloren. `Weiter rein` ruft der Bunkerwart, als sie versucht zurück zu laufen, um es zu retten. Es gibt kein Zurück mehr. Doch die Frau hat Glück, denn eine andere hat ihr Kind gefunden“, erzählt Emma Ewert, die als 14-Jährige während des zweiten Weltkriegs immer wieder mit ihrer Mutter in verschiedene Kieler Bunker geflohen ist. Die Bunker sind Teil der Kieler Geschichte, doch was ist heute aus ihnen geworden?

Einige, wie der Flandernbunker, der Rathausbunker, Bunker D, oder Bunker E werden für kulturelle Zwecke genutzt.

Bomben und Graffiti, die moderne Kieler Bunkerwelt.

 „Es geht um die Auseinandersetzung mit den geschichtlichen Ereignissen“, erklärt Jens Rönnau, Vereinsvorsitzender des Mahnmal Kilian e.V. . Der Verein betreut den Flandernbunker am Hindenburgufer. Im zweiten Weltkrieg bot das Gebäude Platz für etwa 750 Menschen. Heute ist er Museum, Ausstellungsfläche und Mahnmal. Dort finden in regelmäßigen Abständen wechselnde Ausstellungen, Theateraufführungen, Diskussionen, Lesungen und Musikveranstaltungen statt. Damit will der Verein Kilian „die Mauern in den Köpfen der Menschen überwinden“, wie Jens Rönnau erklärt. Als Nachkriegsgeneration müssten wir uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden, findet er.

So zeigt der unscheinbar auf einer Verkehrsinsel positionierte Bau von 1943 noch die 2,50 Meter dicken Wände, die engen Gänge ohne Sitzgelegenheiten, die Atmosphäre der Kriegszeit. Die Kälte und die Feuchtigkeit sind noch zu spüren. So bleibt auch die Geschichte durch den Ausstellungsort präsent. In „Bomben, Bunker, Menschen“ oder „Von Arbeitserziehungslager bis Wecker – Begriffe aus einer Zeit des Schreckens“, wird die Geschichte am Leben gehalten.

„Ich denke, über die kulturellen Veranstaltungen werden die Berührungsängste genommen. So bekommt man eher den Mut auch mal in einen Bunker zu gehen“, findet Besucherin Ulrike Eggers-Mattig. Sie findet es wichtig, das Ganze nicht nur traditionell zu betrachten, sondern die Gegensätze der Zeit zu zeigen.

Mit der Zeit geht der Bunker E auf dem Gelände der Fachhochschule Kiel. Dort wurde in diesem Jahr aus den Beständen der Fachhochschule ein Computermuseum eingerichtet. Mit weiß gestrichenen Wänden und den hellblauen sowie hellgrünen Farbakzenten wirkt die Raumgestaltung frisch und lässt die Besucher vergessen, dass das Museum in einem Bunker untergebracht ist.

Moderne Technik in alten Räumen. Fotos: alo.

Die Ausstellung ist hoch modern. Neben den Exponaten, die sehr anschaulich die Entwicklung bis zum heutigen Computer sichtbar machen, arbeitet das Computermuseum auch mit Medien. So erfahren die Besucher zu Beginn ihres Rundgangs in einem 3D-Film etwas über die Entwicklung des Computers. An Audio- und Videostationen sowie Hinweisschildern können sich die Besucher informieren, an Tischen mit Vorformen des heutigen Computers vieles selbst ausprobieren.

Im Bunker D, ebenfalls auf dem Gelände der Fachhochschule zu finden, gibt es regelmäßig wechselnde Ausstellungen, das Bunker Café und das „Bunker-Kino“. In zwei bis drei Wochenabständen werden mittwochabends im Bunker D sehr unterschiedliche Filme gezeigt. So stehen in der nächsten Zeit unbekanntere Filme wie „Megamind“ oder „Engel des Bösen“ und auch sehr populäre Filme wie „The King´s speech“ oder „Hangover 2“ auf dem Programm.

Ganz im Trend liegt auch der Rathausbunker. Dort finden regelmäßig Partys statt. Begonnen hat es 2007 mit acht Veranstaltungen pro Monat, findet aber mittlerweile nicht mehr ganz so regelmäßig statt, wie Georg Sartorius berichtet. Jedes erste und dritte Wochenende im Monat kommen Rock- und Metal-Fans auf ihre Kosten. Ansonsten finden dort in unregelmäßigen Abständen Konzerte statt.

Den Bunker kann man auch privat mieten. Der Preis ist verhandelbar und für Uni-Zwecke oder Studenten ließen die Betreiber gern mit sich reden, meint Sartorius. Er koordiniert die Veranstaltungen im Rathausbunker.

Die Musikkultur wird in dem Bunker sehr stark unterstützt. So proben etwa 20 Kieler Bands, wie Limbogott oder Diebesgut, in den Räumen des Bunkers.

„Wir stehen der Kultur ganz offen gegenüber und freuen uns immer, wenn der Bunker dafür genutzt wird“, findet Georg Sartorius.

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