Zwei Jahre lang mit dem Auto durch Afrika. Für manche unvorstellbar, doch für Lena der größte Traum. Zusammen mit ihrem Freund Ulli erkundete sie Westafrika und hielt die Reise als 120 Minuten lange Dokumentation fest. Diese erschien mit dem Namen Reiss aus am 14. März deutschlandweit in den Kinos.

Lena, Ende zwanzig, ist Journalistin und Filmemacherin. Ulrich aka Ulli, ebenfalls Ende zwanzig, ist Ingenieur in Medizintechnik. Beide wollen aus ihrer Routine ausbrechen und machen sich mit ihrem Land Rover und einem vierzig Jahre alten Dachzelt auf den Weg von Hamburg nach Südafrika. Wegen einiger Schwierigkeiten, unter anderem mit verschiedenen Visa, bleiben sie jedoch in Westafrika und halten ihre Eindrücke und Erlebnisse neben (Landschafts-) Aufnahmen mit Vlogs fest.

Von berührenden Momenten über atemberaubende Landschaftsbilder bis hin zu Gefühlsausbrüchen in den Vlogs: der Zuschauer erlebt das Paar hautnah und reist mit ihm. Das Beeindruckende daran ist, dass in Afrika nur Lena Erfahrung mit dem Filmen hat. Erst bei der Bearbeitung der Aufnahmen wirkte ein Filmteam mit.

Und so authentisch der Film ist, so unkonventionell ist er auch wieder. Während mehr als deutlich wird, dass es binnen des Trips Probleme mit dem Auto gibt oder mal dicke Luft herrscht, bleiben es sonst nur Einblicke in den Alltag. Einige Situationen werden kurz angeschnitten und der Ausgang bleibt unbekannt. Außerdem erzählen die beiden weder etwas zu ihrer Planung noch geben sie ein Fazit zu ihrer Tour durch Afrika, was mich interessiert und ich erwartet hätte. Lediglich ein paar Gedankengänge und Meinungen erfährt der Zuschauer zwischendurch. Trotz dessen oder gerade deswegen erlebte ich die Menschen im Kino als sehr gebannt und mitfühlend. Alle blieben noch regungslos sitzen, als der Abspann lief. Als wären sie noch mit den Gedanken in Afrika, so wie ich es war.

Fazit: Reiss aus ist ein Plädoyer fürs Reisen, in dem es weniger um die Planung und die Umstände einer Reise geht, als um die Gefühle und Erlebnisse währenddessen. Ob als Motivation für den nächsten Urlaub oder zur Flucht aus dem Alltag: dieser Film wird beidem gerecht. Selbst, wenn ich mich über mehr Details und Informationen gefreut hätte, bereue ich den Kinobesuch nicht. Im Gegenteil: Nach dieser Doku will das Leben mehr gelebt werden.

Für Interessierte: Am 20. März erschien Lenas Buch mit gleichnamigen Titel.

Autor*in

Selina, 23, studiert Ökotrophologie und ist seit Oktober 2018 Redakteurin beim Albrecht.

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