„Der Arbeitsmarkt öffnet seine Arme nicht einfach für die Geisteswissenschaftler“, sagt Cornelie Prillwitz ehrlich. Sie ist Beraterin beim Team Akademische Berufe der Arbeitsagentur Kiel. „Das Problem sind oft zu wenig Praktika während des Studiums, die Berufserfahrung der Hochschulabsolventen sind ihre Praktika.“ Dieser Satz fällt in vielen Beratungen.
Viele Geisteswissenschaftler studieren ihr Fach aus Überzeugung oder Interesse für die Sache an sich. Nur gibt es leider keine Stellen für Germanisten auf dem Arbeitsmarkt und spätestens mit dem Abschlusstermin vor Augen muss man den Blick über den Tellerrand wagen und sich mit den konkreten Job-Perspektiven auseinander setzen.
Dabei kann eine Beratung hilfreich sein: „Wir machen ein Profiling und analysieren die Situation“, sagt die Leiterin des Teams Petra Grimm. Cornelie Prillwitz hat dabei noch mehr unangenehme Wahrheiten parat: „Sich einfach in die Uni zu setzen und sein Studium ordentlich zu absolvieren führt nicht automatisch zu einem Beruf. Man muss als Geisteswissenschaftler zusätzlich etwas tun, um die Tür auf zu machen.“
Diese Erkenntnis dämmert allerdings längst nicht jedem Geisteswissenschaftler, viele suchen erst nach Ende des Studiums konkrete Perspektiven.  Dabei kann es schonmal ein wenig dauern, die erste Stelle zu finden. Ein halbes oder für manche Studiengänge ein ganzes Jahr zwischen Abschluss und Job sind dabei nicht ungewöhnlich. Wenn die Suche sich allerdings länger und länger gestaltet, sollte man etwas für den Lebenslauf tun. Viele Stellen für Akademiker werden nicht ausgeschrieben, laut Schätzungen werden rund 30 Prozent der Stellen ohne Ausschreibung besetzt. Dabei gewinnen soziale Netzwerke wie Xing an Bedeutung. Grundsätzlich sehen die Zahlen des akademischen Arbeitsmarktes gut aus. So haben von allen Arbeitslosen nur 6,8 Prozent einen Hochschulabschluss. Und von 2000 bis 2010 ist die Zahl der erwerbstätigen Akademiker um rund zwei Millionen beziehungsweise 39 Prozent auf insgesamt 7,1 Millionen gestiegen. Diese Zahlen machen zwar Mut, bedeuten aber, wie alle Statistiken, für den konkreten Einzelfall gar nichts.
Viele Absolventen versuchen erst mal an der Uni unterzukommen, in gewohntem Umfeld. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter ist jedoch zurzeit maximal eine Beschäftigungsdauer von zwölf Jahren gestattet. „Die Uni ist Elfenbeinturm, wer nicht langfristig an der Hochschule bleiben kann, sollte sich nicht auf Jahre binden“, meint Cornelie Prillwitz dazu. Das würde potentielle Arbeitgeber abschrecken und der Weg zur Professur sei sehr lang.
Eine Haupteigenschaft von geistlichen Fächern ist, dass der Abschluss keinen festen Berufsweg zur Folge hat. Zum Beispiel kann ein Historiker in vielen Feldern vom Museum über Journalismus bis zur Personalberatung arbeiten. Diese Vielfalt ist Fluch und Segen zugleich. Aber um im Dschungel der Berufe nicht die Orientierung zu verlieren, gibt es Beratungsangebote. So gibt es neben der Arbeitsagentur auch kostenpflichtige Firmen, die Image-, Karriere- oder Bewerbungsberatung anbieten. „Wir empfehlen den Studenten sich rund zwei Monate vor Ende des Studiums bei uns zu melden“, sagt Cornelie Prillwitz. Dafür gibt es auch das Büro der Agentur am Westring, hier kann man auch ohne Anmeldung aufschlagen.

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