Das Projekt Wohnen für Hilfe vermittelt Wohnpartnerschaften zwischen Studierenden und Senioren

Eine Stunde Hilfe für einen Quadratmeter Wohnraum, das ist die Idee von Wohnen für Hilfe. Hier werden Menschen, die eine helfende Hand gebrauchen können, mit Studierenden zusammengebracht, die ein Zimmer in Kiel und Umgebung suchen. Im Interview berichtet die Projektleiterin Alexandra Dreibach über die Idee zum Projekt und wie eine Wohnpartnerschaft über Generationen hinweg funktionieren kann.

Wie entstand die Idee, Wohnpartnerschaften zwischen Senioren und Studierenden zu vermitteln?
Dreibach: Wohnen für Hilfe wurde 1992 als Projekt einer Studentengruppe an der Fachhochschule Darmstadt, in Zusammenarbeit mit dem Studienprogramm für Senioren, entwickelt. Diese Idee wurde dann 1996 vom Seniorentreff Neuhausen, in der Nähe von München, übernommen, anschließend folgte dann Berlin. Kiel kam erst vor fünf Jahren dazu.

Wie funktioniert das Prinzip von Wohnen für Hilfe?
Das Prinzip ist eine Stunde Hilfeleistung pro Quadratmeter pro Monat. Nachbarschaftshilfe dürfen sie aber leisten, wie Rasenmähen oder Einkaufen gehen. Damit die Zimmeranbieter die Studierenden nicht ausnutzen, hat man dieses Prinzip entworfen und gleichzeitig haben sich die Studierenden daran zu halten.

Kam das Projekt von Anfang an gut an oder musste erst einmal Überzeugungsarbeit geleistet werden?
Es gab schon die eine oder andere kritische Stimme ganz zu Anfang, dass Studierende ausgenutzt würden. Dem konnten wir aber sehr schnell mit dem Prinzip von Wohnen für Hilfe entgegentreten.
Die Studierenden bekommen ja auch etwas dafür, wenn sie 200 bis 400 Euro sparen können und dafür pro Quadratmeter Wohnraum eine Stunde helfen. Das hat mit Ausnutzung überhaupt nichts zu tun. Anfangs waren es mehr Zweifel vonseiten der potenziellen Wohnraumanbieter, sodass sie sich nicht getraut haben. Familien sind da ein wenig mutiger als andere gewesen.

Wohnen für Hilfe // Quelle: Studentenwerk Schleswig-Holstein (Alexandra Dreibach)Nehmen eher Familien oder Senioren an dem Projekt teil?
70 Prozent sind Senioren, es nehmen aber auch Familien, Alleinerziehende, Alleinstehende und Paare teil. Es variiert, manchmal ist es tatsächlich auch ausgeglichen. Es kristallisiert sich aber heraus, dass es eher Senioren sind, die nicht alleine sein und Gesellschaft haben möchten oder auch ein bisschen Hilfsbedarf haben, jedoch nicht aus ihrem Haus ausziehen wollen. Manche sagen auch: „Mensch, das ist eine tolle Idee, wir wollen den Studierenden einfach ein bisschen helfen und haben ein Zimmer frei. Dann sollen die doch hier einziehen“, das ist immer von der Persönlichkeit abhängig.

Was muss jemand mitbringen, damit eine Wohnpartnerschaft funktioniert?
Wie in jeder anderen Wohnpartnerschaft oder -gemeinschaft auch, das fängt schon zu Hause an, wenn man erstes Sozialverhalten lernt, dass man Rücksicht aufeinander nimmt, tolerant ist, sich auch abgrenzen kann und Privatsphäre respektiert. Ein höfliches und aufrichtiges Miteinander, das ist einfach wichtig, damit der andere weiß woran er ist. Das ist das Grundrezept für das Gelingen eines guten Zusammenwohnens, man muss ja nicht gleich zusammenleben.

Vielen Dank für das Gespräch!


Titelbild: Studentenwerk Schleswig-Holstein (Alexandra Dreibach)

Autor*in

Janika studiert Politik- und Islamwissenschaft an der CAU. Sie ist seit November 2016 beim Albrecht dabei.

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