Da hat man sich ganz schön was vorgenommen: Sieben Tage feiern gehen. Gesagt, getan? Es ist zwar nur Fear and Loathing in der Provinz, Aspirin und Blasenpflaster sollten aber trotzdem bevorratet werden. Kaffee für den Morgen danach ist ein Muss.

Man fängt natürlich mit Kiels kontrovers diskutiertem Dienstags-Klassiker an. Solang die Füße noch fit und der Teint noch strahlend, geht’s ab ins Tucholsky. Tanzen mit den Abiturienten. Geld, Perso, Schlüssel und Kondom eingepackt… Moment mal! Da sich im berüchtigten Etablissement nur Minderjährige aufhalten, ergo man sich strafbar machen würde, kann man das Kondom auch getrost zu Hause lassen.

Wohin geht es denn heute nacht? foto: fa
Wohin geht es denn heute Nacht? foto: fa

Kurt hätte sich gewundert, denn es sieht dort nicht etwa wie auf Schloss Gripsholm aus, sondern mehr wie in einem U-Bahn-Schacht. Nachdem man sich in den dunklen Katakomben zurechtgefunden hat, stellt man schnell fest, dass die klebrige Bodenhaftung nach mehreren Mexikanern auch von Vorteil sein kann. Man tanzt zu The Offspring und Limp Bizkit auf dem Rock-Floor, wird nostalgisch, weil man sich an seine Jugend erinnert fühlt und hat hinter vorgehaltener Hand doch Spaß gehabt. Einfach nicht verraten!

Die Stimmung steigt an Abend zwei. Dann wird doch mal in die Bude geschaut! Großes Glück, dass man da überhaupt noch nach irgendwas schauen kann und dort nicht gerade von der Volksbank der Weg frei gemacht wird. Denn das Prädikat lautet: Ranzig, aber gut. Die Schaubude. An dem Abend kommen Hip-Hop-Heads durch „From here to Funk“ auf ihre Kosten, aber auch die einstigen (insgeheim immer noch treuen) Fans der Flensburger Band Echt, weil der ehemalige Drummer Jim Pansen ganz fette Rhymes vom Stapel lässt und die Blechbläser von Diazpora diesmal die erste Geige spielen.

Wehe dem, der da an „Junimond“ zu denken wagt. Den Mond kann man in Kiel schließlich auch im Luna sehen und das sogar gleich zweimal: Einmal steht er auf Halbmond. Man lässt seinen Glitzerschmuck und seine R‘n‘B-Leidenschaft lieber zu Hause, denn das Motto lautet: „Against Bling-Bling“. Alte Musik-Werte aus der Bronx und old School definieren an diesem Abend die Subkultur und den Tanzfloor.

Mutige Redakteurinnen im Partymarathon foto: redaktion
Mutige Redakteurinnen beim Partymarathon foto: redaktion

Das schwarze Gold dreht sich noch auf dem Teller „digilog ins Anatal“ und der Hip-Hop-Freund fragt sich „Kann man auch Tracks heiraten in Kiel, in der Nähe der Grenze zu Dänemark?“

Das andere Mal steht der Mond auf voll und der Besucher muss sich im Keller mit „King Kong“ anlegen. Aber wenn er nicht mag, kann er auch oben am Videospiel-Automat gegen den anderen Affen Donkey Kong antreten und nebenbei herzzerreißendem Karaoke lauschen. Zu fortgeschrittener Stunde – und Pegel – singt er natürlich auch selbst.

Abend fünf: Man will in einen schicken, kleinen Club hineinkommen. Doch das gestaltet sich schwierig und alles andere als „Ease“. Zwischen den vielen bunten Longchamp-Taschen, die einem schon in der Schlange den Weg versperren, ist einfach kein Durchkommen mehr! Auch wenn man seine Freunde George, Gina & Lucy mitbringt, hat man kaum eine Chance. Die angewinkelten Arme, an denen die Laschen-Taschen baumeln, rulen mittlerweile unter den Taschen-Gangs. Die Chucks von den Füßen, die Stilettos höher gelegt, geht es dann schließlich ab, zu feinen Elektro-Beats und ein bisschen House. Am Ende kann man auch hier die Ladies auf den Boxen – äh auf der Fensterbank – tanzen sehen. Zurücklehnen und genießen, feiern lassen und die Kräfte sparen. Einfach nur Ease.

Dann ruft nicht mehr nur der Berg: Es ruft die Welt! Oder man ruft nach dem Rettungsboot, an Abend sechs von sieben. Der Tanzschuppen sieht mehr nach Kajüte, Kombüse und Ahoi aus. Die Wellen schlagen hoch, die Nacht wird zum Tag, „British Music Club“! Aber Achtung: größer als 1,90 Meter muss man aufpassen, sich nicht den Kopf am Bug zu stoßen, wenn man einen Blick nach oben zu Rose und Jack riskiert oder es einem in den Beinen juckt. Aber man stößt sich hier ja eh ständig. Seine Tanzleidenschaft sollte man nämlich zu früher Stunde ausleben, es sei denn, man steht zu später Stunde auf engen Quetsch-Tanz. Manchmal ist man ja tatsächlich darauf aus. Dann bietet sich hier die perfekte Gelegenheit – ob gewollt oder ungewollt – mit jeglichen fremden Körperteilen Kontakt aufzunehmen. Im Weltruf fängt auch der späte Vogel noch den Wurm.

„Ich bleib‘ bei mir zu Hause und hör‘ meinen eigenen Sound auf voller Lautstärke, mal mir ‘nen Stempel auf die Hand, hol‘ mir an der Tanke ‘nen Becks, trigger‘ meinen Lichtschalter und tanz‘ mit mir selbst. Scheiß auf Clubs!“ Das Szeneleben ist hart und hinterlässt seine Spuren. Blasen, blaue Flecken, nicht zu kaschierende Schatten unter den Augen. Aus der Schnapsidee ist schneller Ernst geworden, als man Osho sagen kann. Sieben Tage, echt sieben Nächte? So hält man es am siebten Abend mit den weisen Worten von Blumentopf: Man kommt nicht über das erste Becks hinaus, triggert nur noch kurz den Lichtschalter und schläft den Schlaf der Gerechten…

Autor*in
Share.

2 Kommentare

  1. Kilian Haller on

    Niiice! Ist toll geworden – und so ein schöner Abschluss… Nur das Tuch hatte ich mir im Lauf der Zeit echt abgewöhnt, also auch nicht mit rotem Kopf hinter vorgehaltener Hand oder so ;).

Leave A Reply