Allein in Deutschland bekommt alle 16 Minuten jemand die niederschlagende Diagnose Blutkrebs. Indem die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) auf diese Zahl aufmerksam macht, soll gezeigt werden, wie verbreitet diese Krankheit ist. Doch was ist Blutkrebs und wie kann daraus der beste Neujahrsvorsatz werden?

Blutkrebs ist eine Krebserkrankung des Knochenmarks beziehungsweise des blutbildenden Systems, wie es zum Beispiel Leukämie ist. Bei dieser Erkrankung tritt eine hohe Vermehrung von entarteten, funktionsunfähigen weißen Blutkörperchen auf. Wegen dieser Krebszellen kann das Blut seine normalen und für das Überleben wichtigen Aufgaben, wie den Transport von Sauerstoff, das Stoppen von Blutungen oder die Bekämpfung von Infektionen, nicht mehr erfüllen. Dabei wird je nach Verlauf der Krankheit zwischen einer akuten und einer chronischen Leukämie unterschieden. Die akute Leukämie kann ohne Behandlung innerhalb von Wochen oder Monaten zum Tod führen, während die chronische Leukämie über Jahre verlaufen kann und am Anfang oft symptomarm auftritt.

Oft kann nur eine Spende von Stammzellen das Leben eines Patienten retten. Dafür muss der sogenannte ‚genetische Zwilling‘ gefunden werden. Hierbei kommt es darauf an, dass die Gewebemerkmale, HLA-Merkmale (Humane Leukozyten-Antigene), zwischen Spender und Empfänger möglichst identisch sind, um eine Abstoßung der Spende zu umgehen. Diesen ‚genetischen Zwilling‘ finden leider nur 1/3 der Patienten im Kreis der eigenen Familie. Alle anderen sind auf die Spenden eines Fremden angewiesen. Und diese eine besondere Person zu finden, ist natürlich gar nicht so leicht. Aus diesem Grund wurde 1991 von Peter Harf, Ehemann einer Betroffenen, die DKMS gegründet. Diese ist mit dem Zentralen Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) verbunden, über welches die Suchaktionen national und international organisiert werden. Seit der Gründung der DKMS versuchen sie in dieser Organisation für Patienten weltweit den passenden Spender zu finden, um eine Chance auf Leben zu geben. In der DKMS werden die Merkmale potenzieller Stammzellenspender gespeichert und mit denen der Erkrankten verglichen, um die Nadel im Heuhaufen so schnell wie möglich zu finden.Damit die Wahrscheinlichkeit, seinen ‚genetischen Zwilling‘ zu finden, so hoch wie möglich ist, ist es natürlich besonders wichtig, dass sich viele Menschen typisieren und registrieren lassen. Das ist auch gar nicht so schwer, aufwändig, oder gar schmerzhaft, wie manch einer vielleicht denkt. Wer zwischen 17 und 55 Jahren alt und gesund ist, kann sich registrieren lassen. Dies geht entweder ganz einfach über die Homepage der DKMS (www.dkms.de), oder bei einer der zahlreichen Typisierungsaktionen, die oft von Familie und Freunden der Betroffenen in Zusammenarbeit mit der DKMS organisiert werden. Dabei ist es nicht so, wie manche es sich womöglich vorstellen, dass einem Unmengen an Blut abgenommen werden. Es wird lediglich mit einem Wattestäbchen ein Abstrich der Wangenschleimhaut genommen. Direkt vor Ort bei einer dieser Aktionen wird zusätzlich noch eine geringe Menge Blut abgenommen. Bei der Registrierung über das Internet werden einem bloß die Wattestäbchen zugeschickt, die zusammen mit einer Einverständniserklärung an die DKMS zurückgeschickt werden – wenn das mal nicht einfach ist. Nachdem die Daten der Gewebemerkmale erfasst wurden und von der DKMS anonymisiert auch an die ZKRD weitergeleitet wurden, ist die Registrierung als potenzieller Stammzellenspender für Patienten auf der ganzen Welt auch schon abgeschlossen.

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Eine Stammzellspende ist für viele Erkrankte die einzige Rettung. (Foto: mt)

Die Wahrscheinlichkeit, gleich in den ersten Jahren nach der Registrierung als Spender in Frage zu kommen, ist gering. Es kann jedoch immer sein, dass der ‚genetische Zwilling‘ plötzlich Hilfe braucht. Was passiert also, wenn die eigenen Gewebemerkmale mit denen eines Erkrankten übereinstimmen und um eine Spende gebeten wird? Auf diese Nachricht folgen ausführliche Untersuchungen, die sicherstellen sollen, dass die Merkmale tatsächlich passen und identisch sind. Wenn dem so sein sollte, kommt es zur Spende. In 80 Prozent der Fälle kommt es zu einer peripheren Stammzellentnahme. Dabei werden die Stammzellen aus dem Blut entnommen, ganz ohne Operation. Lediglich bei ungefähr 20 Prozent kommt es zu einem operativen Eingriff, bei dem die Stammzellen aus dem Knochenmark im Beckenkamm entnommen werden. Diese Operation erfordert bloß zwei kleine Einschnitte, die teilweise nicht einmal genäht werden müssen. Die entnommenen Stammzellen, ob bei der Entnahme über das Blut oder über das Knochenmark, bilden sich innerhalb von ungefähr zwei Wochen nach. Dies ist mit einer gewöhnlichen Blutspende vergleichbar.

Warum also gibt es leidglich gut vier Millionen Registrierte in der DKMS, wenn es doch so leicht ist, ein potenzieller Lebensretter zu sein? Für einen selbst ist es nur ein kleiner Schritt, doch für den Betroffenen kann es eine neue Chance auf Leben sein. Also gib Dir einen Ruck und lass Dich registrieren.

Autor*in

Judith ist seit April 2015 beim ALBRECHT. Sie studiert Deutsch und Geschichte auf Fachergänzung seit dem Wintersemester 2013/14.
Sie leitet das Lektorat des ALBRECHTS.

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