ROCK YOUR LIFE! Diese Überschrift klingt, als stamme sie aus der Marketingabteilung eines Radiosenders. In Wirklichkeit steckt dahinter eine Bildungsinitiative, die für Chancengleichheit kämpft. Was 2008 mit einer Idee in Baden-Württemberg begann, ist heute eine Studierendeninitiative, die sich in Deutschland, der Schweiz und in den Niederlanden an insgesamt 52 Standorten durchgesetzt hat. Die Idee hinter all dem: Ein Eins-zu-eins-Mentoring-Programm von Studierenden für Schüler*innen. Doch was machen Mentor*innen? Und was halten die Schüler*innen von diesem Programm? DER ALBRECHT hat sich mit der Mentorin Marie und ihrem Schützling Clea getroffen und nachgefragt.

Seit 2016 arbeitet die Hochschulgruppe ROCK YOUR LIFE! Kiel mit Schulen zusammen, bildet Studierende als Mentor*innen aus und vermittelt sie an Schüler*innen. Die Bildungsinitiative gibt Studierenden die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Ein oder zwei Jahre lang kümmern sich die Studierenden um ihre Schützlinge. Auch Unternehmen beteiligen sich an der Bildungsinitiative durch Spenden oder werden Kooperationspartner für Praktikumsplätze und Unternehmensbesichtigungen. Die Schüler*innen erhalten die Möglichkeit, Einblicke in verschiedene Unternehmen und Berufe durch Praktika zu gewinnen. Diese Kontakte unterstützen die Schüler*innen in ihrer Zukunftsplanung und geben Ihnen die Chance, Erfahrungen und Fähigkeiten zu sammeln, die ihnen die Schule nicht vermitteln kann. Gleichzeitig gewinnen die Unternehmen zukünftige motivierte Arbeitskräfte.

Die Hochschulgruppe Kiel hat derzeit 15 ehrenamtliche Mitglieder und acht Mentor*innen. Die Partnerschule ist die Theodor-Storm-Schule. Im November startet ein weiteres Mentorenprojekt mit der Friedrich-Junge-Gesamtschule und voraussichtlich 30 Mentor*innen-Schüler*innen-Paaren. Es handelt sich dabei um Schüler*innen aus den achten und neunten Klassen. Für dieses Projekt werden weiterhin motivierte und engagierte Studierende gesucht.

Wer Mentor*in werden möchte, schickt eine E-Mail an die Hochschulgruppe und wird zu einem Eignungsgespräch eingeladen. Dort sprechen die Studierenden über die Erwartungen, die sie haben und erfahren, was auf sie zukommt. Nach dem Gespräch werden Schüler*innen und Studierende zu einem Speed-Dating eingeladen, bei dem sie sich näher kennenlernen können. Am Ende treffen die Schüler*innen die Entscheidung, wen sie sich als Mentor*in wünschen. Im Fokus der Bildungsinitiative stehen die Schüler*innen. Diese entscheiden sich selbst dafür, ob sie an dem Mentorenprojekt teilnehmen möchten. Clea erzählt, dass sie sich bei ihrer Mentorin Marie sofort wohlgefühlt hat und leicht mit ihr ins Gespräch kam. Wenn sich Mentor*in und Mentee gefunden haben, können sie ihre gemeinsame Zeit und ihre Aktivitäten frei planen. Marie ist seit einem Dreivierteljahr Mentorin und sagt, dass sich ihre Aufgaben als Mentorin gut in ihren Alltag integrieren lassen. Darüber hinaus gibt es für die Mentor*innen-Schüler*innen-Paare drei Wochenenden, an denen sie, geleitet von Trainer*innen, über ihre Erwartungen und Ziele reden, ihre Stärken und Interessen entdecken und versuchen, diese einem Berufsbild zuzuordnen. Diese Wochenenden sind nicht nur für die Mentee eine Bereicherung, sondern geben auch den Mentor*innen eine Möglichkeit zur Selbstreflexion.

Der/die Mentor*in ist keine bloße Hausaufgabenhilfe, sondern Freund*in und Vertraute*r. Marie spricht davon, dass sie mit ihrem Mentee Kaffee trinken geht, sie zu Handballspielen begleitet und einfach als Gesprächspartnerin für sie da ist. Gerade über den letzten Punkt freut sich Clea sehr, da sie sich jemanden außerhalb ihres Umfeldes zum Reden wünscht. Sie freut sich ebenso über das Interesse, das Marie ihr vermittelt. Sollte es dennoch zu Konflikten oder Problemen kommen, steht die Hochschulgruppe den Mentor*innen in Form von Mentoring-Paar-Koordinatoren zur Seite.
Am Anfang stieß die Bildungsinitiative auf Skepsis und Ablehnung. Als sich ROCK YOUR LIFE! Kiel in ihrer Partnerschule vorstellte, lehnten viele Schüler*innen das Programm zuerst ab. Ob es an mangelndem Interesse oder der Angst davor lag, dass eine weitere Person in ihr Leben treten sollte, die scheinbar über ihnen stünde, war nicht deutlich zu erkennen. Aus dem Jahrgang der Theodor-Storm-Schule haben sich acht Schüler*innen für eine/n Mentor*in entschieden. Auch diese waren zunächst skeptisch gegenüber dem Programm. Diese Skepsis hat sich nach einem Dreivierteljahr gelegt. Nun sind sie begeistert von ihren Mentor*innen und können sich sogar vorstellen, selbst einmal Mentor*innen zu werden.

 

Wer Interesse hat, sich die Bildungsinitiative näher anzusehen und ehrenamtlich zu arbeiten, aber kein/e Mentor*in werden möchte, ist ebenfalls willkommen: In der Hochschulgruppe werden Ehrenamtliche für die Organisation benötigt. Zur Auswahl stehen die Zweige Marketing, Fundraising, Netzwerkpflege, Recruiting, Mentoring-Koordination, Evaluation und IT. Wer in der Hochschulgruppe oder im Mentorenprogramm mitwirken möchte, schreibt entweder eine E-Mail oder eine facebook-Nachricht (kiel@rockyourlife.de).

Autor*in

Merle ist seit Oktober 2017 beim ALBRECHT. Sie studiert Deutsch und Philosophie auf Fachergänzung.

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