Geschichten über Freunde, die ein Geheimnis zu lüften haben und dabei auf so allerlei Hindernisse stoßen, gibt es heutzutage viele. Doch keine Geschichten haben mich so sehr beeindruckt und beeinflusst wie die von Enid Blyton. Die 1897 geborene und 1968 verstorbene Schriftstellerin aus England zählt mit ihren zahlreichen Kinder- und Jugendbuchreihen zu den international kommerziell erfolgreichsten Autorinnen überhaupt. Eine Tatsache, die mich früher tatsächlich jedoch eher wenig gekümmert hat.

Ich erinnere mich an regnerische Tage, die ich glücklich damit zugebracht habe, die neuesten Abenteuer von den Fünf Freunden George, Julian, Dick, Anne und Timmy zu erfahren. George, die eigentlich Georgina heißt, lebt mit ihren Eltern und ihrem geliebten Hund Timmy an der englischen Küste, und jede Schulferien kommen ihre Cousins und ihre Cousine zu Besuch auf das Familienanwesen. Die Kinder entdecken dort und in der Umgebung jede Menge Rätsel und Ungereimtheiten, die sie nicht selten auf gruselige Verbrecher treffen lassen. Was bedeuten zum Beispiel die geheimnisvollen Lichtsignale, die von der Felseninsel kommen? Und was hat es mit dem Zauberer Wu auf sich?

Im Laufe der Geschichten begegnen dem*der Leser*in (oder Hörer*in, die Hörspiele sind nach wie vor sehr erfolgreich) zahlreiche liebenswürdige Figuren in einem idyllischen kleinen englischen Küstenort. Die Bücher schaffen eine Wohlfühlatmosphäre, in der es sich wunderbar verkriechen lässt. Genauso können sie für Angst sorgen, wenn die Freunde in einer wortwörtlichen Nacht-und-Nebel-Aktion am Strand Verbrecher*innen hinterherjagen oder in einem gruseligen unterirdischen Gang herumkraxeln. Ich habe viel gelernt von den Freunden: Mut, Vertrauen, aber vor allem auch Zusammenhalt.

Die Fünf Freunde sind auch aus einem bestimmten Grund so zeitlos: Jede*r kann sich mühelos mit einer der Figuren identifizieren. George ist unerschrocken, aber auch oft frech. Sie gibt offen zu, lieber ein Junge sein zu wollen und kleidet sich auch dementsprechend. Julian ist der älteste der Truppe und dies zeigt sich vor allem in seiner Fähigkeit, für alle Probleme eine Lösung zu finden. Dick, der eigentlich Richard heißt, ist der Spaßvogel unter den Freunden und sorgt mit seinem übermäßigen Appetit für Schmunzler. Anne ist im Gegensatz zu George ein für damalige Zeiten rollenkonformes Mädchen. Sie ist sehr schüchtern und ängstlich und hat eigentlich mit Abenteuern gar nicht so viel am Hut. Viele der in den Geschichten beschriebenen Umstände sind heute nicht mehr vorstellbar – sie sind auch schon an die 100 Jahre alt. Nur wenige Eltern würden ihren Kindern erlauben, mit einem Ruderboot nachts mitten aufs Meer zu einer Insel zu rudern oder den ganzen Tag lang an einer Klippe zu spielen. Aber dies macht gerade für Erwachsene auch heute noch den Charme aus. Es kann in eine Welt geflohen werden, in der es Verbrecher*innen und Dieb*innen gibt, aber Kinder eben doch immer gewinnen, weil sie eines haben, was vielen Erwachsenen fehlt: Mut und Neugier. 

Doch nicht nur die Fünf Freunde stammen aus der Feder von Enid Blyton. Auch die Abenteuer von Tina und Tini, zwei Freundinnen, die gemeinsam Detektivfälle lösen, oder Hanni und Nanni, einem Zwillingspaar, das in einem Internat allerlei Abenteuer erlebt, sind zeitlos und spannend. 

Ob die neuen Verfilmungen dem Charme der Bücher gerecht werden, sei hier mal dahingestellt. Auch die porträtierten Frauen- und Gesellschaftsbilder sind heutzutage teilweise zu Recht problematisch. Eines aber ist sicher: Enid Blyton hat zeitlose Geschichten hinterlassen, die für Kinder wie auch für Erwachsene lesenswert sind. 

Autor*in

Nadine ist 22 Jahre alt und studiert Germanistik und Medienwissenschaft im Master an der CAU. Seit Oktober 2018 ist sie Teil der Albrecht-Redaktion und hat vom Sommersemester 2019 bis Sommersemester 2020 das Kulturressort geleitet. Nun kümmert sie sich um die Social Media-Präsenz, schreibt aber auch noch fleißig Artikel.

Share.
Leave A Reply