Vier Teenager, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Das Mädchen von nebenan, die Reiche aus der High Society New Yorks, der beliebte Highschool Sportler und der zynische Außenseiter. In den meisten Büchern und Filmen sind bei solch einer Personenkonstellation Probleme vorprogrammiert, da die Charaktere zu verschieden sind. Nicht so in Riverdale. Auch wenn hier Probleme an der Tagesordnung stehen, haben Betty, Veronica, Archie und Jughead diese eher mit ihrem Umfeld. Zu viert bilden sie ein Team, das den Verbrechen in ihrer Stadt stets auf der Spur ist. Riverdale. Raus aus der Stadt ist eine Story in Buchform, die sich zeitlich zwischen der 2. und 3. Staffel der gleichnamigen Serie befindet und somit zusätzliche Einblicke gewährt.

Es startet mit der guten, alten Highschool Party: Sehen und gesehen werden. Obwohl Archie und Co. Keine Partylöwen sind, wagen sie sich dennoch in das Land von Bierpong und Whirlpools. Grund dafür ist Archies bevorstehende Verhandlung, da er Angeklagter in einem Mordfall ist. So weit, so Riverdale, wo Teenager ständig in die haarsträubendsten Situationen geraten. Oder hat hier schon einmal jemand seinen eigenen Vater als Massenmörder enttarnt? Nach der wenig ereignisreichen Party, mit Ausnahme von den üblichen Streitereien und Unstimmigkeiten, beschließen Veronica und die anderen, zum Tatort des Mordes zurückzukehren um nach Beweisen zu suchen, die Archie entlasten können. Hintergrund des Mordfalles ist, dass die vier in Veronicas Ferienhaus (oder Ferienpalast) überfallen wurden, einer der Täter von ihrem Bodyguard erschossen wurde und nun Archie angeklagt wird, da er eine Fehde mit Veronicas Vater führt. Auf ihrem Weg zum Shadow Lake, dem Ort des Mordes und wo das Ferienhaus (=Lodge) liegt, geschehen seltsame Dinge, die die vier zwar stutzig machen, sie jedoch nicht von ihrem Weg abhalten. Auf ihrem Weg zur Lodge geschehen einige seltsame Ereignisse, und auch in der Lodge selbst scheint der Horror nur auf die vier zu warten. Als der Strom ausfällt, führt eines zum anderen: Schreie, Donnerschläge, weitere Schläge, aber eher auf Hinterköpfe, das volle Programm. Ob Archie und die anderen Hinweise finden, die ihn entlasten können, wird an dieser Stelle nicht verraten. Wer sich mit der Serie auskennt, wird sich aber schon denken können, wie die ganze Sache ausgeht.

Riverdale. Raus aus der Stadt hat leichte Startschwierigkeiten. Die Geschichte von Betty und den anderen zieht sich zu Beginn etwas und es wird zum Beispiel nicht klar, was der Exkurs zur Beziehung zwischen Reggie und Josie (Mitschüler*innen der Protagonisten) darstellen soll, denn mit der bevorstehenden Verhandlung und deren Umständen hat diese nichts zu tun. Es ist mehr ein Zusatz á la „normales Highschool Drama“: heißer Typ kriegt Frau seiner Begierde nicht rum, denn sie spielt nur mit ihm.

Wirklich interessant wird es erst, als Archie und die anderen sich auf den Weg Richtung Shadow Lake machen. Es gibt unheimliche Zwischenfälle und sie treffen merkwürdige Personen auf ihrem Weg zur Lodge. Dort angekommen hören die Ereignisse nicht auf: Stromausfälle, tote Vögel, Nachrichten an Fenstern. Es ist alles dabei. Tatsächlich schafft es die Geschichte gezielt, einen Gruselfaktor zu kreieren – ganz im Sinne von Riverdale. Spannend ist zudem die Charakterdarstellung, denn diese unterscheidet sich leicht von der in der Serie. Im Buch wurde sich eher an den der Serie als Vorlage dienenden Archie Comics orientiert, denn Betty und Co. zeigen Eigenschaften auf, die Fans neu sein könnten. Jughead zum Beispiel ist in den Comics ständig hungrig, in der Serie jedoch nicht. Für das Buch hat die Autorin aber genau dieses Feature miteinbezogen. Zwar müssen Leser*innen sich erst einmal daran gewöhnen, dass die ihnen bekannten Figuren etwas anders skizziert sind, doch sorgt diese Erweiterung der Charaktere dafür, dass sie nicht flach wirken und auch ihre Handlungen besser nachzuvollziehen sind. Es macht sie menschlicher.

Anfangs schien es, als würde sich die Story rein auf die Serie beziehen, diese also nacherzählen. Das ist zum Glück nicht der Fall. Es ist eine innovative Geschichte, die zwar einige wenige Hintergrundinfos der Serie aufgreift, aber keine Nacherzählung ist und somit wie eine zusätzliche Folge wirkt. Wer das Buch liest, fühlt sich direkt nach Riverdale versetzt, beziehungsweise vor den heimischen Fernseher. Dennoch ist das Buch eher etwas für Fans, da die Handlung schwer nachzuvollziehen ist, wenn einem die Geschichte rund um Archie nicht vollends bekannt ist. Zwar gibt sich die Autorin Mühe, das Wichtigste in kurzen Passagen unterzubringen, trotzdem bleiben dem/der Leser*in einige Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. Dies ist besonders in den Chat-Passagen der Fall, die mit Abkürzungen wie PP, HL oder auch unbekannte Nummer zwar halbwegs zugeordnet werden können, jedoch die Zusammenhänge der Kurznachrichten eventuell nicht nachvollziehbar sind.

Riverdale. Raus aus der Stadt ist eine tolle Ergänzung zur Serie. Wer alle Folgen schon kennt und nicht mehr auf die nächsten warten kann, findet hierin einen aufregenden Weg, um nach Riverdale zurückzukehren und eine ganz neue Story zu erfahren. Trotz des schleppenden Anfangs entwickelt sich die Geschichte in einen spannenden Plot, der den/die Leser*in zum Mitfiebern anregt. Für Nicht-Kenner der Serie könnte das Buch allerdings nicht unterhaltsam sein, da zu viel Hintergrundwissen fehlt.


Autor*in

Ann-Kathrin studiert Deutsch und Anglistik im Master an der CAU. Da sie nicht auf Lehramt studiert, hielt sie es für klug, im Oktober 2017 Teil der ALBRECHT Redaktion zu werden. Von Februar 2018 bis Februar 2019 war sie Leiterin des Ressorts Gesellschaft und übernahm dann bis Januar 2020 den Posten der stellvertretenden Chefredakteurin.

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