In der Lernphase Kraft schöpfen – so geht es ganz einfach

Haben die Studenten keine Zeit mehr für Sport, nehmen sie sich nicht mehr die Zeit dafür und stehen sie wirklich so sehr unter Druck, dass an Sport gar nicht mehr zu denken ist? Diese Frage muss wohl bejaht werden. Der Unterschied zwischen den neuen und den alten Studiengängen ist deutlich zu spüren, sagt Shin-Gyu Kang, der das Kang-Center im Grasweg leitet. Dort werden Kurse in Taekwon-Do angeboten, die am Hochschulsport angesiedelt sind. Seit Oktober 2004 bildet Shin-Gyu Kang dort viele verschiedene Menschen aller Altersstufen – und auch viele Studenten – in Taekwon-Do aus. In dieser Zeit habe er den Übergang von den alten Studiengängen zum neuen Bachelor- und Mastersystem mitbekommen und kann berichten, dass der Unterschied bei den Studenten bemerkbar sei. Die Kursteilnehmer seien schneller gestresst oder ließen sich oft von Rückschlägen entmutigen, was ein Zeichen von Überlastung sein könne. Doch vor allem sei auffällig, dass sich die Reihen der Studenten beim Training in der Lern- und Prüfungsphase deutlich lichten. Sie kämen schnell nicht mehr zum Training, denn dafür sei in der Lernphase keine Zeit mehr. Vollbepackt mit Lernkarten und Büchern aus der Bibliothek sähen sie offenbar nicht mehr, dass der Sport ein guter Ausgleich sein könne. Shin-Gyu Kang sagt, dass besonders Taekwon-Do gut dafür geeignet sei, den Kopf zwischendurch freizubekommen.

Mit etwas mehr Training schafft man auch dies
Mit etwas mehr Training schafft man auch dies

Taekwon-Do ist eine koreanische Kampfkunst, die aus verschiedenen asiatischen Kampfsportarten entwickelt wurde und 1955 zuerst in Korea auftauchte. Sie ist auf der einen Seite sehr komplex, jedoch auch leicht und schnell zu erlernen. Sogar Kinder könnten diese Sportart schon erfassen, sagt Kang. Oft trainieren diese dann mit ihren Eltern zusammen, da sie die Bewegungen eher von Mama oder Papa nachahmen als von dem Meister, der sie trainiert. Diese Bewegungsabläufe, hyongs genannt, beinhalten Komponenten von vielen verschiedenen Sportarten, sogar Gymnastik ist dabei vertreten. Kang betont gerne den Vorteil zu Yoga – das auch als Ausgleich und zur ganzheitlichen Entspannung herangezogen wird – da Taekwon-Do vielseitiger sei. Je nachdem, wie weit ein Einzelner im Training ist, gibt es unterschiedliche Techniken und Schwierigkeitsstufen. Die Bewegungen stellen einen imaginären Kampf dar, den man alleine durchlaufen, oder auch als Partnertraining auf den jeweils anderen abstimmen kann. Wichtig dabei ist jedoch, dass nicht gegeneinander gekämpft wird. Jeder kämpft sozusagen gegen sich selbst, um sich zu testen, sich weiterzuentwickeln und seine eigenen Grenzen zu erkennen. Dabei geht es nicht darum, der Beste zu sein, sondern für sich selbst das Beste zu geben.

Das Ziel dieser Sportart ist zum einen, über sich selbst hinauswachsen zu können und auf seine eigenen Stärken zu vertrauen. Als Selbstüberprüfung dafür gibt es den sogenannten Bruchtest, der oft in unzähligen asiatisch angehauchten Filmen zu sehen ist. Bei dieser Übung wird die Genauigkeit und die Stärke überprüft. Mit der bloßen Hand ein Holzbrett durchschlagen? Das hört sich für jemanden ohne Erfahrung in Taekwon-Do ziemlich schmerzhaft an. Doch Kang versichert: Solange die Techniken richtig ausgeführt werden, verletzt sich keiner. Wenn es geschafft ist und das Brett mit der eigenen Hand durchbrochen wurde, wird ein großer Erfolgsmoment erlebt. Neben diesem Aspekt ist ein anderes Ziel der Kampfkunst, die eigene physische und psychische Gesundheit zu verteidigen. Dies auch im wörtlichen Sinne, denn nach einer gewissen Zeit des Trainings kann Taekwon-Do auch als Selbstverteidigung genutzt werden.

Vor allem auch für die gestressten und überlasteten Studenten ist interessant, dass sich aus dem Training dieser Kampfsportart innere Stärke aufbauen und Kraft und Energie schöpfen lässt. Während des Trainings muss sich eine Stunde lang konzentriert werden, um die hyongs richtig durchführen zu können. Das ist eine Stunde, in welcher der Kopf komplett frei wird von der Uni, dem Alltagsstress oder Ähnlichem. Gleichzeitig wird etwas Gutes für die Gesundheit von Körper und Geist getan, was gerade in der Prüfungsphase nicht zu vernachlässigen ist. Dafür sollte auch in einer solchen Zeit genug Raum bleiben.

Trainingsangebote für Anfänger und Fortgeschrittene gibt es in den Räumlichkeiten im Grasweg fast jeden Tag. Zu finden sind die Angebote über die Seite des Hochschulsports

Titelbild Quelle: Shin-Gyu Kang

Autor*in

Judith ist seit April 2015 beim ALBRECHT. Sie studiert Deutsch und Geschichte auf Fachergänzung seit dem Wintersemester 2013/14.
Sie leitet das Lektorat des ALBRECHTS.

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