Auf der Suche nach den schönen Ecken der Landeshauptstadt NRWs

Wer im Sommer nicht nur faulenzen will, macht sich auf, die verborgenen Winkel der Welt zu erkunden. Manch ein spannender Ort liegt dichter als gedacht. In einer neuen Reihe stellt DER ALBRECHT euch Reiseziele in Deutschland vor. In dieser Ausgabe geht es nach Düsseldorf.

Vor dem Hauptbahnhof drängen sich die Menschen um den Eingang, haben die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen und weichen den Tauben aus, die den Platz deutlich als ihr Revier markiert haben. Eine Straßenbahn rumpelt heran und kommt quietschend zum Stehen. So einladend begrüßt Düsseldorf, Hauptstadt Nordrhein-Westfalens und zweitgrößte Stadt des Bundeslandes, seine Besucher.

Nahe dem Hauptbahnhof liegt das Zentrum der japanischen Gemeinde. Auf dem Weg durch Deutschlands einzige Japantown werden Touristen vor jedem der zahlreichen Souvenirläden von mindestens 20 winkenden Katzen freundlich begrüßt. Zwischen Kopiershops und Immobilienbüros zwängen sich asiatische Supermärkte, die sich beim Betreten in ein buntes Labyrinth aus Gemüsetheken, Gewürz- und Soßenregalen sowie Reis- und Nudelpackungen in allen Größen verwandeln. Wer nicht selber kochen will, kann in einem der zahlreichen japanischen Restaurants essen gehen oder in einem Café frisch zubereitete ,Onigiri‘, kleine japanische Reissnacks, probieren. Im Laden riecht es nach frischem Tee und lachend erzählt die junge Verkäuferin, warum sie der Geruch von Seetangblättern an Marihuana erinnert.

Ein paar Straßen weiter in der Düsseldorfer Altstadt singt ein Straßenmusiker Ed Sheerans A Team zwischen Häuserreihen, von denen schon teilweise die Fassade abbröckelt. Die Stimmung wirkt beinahe romantisch, als sich ein paar Sonnenstrahlen durch die graue Wolkendecke kämpfen. Aber auch das Sonnenlicht kann den alten, grauen Wänden nicht zu neuem Glanz verhelfen, die einzigen Farbakzente setzten die grünen Mülleimer. Unbeirrt vom Abklatsch aller, wirklich aller weiteren Songs des britischen Sängers, stapfen die Leute mit mürrischem Gesicht durch die Shoppingpassage.

Für den etwas praller gefüllten Geldbeutel schließt sich die Königsallee, liebevoll ‚Kö‘ genannt, an. Hinter der riesigen Glasfront und unter den großen Lettern der Designernamen wirken die Schaufensterpuppen etwas verloren. Umso voller ist es auf den Gehwegen, auf denen sich ältere Damen mit teuren Handtaschen gefolgt von einer penetranten Parfümwolke drängen.

Versteckt in den Nebenstraßen befindet sich neben Antiquariaten und Wohnblocks ein kleines charmant eingerichtetes Café. Es duftet nach frischem Kaffee und beim Anblick der selbstgebackenen Apfel- und Schokokuchen hinter der Theke läuft das Wasser im Mund zusammen. Es wird allerdings besser kein Platz am Fenster gewählt, denn gegenüber ragt nur ein graues Hochhaus neben dem anderen in die Höhe. Ansprechend ist das nicht, leben lässt es sich in Düsseldorf allerdings, meint das Beratungsunternehmen Mercer und stufte die Stadt in einer Studie zur Lebensqualität in Großstädten weltweit auf dem sechsten Platz ein. Es bleibt wohl eine gewisse Herausforderung und erfordert etwas Durchhaltevermögen und wohl auch mehr als nur einen Tag, die schönen Ecken der Stadt zu finden.


Titelbild: Martin Kraft

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