Die CAU repräsentierte auf der weltweit größten UN-Simulation dieses Jahr Panama

Die Vereinten Nationen stehen für den Versuch einer Kooperation aller Staaten abseits der unter zunehmendem Vertrauensverlust leidenden nationalen Parlamente. Sie sind eine Instanz, die sich den Frieden als oberste Maxime gesetzt hat und als solche eine besondere Anerkennung erfährt. Fast so alt wie die Organisation selbst ist auch die Idee, ihre Arbeit von denen nachstellen zu lassen, die die Zukunft unseres Erdballs früher oder später selbst in die Hand nehmen werden. Hunderttausende Schüler und Studenten schlüpfen jedes Jahr bei den Model United Nations (MUN) in die Rolle eines Delegierten der Generalversammlung. Auch in Deutschland haben sich über die Jahre viele Städte zu regelmäßigen Austragungsorten mit internationalem Publikum gemausert. Die weltweit größte dieser Simulationen ist dabei die 1946 ins Leben gerufene National MUN in New York – und auch in diesem Jahr haben wieder Kieler Studenten ihren Beitrag dazu geleistet.

Vom 22. bis zum 26. März nahmen die elf Delegierten der Christian-Albrechts-Universität als Repräsentanten Panamas an den Konferenzen von sieben verschiedenen Ausschüssen teil. Neben den drei Komitees der Generalversammlung waren die Kieler auch im Economic and Social Council (ECOSOC), dem United Nations Environment Program (UNEP), dem United Nations Children Fund (UNICEF) sowie der Non-Proliferation Review Conference (NPT Rev.Conf.) vertreten. Dabei diskutierten sie über atomare Abrüstung, Frauen- und Kinderrechte oder aktuelle Probleme im Nahen Osten. „Es war nicht immer einfach, im Vorhinein eine klare Position Panamas ausmachen zu können und die entsprechend zu vertreten“, berichtet Max Köster, der sich im Umweltprogramm mit Ressourceneffizienz in Großstädten auseinandersetze. „Es gab nur wenige Positionen, die für uns überhaupt nicht in Frage kamen. Aber in der eigenen Argumentation ein bisschen Spielraum zu haben, hat auch Vorteile.“ Nicht die eigene Nation zu vertreten, sondern sich in andere Länder und Kulturen hineinversetzen zu müssen, ist eines der wesentlichen Elemente des Planspiels.

Die CAU war in diesem Jahr das 13. Mal mit von der Partie und wurde in der offiziellen Broschüre als eine der wenigen Universitäten aufgeführt, die schon länger als zehn Jahre dabei ist. Von den insgesamt rund 5000 Teilnehmern kommen erstaunlicherweise nur sehr wenige aus Deutschland. Die meisten sind Amerikaner. Das Pflaster präsentiert sich aber international: auch aus Peru, der Türkei oder Taiwan reisten die Delegierten beispielsweise an. In Kiel haben sich auch dieses Mal wieder mehr Studierende beworben, als mitkommen konnten.

Elf Repräsentanten Panamas und drei Head Delegates machten sich im März auf den Weg nach New York. Quelle: Paul Kuschnereit
Elf Repräsentanten Panamas und drei Head Delegates
machten sich im März auf den Weg nach New York.
Quelle: Paul Kuschnereit

So unterschiedliche Studiengänge wie Ökotrophologie, Jura, Islamwissenschaften, Philosophie oder Medizin studieren diejenigen, die es letztendlich geschafft haben. Mona Rudolph, Master- Studentin für Englisch und Geschichte, war bereits 2014 für die Christian- Albrechts-Universität dabei. Gemeinsam mit zwei Kommilitonen hat sie nun als sogenannte Head Delegate die Verantwortung für das diesjährige Kieler Team übernommen. „Ich wollte meine großartige Erfahrung von damals weitergeben“, erzählt sie und ist mehr als zufrieden mit dem Ausgang der fünftägigen Veranstaltung. „Die Delegation hat sich wacker geschlagen und war unglaublich diszipliniert. An vielen Unis wird die Teilnahme als Seminar im Bereich Politikwissenschaft angeboten. Gerade aber dadurch, dass es hier in Kiel keine Credits gibt, sind die Studenten viel engagierter und gehen mit großer Begeisterung an die Sache heran.“ Diesen Eindruck haben die Vertreter Panamas auch der National Collegiate Conference Association, der Trägerin der NMUN, vermittelt. Nach drei kleineren Auszeichnungen in den Vorjahren, haben die Kieler diesen März zum ersten Mal die höchste Ehrung als „Outstanding Delegation“ entgegen nehmen können.

Auch die exzellenten Vorbereitungswochenenden in Kiel und Greifswald hätten dazu beigetragen, ist sich Max Köster sicher. Für den VWL-Studenten war es das erste Mal in New York: „Es war eine supergeile Erfahrung, über die ich sehr froh bin.“ Sogar ein Antrag seiner Delegation hat in der Resolution Platz gefunden, die wie aus allen Komitees an die echten UN-Organe weitergeleitet wird. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch. Denn nicht jeder kann sich die Teilnahme an der NMUN leisten. Zwar versuchen die Studierenden schon im Vorhinein Sponsoren zu finden, trotzdem muss jeder Delegierte rund 1500 Euro Eigenanteil aufbringen. „Eine solche Chance sollte für jeden, unabhängig von seinem Einkommen, offenstehen. Für die Zukunft würden wir uns deshalb mehr Unterstützung auch vonseiten der Professoren wünschen.“

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