„Vor langer Zeit lebten alle vier Nationen zusammen in Harmonie. Doch dann erklärte uns die Feuernation den Krieg und alles änderte sich“. Hört noch jemand gerade Kataras Stimme aus dem Intro und fühlt sich in die gute alte Zeit von Avatar – Der Herr der Elemente zurückversetzt? Und nein, hier geht es gerade nicht um die blauen Wesen, die 2009 auf der Kinoleinwand liefen, sondern um den Jungen mit einem Pfeil auf dem Kopf.

Der Junge im Eisklotz

Die US-amerikanische Zeichentrickserie, die es ab 2006 auf Nickelodeon, damals noch Nick, zu sehen gab, handelt von einer Welt bestehend aus den vier Nationen Wasser, Erde, Feuer und Luft. Die Bewohner dieser Welt sind jeweils einer Nation zugehörig und einige von ihnen haben auch sogenannte Bändigungskräfte, mit denen sie eines der Elemente beherrschen können. Der Avatar ist als einzige Person dazu in der Lage, alle vier Elemente zu bändigen. Für hundert Jahre hat ihn keiner gesehen, bis die Geschwister Katara und Sokka eines Tages einen Jungen eingefroren in einem Eisklotz finden: den Avatar namens Aang.

Das Trio macht sich – treu begleitet von einem Lemur und einem Bison – auf den Weg in die verschiedenen Nationen und erlebt dabei viele Abenteuer.

Nach und nach stoßen auch weitere Charaktere zum Team Avatar, wie Sokka die Gruppe liebevoll tauft, dazu, wie Toph aka der ‚Blinde Bandit‘ oder die Kyoshi-Kriegerinnen. Gemeinsam gilt es, den Krieg zwischen den Nationen aufzuhalten, bevor die Feuernation alles eingenommen hat.

Team Avatar: top

Inmitten dieser Mission verstecken sich viele einzelne Nebengeschichten. Es werden verschiedene Themen angesprochen, die einem auch im heutigen Alltag begegnen: Verlust, Eifersucht, Liebe und in einzelnen Episoden auch ‚fortschrittliche‘ Themen wie Vegetarismus und Drogenkonsum (Sokka und der Kaktussaft in der Folge In der Wüste). Was mich besonders begeistert, ist, dass Avatar als eine der ersten Serien zeigt, dass es in der Welt nicht nur Gut und Böse gibt. Der verstoßene Prinz Zuko ist zu Beginn der Serie felsenfest davon überzeugt, er müsse „seine Ehre wiederherstellen“, indem er den Avatar fängt. Mit der Zeit entwickelt sich sein Charakter weiter und als am Ende der ersten Staffel der Pferdeschwanz abkommt, ist der Weg endlich geebnet für einen neuen Zuko – allerdings verbunden mit vielen Rückschlägen und noch mehr Tee von seinem Onkel Iroh. Am Ende der Serie ist er der Mädchenschwarm schlechthin. Schade, dass aus ihm und Katara nicht mehr geworden ist…

Die Serie besteht aus drei Staffeln, wobei jede ein bestimmtes Element in den Fokus setzt. Die erste Staffel ist noch sehr kindgerecht und vorwiegend witzig gestaltet. Im Verlauf der Geschichte bleiben zwar viele lustige Anekdoten, wie etwa der Kohlkopfhändler, dessen Ware bei sämtlichen Fluchtversuchen des Avatar-Teams zerstört wird, doch es wird insgesamt ernster und spannender. Die Folge, in der es um das Blutbändigen (Drama um Hama) geht, hat bei mir zum Beispiel mit Sicherheit eine Art Kindheitstrauma ausgelöst. Andere Folgen locken das Ganze zum Glück wieder auf. Dabei ist es herrlich schön, wie naiv die Charaktere manchmal handeln und sich zum Beispiel kurz vor der alles entscheidenden Auseinandersetzung mit der Feuernation überlegen, es wäre mal Zeit für einen Theaterbesuch (Auf die Bühne, fertig los).

Am Ende der Serie bleibt nur die eine Frage: Welches Element ist denn nun das nützlichste von allen? Blitze auf jemanden jagen klingt schon sehr cool, aber Erde (und Metall) bändigen, ist sicherlich auch ganz nützlich – beispielsweise zum Hausbau prima geeignet. Doch sehen Wasser- und Luftbändigen nicht noch viel eleganter aus? Alles Aspekte, die mein früheres Ich als äußerst wichtig empfunden hat. Das Ergebnis meiner Kalkulationen: einfach mit „der Avatar-Zustand“ antworten.

Nachfolger: eher flop

Leider hat sich Netflix gerade erst dazu entschieden, diese grandiose Serie wieder aus dem Serienangebot zu nehmen. Zum Glück gibt es noch die DVDs sowie eine Fortsetzung der Serie in Comicformat. In den Comics erfahren wir zum Beispiel auch, was mit Zukos Mutter geschah, nachdem sie verschwand. Ein Handlungsstrang, aus dem auch sicherlich eine spannende vierte Staffel hätte werden können.

Stattdessen entschieden sich die Produzenten für die Nachfolgerserie Korra, die von dem, wohlgemerkt weiblichen, Avatar nach Aang handelt. Viele Fans der Ursprungsserie haben allerdings nicht viel für den Nachfolger übrig, er bringt einfach nicht den richtigen Spirit rüber. Der Film Die Legende von Aang ist übrigens auch nur ein billiger Abklatsch der ersten Staffel und kann nicht gerade empfohlen werden. Doch es besteht Hoffnung: Eine Neuauflage in Form einer Realverfilmung soll her. Die Serie soll ab 2020 für Netflix produziert werden. Hoffentlich wird es dieses Mal nicht so ein Reinfall wie der Film, aber mit den Avatar-Erfindern Michael DiMartino und Bryan Konietzko im Hintergrund besteht eine tatsächliche Chance, das Avatar-Universum wieder aufleben zu lassen.

In diesem Sinne noch eine Weisheit von Iroh, die uns hoffentlich sowohl die Wartezeit auf die neue Avatar-Serie als auch den Semesterstart etwas erträglicher macht:

„Manchmal ist das Leben wie ein dunkler, dunkler Tunnel. Man hat ständig das Gefühl nie wieder ein Licht am Ende zu erblicken, aber wenn man immer schön weitergeht, dann wird man vielleicht an einen schöneren Ort gelangen“

Autor*in

Kristin studiert Soziologie und Politikwissenschaft. Sie ist seit Ende 2018 beim ALBRECHT und war im Jahr 2020 Ressortleiterin der "Hochschule". Außerdem unterstützt sie das Lektoratsteam.

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Ein Kommentar

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