Egal, ob das Hören von fröhlich aufgedrehten Morning Shows im Radio, das Posten und Liken von Kommentaren in sozialen Online-Netzwerken oder das Wälzen von Büchern in der Unibibliothek – Medien sind ein omnipräsenter Bestandteil unseres alltäglichen Lebens.

Die ersten Schritte in der Entwicklung hin zum Massenmedium ebnet der moderne Buchdruck im Jahre 1450. Text und Schrift dienen als Erweiterung des menschlichen Gedächtnisses und ermöglichen das Überschreiten der „Grenzen von Mündlichkeit“, sowohl in räumlicher als auch zeitlicher Sicht. Es besteht nun die Möglichkeit, Informationen über weite Distanzen einer breiten Masse zugänglich zu machen. Das Medium dient uns hierfür als Bote.

Durch das Hinzukommen einer audiovisuellen Ebene Mitte des 19. Jahrhunderts in Form von Bild und Ton, wandelt sich diese mediale Funktion des „Dienstboten“: Das Medium wird mehr und mehr selbst zum Akteur. Durch enorme Präsenz und Reichweite nimmt es immer stärkeren Einfluss auf das alltägliche Leben. Während beispielsweise beim Medium Zeitung die Konsumenten noch selbst entscheiden können, wann sie dieses lesen wollen, also ein aktives Handeln seitens der Rezipienten notwendig ist, ist diese Selbstbestimmung zu Zeiten der audiovisuellen Medien aufgeweicht. Nutzer müssen sich immer mehr nach dem Medium richten: Feste Sendezeiten strukturieren den Tagesablauf und die Informationen könne auch ohne ein aktives Handeln des Rezipienten vermittelt werden. Die Medien können durch das Entwickeln entsprechender Programme verstärkt eigene Interessen vertreten und werden dadurch immer invasiver.

Ende des 20. Jahrhunderts bringt die technische Wende gravierende Veränderungen mit sich. Medien stellen nicht mehr nur Voraussetzung von Wissen dar, sondern entscheiden darüber, was möglich ist zu wissen. Die Abhängigkeit ist nun deutlich spürbar und hat sich zu Gunsten der Medien gewandelt, denn diese beeinflussen den Menschen nun mehr als andersherum. Sie sind unser „Fenster zur Welt“ geworden; mit den Worten des Soziologen Niklas Luhmann: „Was wir über die Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien“. Mediennutzung und insbesondere die Nutzung von sozialen Medien ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Sie formt und kontrolliert unser Handeln, indem Medien als Informationsquelle dienen, auf deren Grundlage wir unsere Meinung bilden. Dabei ist uns das tatsächliche Ausmaß der medialen Beeinflussung nicht immer in vollem Umfang bewusst.

 

Autor*in

Johanna studiert seit dem Wintersemester 2016/17 Deutsch und Soziologie an der CAU. Sie ist seit Oktober 2016 Teil der ALBRECHT-Redaktion. Von Juli 2017 bis Januar 2019 war sie als Ressortleiterin für die Kultur verantwortlich. Sie war von Februar 2019 bis Januar 2022 Chefredakteurin des ALBRECHT.

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