Artikel von Juliane Baxman

Seit dem Lockdown im Frühjahr scheint das Spazierengehen zu einer unserer Lieblingssportarten geworden zu sein. Es braucht keinen Hund mehr, um sich zum Rausgehen zu motivieren, denn die Lust zur Bewegung an der frischen Luft ist für viele inzwischen zu einem inneren Bedürfnis geworden. 

Ich erinnere mich an meine zahlreichen Spaziergänge im ersten Semester: Viermal hintereinander den Schrevenpark umrundet, dabei mehrmals in Entenscheiße getreten, fand es aber trotzdem immer schön. Und auch die Kiellinie kann ich mittlerweile im Schlaf entlanggehen. Doch Kiel hat noch viel mehr zu bieten als nur die üblichen Routen. Während der vergangenen Monate habe ich viele neue Ecken, wunderschöne Parks und Grünanlagen entdeckt.  

Die Forstbaumschule und das Düsternbrooker Gehölz: Die unterschätzte grüne Oase der Stadt 

In der „Forsti“ ist viel Raum zum Runterkommen und Innehalten. Mit seinen zahlreichen Bäumen und Wiesen, ganz ohne lästige Wildgänse, lädt der Park zum Verweilen ein. Ob im Herbst zur Laubfärbung, im Sommer mit einem guten Buch oder zum Joggen, sogar die ein oder andere Yogamatte wird hier in den Morgenstunden ausgerollt: In der Forstbaumschule ist immer ein Plätzchen zu finden.  

Nicht unweit dieser grünen Oase erstreckt sich der Stadtteil Düsternbrook. Beim Schlendern durch das Villen-Viertel kann man schon mal ins Träumen kommen. Ein eindrucksvolles Gebäude folgt dem nächsten und das hügelige Düsternbrooker Gehölz verleiht dem ganzen etwas Mystisches. Vor allem im Winter, wenn die Tage kürzer und kälter werden, lädt dieser Teil der Stadt zum Durchatmen ein.  

Der Südfriedhof 

Die einen lieben ihn, die anderen meiden ihn: den Südfriedhof. Dieses Viertel scheint die Stadt in zwei Lager zu teilen. Doch ein Abstecher in die Gegend der Altbauten und verwinkelten Straßen lohnt sich. Die Moorteichwiese und der Schützenpark sind Ruheorte mitten im Trubel der Stadt und es können immer wieder neue Straßen und Ecken entdeckt werden. Ein ganz besonderer Geheimtipp ist außerdem die Riesenschaukel in der Nähe des Schützenparks, für alle, die das innere Kind mal wieder rauslassen wollen.  

Das Projensdorfer Gehölz und das Tiergehege Tannenberg 

In der Nähe des  Nord-Ostsee-Kanals befindet sich eine kleine Perle Kiels: Das Tannenberger Tiergehege und das große Projensdorfer Gehölz. Es ist nicht nur zum Spazieren ein toller Ort, sondern auch zum Beobachten von Tieren wie Wildschweinen, Rehen und Ziegen. Dieser Ort ist vor allem bei Familien beliebt und kann an Wochenenden auch gut besucht sein, doch der Trubel lässt sich inmitten der hohen Bäume und weiten Landschaft vergessen.  

Der Alte Botanische Garten 

Direkt neben der Kunsthalle und nicht weit von der Kiellinie entfernt liegt der Alte Botanische Garten Kiels. Er ist nicht groß, jedoch lässt sich hier dem Lärm der Stadt etwas entkommen. Blumen, Sträucher und Bäume erstrecken sich an dem kleinen Hang und der auf den ersten Blick eher klein erscheinende Garten entpuppt sich als große, grüne Lunge inmitten der Stadt. Am höchsten Punkt des Gartens befindet sich ein echter Geheimtipp: ein Pavillon mit schmiedeeiserner Krone. So war die Fläche ursprünglich als Schlossgarten des Kieler Schlosses errichtet worden. Von dort oben lässt sich die gesamte Kieler Förde überblicken. Die Sonnenuntergänge sind hier einzigartig und wenn sich nicht gerade ein Liebespaar an den Aussichtspunkt verirrt hat, kann dort ganz für sich der Blick über den Kieler Hafen genossen werden.  


Eichhof  

Der Eichhof mag im ersten Moment nur ein ziemlich großer Friedhof sein, doch er erstreckt sich über mehrere Hektar und ist damit der größte Parkfriedhof Schleswig-Holsteins. Hier sind vor allem am Wochenende viele Familien, Spaziergänger*innen und Jogger*innen zu finden. Besonders lohnt sich ein Abstecher zum Eichhof aber zur Kirschblüte. Denn wer dachte, die schönen Bäume mit ihren rosa Blüten wären am besten vor dem beliebten Café Resonanz in der Nähe des Schrevenparks zu finden, wird hier eines Besseren belehrt. Eine lange Allee säumt den Eingang in den Park und der Duft der Bäume liegt in der Luft. Wenn das mal nicht zu einem romantischen Frühsommerspaziergang einlädt? Aber auch im Herbst und Winter, zur Laubfärbung oder bei typischem Kieler Regenwetter lässt der Parkfriedhof mit seinen zahlreichen kleinen Wegen und Bänken keine Spazierwünsche offen.  


Das Ostufer entlang der Schwentine  

Eine meist unterschätze Spazierroute in Kiel ist der Weg entlang der Schwentine am Ostufer. Gleich hinter dem Kanuverleih nahe des Restaurants Alte Mühle erschließt sich eine wunderschöne Landschaft entlang des Flusses. Die Natur dort überrascht und die Ruhe, welche hier aufgrund der Entfernung zum Stadtzentrum zu finden ist, lässt einen fast vergessen, dass wir uns noch in der Stadt befinden. Die engen Pfade und kleinen Wege entlang des Ufers der Schwentine führen bis weit über die Stadtgrenzen und wer möchte, könnte sogar bis nach Plön spazieren. Wem das zu Fuß aber zu weit ist, kann in den Sommermonaten auf das Kanu oder ein SUP-Board umsteigen. Diese können am Kanuverleih gemietet und seelenruhig durch die Landschaft geschippert werden. Wer sagt jetzt noch, dass das Ostufer nichts zu bieten hat?  

Autor*in

Hier schreiben mehrere Autor:innen der ALBRECHT-Redaktion oder Personen, die ihren Text anonym veröffentlichen wollen.

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