Bereits zum neunten Mal lud die CAU Kiel am Freitag zur Night of the Profs, der langen Vorlesungsnacht, ein. Wieder einmal wurde uns vorgeführt, wie spannend Vorlesungen eigentlich sein können, dieses Jahr unter dem Motto Träume.

Nach der Eröffnung durch den Präsidenten Lutz Kipp ging es um 18 Uhr los mit den verschiedenen Vorträgen. In sechs Hörsälen des Audimax und CAP 3 setzten über 30 Dozenten das Thema auf ihre ganz eigene Art und Weise um und so bekam man von Regionalgeschichte über Skandinavistik bis hin zu Toxikologie und Extraterrestischer Physik einen breitgefächerteten Einblick in die Fantasien unserer Profs. So kümmerten sich die Redner sowohl um aktuelle Themen wie „Albtraum Ebola“ (Infektionsmedizin), als auch das Liebesglück ihrer Studenten  „Traumfrau sucht Traummann. Rechtsprobleme bei Ehe- und Partnervermittlungen“.

Der ein oder andere mag sich auch gewundert haben, was ihn bei der Vorlesung „A wee dr(e)am of scotch whisky. Eine Reise zum Lebenswasser der Schotten“ der Pharmazie erwarten würde und auch mich beschäftigte dieser etwas ungewöhnliche Titel natürlich. Um 21 Uhr wollte ich mir deshalb meinen ersten Night of the Profs-Vortrag ansehen. Nachdem viele meiner Kommilitonen von der langen Vorlesungsnacht immer nur in den höchsten Tönen geschwärmt hatten, waren meine Neugier und Erwartungen noch umso größer.

Leider war bei meiner Ankunft wenige Minuten nach Beginn der Vorlesung der Saal schon so voll, dass ich nicht mal mehr in der hintersten Ecke stehend einen Platz bekam. Das Gelächter und der große Applaus am Ende des Vortrags hörten sich allerdings vielversprechend an. Stattdessen setzte ich mich eher durch Zufall in den Frederik-Paulsen-Hörsaal, wo Hans-Rudolf Bork, Professor für Ökosystemforschung, zum Thema „Inselträume“ sprach. Mit viel Witz und Leichtigkeit brachte er die Zuschauer immer wieder zum Lachen.

Zum Beispiel erzählte Bork vom Chicagoer Millionär Bernard Keiser, der während einer Midlife-Crisis seine Firma verkaufte, um auf der Robinson-Crusoe-Insel nach einem ominösen Schatz zu suchen. Keiser geht Hinweisen aus einem Brief nach, der nachweislich gefälscht wurde, was ihn aber nicht von der weiteren Suche abhält. Auch die Geschichte des Berliner Zahnarztes Doktor Ritter, der 1929 auf die Galapagosinseln auswanderte, unterhielt das Publikum gut. Während der Lesung erwähnte Bork mehrmals, dass Ritter meistens Vegetarier war, am Ende allerdings an einer Fleischvergiftung starb.

Die Ankündigung zum Vortrag von Konrad Ott, Professor am Philosophischen Seminar, verwies auf eine schon sehr alte Wunschvorstellung der Menschheit  „Träume von einer besseren Welt: Ethik und Utopie“. Begrüßt wurde das Publikum mit einem Zitat des deutschen Altkanzlers Helmut Schmidt, das auch schon auf eine zentrale Problematik dieses Traums hinwies: „Wer Visionen hat sollte zum Augenarzt gehen.“ Anhand von aktuellen Beispielen wurde versucht, die Begriffe ‚Ideal‘ und ‚Wunschtraum‘ verständlicher zu machen. So trug die beispielhaft gewählte Debatte um ungesetzliche Einwanderung von Ausländern unter dem Slogan „Kein Mensch ist illegal!“ sowohl zur Veranschaulichung der komplexen Theorie, als auch zur Spannung bei. Trotz des recht abstrakten Themas wurde zwischendurch gelacht. Das an diesem Abend ständige Ploppen der Flens-Flaschen wurde umso lauter als Konrad Ott vom Traum der Tugendhaftigkeit anhand der Prohibition sprach und verdeutlichte auch unmissverständlich die Meinung der CAU-Studenten zu diesem Thema.

Der krönende Abschluss fand um Mitternacht im Frederik-Paulsen-Hörsaal statt. Die Chemieprofessoren Stock und Lüning sprachen über „Traumhafte Chemie“ und setzten die vielen gezeigten chemischen Formeln in kleinen Experimenten um. Manch ein Zuschauer wünschte sich sicherlich ebenfalls so einfach Wein herstellen zu können.

Am Ende einer langen Vorlesungsnacht kann ich mich dem allgemeinen Lob nur anschließen. Die Dozenten haben sich viel Mühe gegeben das Motto umzusetzen, waren begeistert bei der Sache und die Hörsäle waren ausnahmsweise einmal aus dem richtigen Grund überfüllt. Auch dieses Jahr wurde wieder an einen der ursprünglichen Gründe für die Night of the Profs erinnert. Neben Zetteln an den Hörsaal Bänken  „Hier sitzen 1,7 Studenten“  machten die AStA und Fachschaftsvertretungen auf Kürzungen und Einsparungen an der Uni aufmerksam.

Autor*in

Rebecca war von 2014 bis 2019 teil der ALBRECHT-Redaktion. In der Zeit hat sie für ein Jahr das Lektorat geleitet und war ein weiteres Jahr die stellvertretende Chefredakteurin.

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