Bunte Lichter am Himmel, Böller und Wunderkerzen am Boden: Wer hat das neue Jahr nicht mit einem Feuerwerk willkommen geheißen? Weltweit sind Feuerwerke das i-Tüpfelchen bei der Feier großer Ereignisse, für die fast niemand Kosten scheut. Allein in Deutschland wurden 2015 durch den Verkauf von Silvesterfeuerwerk 129 Millionen Euro Umsatz gemacht – obwohl Raketen und Knaller nur an drei Tagen im Jahr verkauft werden dürfen. Auch bei Großereignissen sind die Maßstäbe gigantisch: Silvester 2014 wurden in Dubai innerhalb von sechs Minuten 4,4 Millionen Euro verfeuert. Das entspricht einem Kleinwagen pro Sekunde.

Doch das Feuerwerk bringt nicht nur Lichteffekte an den Nachthimmel, sondern wirft dabei auch einen Schatten auf Umwelt und Gesundheit. Darüber sprach am 14. Dezember 2016 Dr. Christiane Aschmann in der Ringvorlesungsreihe der Toxikologie und Pharmakologie für Umweltwissenschaftler. Jedes Jahr kommt es in Deutschland in der Silvesternacht zu zahlreichen Bränden, 2013 waren es 11 000. Durch feuchtfröhliche Silvesterfeiern unvorsichtig gewordene, nehmen es mit den Sicherheitsabständen beim Knallen wohl nicht ganz so genau und erleiden so Verbrennungen, Augenverletzungen und Gehörschäden.

Wer in der Kieler Woche nach dem Abschlussfeuerwerk die Rauchschwaden über die Förde ziehen sieht, dem schwant bereits, dass die Böllerei den Zuschauern zwar viel Freude bereitet, die Umwelt aber nicht frohlocken kann. Denn Feuerwerkskörper bestehen zu 60 Prozent aus Trägermaterial, das sich nach der Feierei in Müllbergen auf der Straße wiederfindet. Nur etwa 40 Prozent machen den pyrotechnischen Satz aus, der beim Verbrennen für Lichteffekte sorgt. Für das Abbrennen ist dabei eine Mischung aus Kaliumnitrat, Holzkohle und Schwefel die Grundlage – das Schwarzpulver. Beim Verbrennen von Kohle und Schwefel liefert das Nitrat den Sauerstoff, durch den die chemische Reaktion so schnell und heftig ablaufen kann, dass die beliebten Lichteffekte entstehen. Leider werden im Zuge dessen sowohl Stickoxide als auch Schwefeldioxid freigesetzt, welches sauren Regen auslösen kann.

Für die bunten Lichter der Raketen oder Vulkane sind Metallsalze zuständig. Viele Metalle leuchten beim Verbrennen in unterschiedlichen Farben; das in Kochsalz vorhandene Natrium gelb, Calcium rot und Schwermetalle wie Barium oder Cobalt grün und blau. Quecksilber, Blei und Arsen sind in zertifiziertem Feuerwerk in Deutschland nicht mehr erlaubt, in den illegalen Böllern werden diese Giftstoffe jedoch immer wieder gefunden.

Um Raketen und Böller in ihrer Form zu halten, kann so ziemlich alles als Bindemittel verwendet werden, auch giftige organische Stoffe. Sie sind zwar oft nur in Spuren vorhanden, können sich aber an Feinstaubpartikel anheften und so eingeatmet werden. Feinstaub ist eines der Hauptprobleme nach einem Feuerwerk, da ein Großteil des pyrotechnischen Satzes nicht rückstandslos verbrennt, sondern als winzige Staubteilchen in der Luft bleibt. Das führt dazu, dass gerade bei ruhigen Wetterlagen in Städten die Feinstaubwerte in den ersten Neujahrsstunden zum Teil auf astronomische Werte ansteigen, die problemlos mit dem Smog in chinesischen Großstädten gleichziehen können. Mit circa 8 000 Tonnen macht das Silvesterfeuerwerk ein Zehntel des gesamten Feinstaubausstoßes in Deutschland aus. Was nicht nur Allergien und Hustenreiz auslöst und Menschen mit Atemwegserkrankungen gefährlich werden kann, ist meist zum Glück mit dem Abklingen des Katers nach der Silvesterfeier verflogen. Trotzdem hat es seinen Grund, dass Feuerwerk an Privatpersonen nur an drei Tagen im Jahr verkauft wird, je seltener es passiert, desto besser für die Umwelt. Wer sich also dieses Jahr am 31. Dezember wieder über die überdimensionalen Schlangen beim Böller kaufen ärgert, dem sei ein Trost, dass auch bei Feuerwerk der Grundsatz „Klasse statt Masse“ gilt und überlege sich noch einmal ganz genau, wie viel Geld er dieses Jahr verfeuern möchte – im wahrsten Sinne des Wortes.

Autor*in

Eva ist seit November 2015 in der Redaktion. Sie studiert Biochemie und Molekularbiologie an der CAU. Als Ressortleiterin hat sie sich bis Anfang 2019 um den Hochschulteil der Zeitung gekümmert, mittlerweile schlägt ihr Herz für Online.

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