Um es gleich vorwegzunehmen: Ein Chemiestudium allein reicht nicht, um Crystal Meth herstellen zu können. Die Veranstaltungsreihe Vorlesung mal anders hielt wieder die ein oder andere Erkenntnis bereit. Unter dem Motto Parallelwelten schließen sich in diesem Semester jeweils zwei Vertreter sonst nur ‚parallel existierender‘ Fachrichtungen zusammen und beleuchten ein Thema aus ihren unterschiedlichen Perspektiven. Den Auftakt bildete Alien, am 08.Mai nahmen sich dann Diplom-Chemiker Sören Gutekunst und Anglist Dr. André Schwarck der Kultserie Breaking Bad an.

Fans der Serie wird es nicht schwer fallen, das Thema Parallelwelten auch inhaltlich wiederzufinden: Der überqualifizierte, aber unscheinbare Chemielehrer Walter White versucht nach seiner Krebsdiagnose seine Familie finanziell abzusichern und baut sich unter dem Decknamen Heisenberg eine Doppelexistenz als Koch von Methamphetamin auf. Schon bald bekommt er Probleme mit seinem Schwager, dem DEA-Agenten Hank, sowie dem Kopf des Meth-Kartells Gus Fring.

Da die Chemie sowohl auf inhaltlicher als auch auf symbolischer Ebene eine zentrale Rolle spielt, versprach der Blickwinkel eines Chemikers auf die Serie besonders spannend zu werden. Sören Gutekunst machte dann auch in seinem Vortrag auf einige Schlüsselszenen aufmerksam, etwa als Walter in seiner Rolle als Lehrer die Chemie als „Lehre von Veränderung“ beschreibt oder das Prinzip der Chiralität erklärt. Insgesamt dürfte es sich dabei aber um Szenen gehandelt haben, die dem aufmerksamen Zuschauer in ihrer Bedeutung bereits bekannt gewesen sind.

Die Erkenntnis des Abends stammte dann auch nicht aus dem Bereich der Chemie, sondern der Bildästhetik. Anhand der Kleidung der Protagonisten wurde gezeigt, wie die Serie bis ins Detail durchgestylt und mit Bedeutung aufgeladen ist. Während Ehefrau Skyler blau bevorzugt, Hank oftmals in orange und seine Frau Marie in violett anzutreffen sind, durchzieht Walter alle Farben. Der Sohn Walter Junior wird farblich oft anderen Personen angepasst, gestreifte Kleidung soll beispielsweise seine Unsicherheit wiederspiegeln. Der Beitrag sorgte bei vielen für einen echten Aha-Effekt.

André Schwarck nahm Breaking Bad dann aus literaturwissenschaftlicher Perspektive unter die Lupe und teilte getreu dem Motto die Handlungsstränge von Walter White, Gus Fring und dem mexikanischen Drogenkartell in drei verschiedene Parallelwelten, die zunächst nebeneinander existieren, während der Zuschauer mit Spannung die Kollision erwartet. „Es wurde teilweise sehr gesprungen, das war das einzig Negative“, kommentiert Lena (20) den Beitrag.

Die Veranstaltung stieß auch dieses Mal wieder auf reges Interesse bei den Besuchern. Amelie (21) findet gut, dass Themen aufgegriffen werden, „mit denen man etwas anfangen kann“. Ihr Urteil lautet: „Es ist spannend, wie die einzelnen Fakultäten miteinander verknüpft werden“. Insgesamt wurde wieder viel gelacht, der Hörsaal war fast vollständig besetzt. Ein Besuch bei Vorlesung mal anders lohnt sich immer.

Weitere Termine:
05.06. Die Vermessung der Welt
19.06. Robin Hood
03.07. Action-Welten

Beitragsfoto: Malte Deffert

Autor*in
Share.
Leave A Reply