Die Texte von Max Goldt sind unverwechselbar. Durch gewagte Wortspiele erschafft sich der Schriftsteller eine Welt, in der er den Witz des Alltags sucht und findet. DER ALBRECHT ist in seine Welt eingetaucht.

Mit einem genüsslichen Lächeln sitzt er auf der Bühne und schlägt sein Buch auf: „Fragen wie […] Was sind denn das für Menschen? interessieren viele. Normalerweise greift man zu den Bestimmungsbüchern des KOSMOS-Verlages um sich einer Antwort zu nähern, zu ihren traditionsreichen Bänden mit den immer etwas vorwurfsvoll klingenden Titeln wie Was blüht denn da?, Was kriecht denn da?  und Was fliegt denn da?. Da es nicht nur viele verschiedene Blütenpflanzen, Reptilien und Vögel gibt, sondern auch höchst unterschiedliche Menschen, ist es erstaunlich, dass der Band Was läuft denn da frech auf der Straße herum? bislang noch nicht lieferbar ist.“

Wo mutige Wortspiele auf amüsante Überspitzungen voller Feingefühl und Ironie treffen, ist es nicht zuletzt dieser eine Mann, der hinter den Worten steht: Max Goldt. Mit gewagtem Witz nimmt der Schriftsteller den Menschen und seine Gesellschaft, meist anhand von Alltagssituationen, auf den Arm und kreiert so ein einmaliges Meisterwerk der Sprache und des Humors.

Max Goldt beherrscht das Spiel mit den Worten. Foto: cw
Max Goldt beherrscht das Spiel mit den Worten.
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Als Max Goldt für eine Lesung im metro-Kino zu Gast war, hatte er keine Schwierigkeiten den Saal in kürzester Zeit mit schallendem Lachen zu erfüllen. Sei es sein Plädoyer gegen den übermäßigen Gebrauch des Wortes ‚lecker‘, welches heute jeder Durchschnittsdeutsche 50 bis 100 mal pro Tag benutze, sein Unverständnis für die Beleidigungsvokabel ‚Warmduscher‘, wenn doch die Mehrheit der Deutschen warm dusche, seine Mode-Idee des Schimmelpelzmantels für die Dame von Welt oder ein Verbotsschild ‚Bitte hier nicht rauchen. Sonst aber überall‘, aus welchem er die Raucherlaubnis an der Antarktis schließt: Max Goldt kitzelt die Komik aus banalen Situationen heraus und verpackt sie in eine einmalige, provokante Sprache.

Obwohl sich der Schriftsteller dem Witz des menschlichen Alltags angenommen hat, sind seine Texte eines nicht: harmlos. Jeder Text hat, mit Ironie und Zynismus gewürzt, gleichzeitig einen leicht bösen Beigeschmack. So mussten die Zuhörer die Spannung zwischen Witz und leichtem Sarkasmus bei Texten wie Knallfluchttourismus aushalten. In diesem wird er von Hongkonger Studierenden zu diversen ‚terrible food‘-Essgewohnheiten befragt und trifft die Aussage, dass dies nichts für ihn wäre, er „aber überhaupt nichts dagegen hätte, wenn Hunde gegessen würden“, da es in Deutschland seit 1970 doppelt so viele Autos und schätzungsweise zehn mal so viele Hunde gäbe und diese daher nicht gerade vom Aussterben bedroht seien. „Am besten, freilich, man würde gar keine Tiere essen“, erlöst Goldt schließlich das Publikum aus seinen urkomischen und zugleich schmerzhaften Ideen.

Max Goldts Gedanken erheitern nicht nur, sie bleiben hängen und finden sich wieder. Sei es beim eigenen 50. Mal ‚lecker‘ am Tag oder dem Bedürfnis nach einem „Menschenbestimmungsbuch“: Max Goldt legt den Finger in die Wunde und zwar in einer Art, dass man vor Schmerzen lachen muss.

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