„Macht Lärm für euer eigenes Leben!“, ruft Leadsänger Johannes Rögner und das Publikum fängt an, zu grölen. Auf Lärm und Laustärke setzen Frittenbude bei ihrem Konzert auf der Küken des Orion Tour in der Kieler Pumpe ohnehin. Eine blitzend-blinkende Lichtshow und der drückende Bass heizen die Stimmung im fast ausverkauften Saal weiter an. Die mittlerweile fünfköpfige Elektropunk-Band, die sich auch für die Antifa einsetzt, präsentiert sich sozial und dem Publikum zugewandt, während des Auftritts werden Wasser und Sekt an die Zuhörer ausgegeben und mit einer Love Wall einsame Herzen zusammengebracht. Die Offenheit generiert Nähe und so nutzen einige Zuschauer die Chance, sich von der Menge auf Händen tragen zu lassen. In der Mitte wird wild getanzt und geschubst, am Rand werden Flaggen von Viva con Agua geschwenkt und Einhörner mischen sich unter das Publikum, das ansonsten stark von Hipstern und solchen, die es werden wollen, durchzogen ist. Über allem hängt eine Glocke aus dem Geruch von gebratenem Essen, der hungrig macht (kleiner Tipp ans Marketing: nächstes Mal ganz subtil Pommes Schranke verkaufen).

Johannes Rögner heizt in der Pumpe ein.

 

In all dem Trubel ist keine Gelegenheit für Stille. Dabei würde genau die manchen Liedern gut tun, denn laut des neuen Albums ist „Rave kein Hobby“, sondern hat das Potenzial zu mehr. Da wird Deutschlands Politik kritisiert, da werden Helden gestürzt und Grenzen mit Musik als Sprache gesprengt. Aber der Bass prescht voraus und übertüncht teilweise die Schärfe und Intelligenz. Warum genau alle ihre Mittelfinger in die Höhe recken und damit das sich „immer noch so deutsch“ anfühlende Deutschland grüßen sollen, wird deshalb eher Nebensache denn tatsächliche Botschaft. Aber das hier ist ja auch kein philosophischer Salon, sondern strebt in Richtung Ekstase. Das hier ist Kunst und zwar „mindestens in 1000 Jahren“. Dennoch: Politische Aussagen blicken immer wieder zwischen der ohrenbetäubenden Musik hindurch.

Wer ein tanzbares, spaßiges Konzert erwartet hat, wurde nicht enttäuscht und so wirkte das Publikum auch extrem begeistert. Alle anderen können sich ja die CD kaufen und noch einmal in Ruhe auf sich wirken lassen.

Fotos: Mimke Teichgräber

Autor*in

Maline ist 25 und studiert Deutsch und Politikwissenschaft im Master an der CAU. Sie ist seit Mai 2015 Mitglied beim Albrecht.

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