Bei dem Wort Oper zieht sich bei dem einen oder anderen schnell mal der Magen zusammen, obwohl es doch sehr subjektiv ist. Entweder man hasst sie oder man liebt sie.

Doch wer gerne mal einen Quereinstieg in die Welt der Opern wagen will, hat hier die optimale Chance. Geboten wird: ein metrosexueller Friseur namens Figaro (Tomohiro Takada), der für Geld gerne mal zu Hitch dem Datedoktor wird, der leicht hysterische Graf Almaviva (Juan Sancho), welcher sich unter dem Namen Lindoro ausgibt um die schöne Rosina (Lesia Mackowycz, Amira Elmadfa) für sich zu gewinnen, ein alter Doktor, der auf junges Frischfleisch steht (Jörg Sabrowski, Elia Fabbian), die stolze immerzu niesende Haushälterin Berta (Marina Fideli, Sen Acar) und die Garde aus leicht verwirrten Polizisten, die gerne mal ihr Tanzbein schwingen.

Figaro (Tomohiro Takada) verpasst Bartolo (Jörg Sabrowski) eine unvergessliche Rasur. Foto Olaf Struck .
Figaro (Tomohiro Takada) verpasst Bartolo (Jörg Sabrowski) eine unvergessliche Rasur. Foto Olaf Struck .

Weil Rosina schon dem Doktor Bartolo versprochen ist, planen Lindoro und der Barbier eine Verleumdung gegen Bartolo, um sie aus den Fängen des alten Knackers zu befreien. Vom besoffenen Soldaten bis hin zum schwulen Klavierlehrer wird nichts unversucht gelassen. Doch der zu Anfang funktionierende Plan gerät in jähes Wanken, als Rosina Ihren Lindoro aufgrund eines Missverständnisses verrät. Ein Wettkampf gegen die Zeit beginnt.

Die Mischung aus gewolltem Opernkitsch und moderner Neuzeitkomik, machen aus einem sonst langweiligen Opernbesuch schnell eine positive Überraschung und die Dauer von drei Stunden bleibt gänzlich unbemerkt. Jeder Charakter der Besetzung hat seinen eigenen Charme, vor allem der alte Doktor entlockt einem immer wieder ein kurzes Lachen.

Einziger Wehmutstropfen ist das Mitlesen der deutschen Übersetzung, da die gesamte Oper auf italienisch gesungen wird. Aber da gewöhnt man sich schnell dran, vor allem weil das gesungene italienisch den Protagonisten mit Ihrer überschwänglich, gewollt melodramatischen Art, gefühlt noch viel mehr Charakter einflöst.

Die Besetzung glänzt außerdem nicht nur durch guten Gesang (zugegeben, Operngesang ist und bleibt Geschmackssachen), sondern auch durch schauspielerisches Talent. So wird der Besuch zur positiven Neuerfahrung, vor allem für die, welche der Oper schon beim ersten Besuch mit Omi und Opi abgeschworen haben.

Nicht umsonst genießt „der Barbier von Sevilla“ seit seiner Uraufführung im Jahre 1816 an großer Popularität. Die Preise für Tickets variieren je nach Platzwahl zwischen fünf und fünfzig Euro. Kostspielig, vor allem wenn man was von der Bühne sehen will, aber eine Überlegung ist es auf jeden Fall wert.

Aufgeführt wird die Oper noch bis zum 24. Mai 2012. Hin oder sein lassen!

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