Die Initiative Regel.Recht setzt sich für einen offeneren Umgang mit der Menstruation ein

‚Erdbeerwochen‘, ‚Bloody Mary‘ oder ‚Tante Rosa zu Besuch‘ – es gibt unzählige Synonyme für die Menstruation. Ob nun ‚die Maler im Keller‘ werkeln oder man gerade ‚auf der roten Welle surft‘, Hauptsache das kleine Wörtchen ‚Periode‘ wird vermieden. Natürlich können solche lustigen, teilweise verniedlichenden Namensgebungen einen humorvollen, natürlichen Umgang mit dem eigenen Zyklus bestärken, doch sie zeigen auch deutlich, dass es immer noch vielen Frauen unangenehm ist, offen über ihre Periode zu sprechen.

Dabei begleitet die Menstruation die meisten Frauen über 30 Jahre lang jeden Monat. Durchschnittlich hat eine Frau 450 Zyklen in ihrem Leben, was rund 3 500 Tagen der reinen Blutung entspricht. Doch obwohl über die Hälfte der Weltbevölkerung einen Teil ihres Lebens menstruiert, ist der weibliche Zyklus immer noch mit Tabus belegt und stigmatisiert. Mit dem Ziel, das zu ändern, gründeten die beiden Masterstudentinnen Laura (29 Jahre) und Gabriela (23 Jahre) im Rahmen ihrer Studiengänge ‚Sustainibility, Society and Enviroment‘ und ‚Environmental Management‘ die Initiative Regel.Recht.

Ausgangspunkt war der Kurs ‚Social Changemakers‘, in dem die Studierenden ein Projekt entwickeln sollten, das eine soziale und ökologische Verbesserung für Kiel darstellen könnte. „Zunächst habe ich an den Verbrauch von Plastik gedacht, was in meiner Heimat, den USA, ein großes Problem ist. Doch in Deutschland, zumindest in Kiel, wird bereits eine Menge getan, um die Verschwendung von Plastik zu vermindern“, erzählt Laura. „Zu der Zeit haben mich der Wahlkampf in meiner Heimat und der mit Trumps Kampagne verbundene Sexismus sehr beschäftigt und ich kam auf die Idee, die beiden Themen miteinander zu verbinden. Denn während der Periode verwenden die meisten Frauen einmalig benutzbare Hygieneartikel, von denen viele gar nicht genau wissen, was für Stoffe sie beinhalten und wie sie unsere Gesundheit, unsere Umwelt und unsere Finanzen beeinflussen.“

So gelten Tampons in Deutschland beispielsweise als Luxusgüter, auf die 19 Prozent Mehrwertsteuer erhoben wird, was sich schließlich wieder im Preis niederschlägt. Des Weiteren werden Bleichmittel zur Herstellung von Damenhygieneartikeln verwendet, die aber nicht deklariert werden müssen. Doch die Alternativen zu Tampons und Binden kennen viele Frauen gar nicht oder ihr Gebrauch ist mit Vorurteilen behaftet. „Als ich meinen Freundinnen erzählte, dass ich die Menstruationstasse ausprobieren wolle, reagierten viele mit Ekel“, erinnert sich Laura. Solche Vorurteile abzubauen, ist eines der Hauptanliegen von Regel.Recht. Hierzu organisiert das Team in regelmäßigen Abständen Veranstaltungen zu verschiedenen Themen wie Menstruation, Verhütung und Sexualität. Wichtig ist den Aktivistinnen hierbei, dass die verschiedenen Formate einerseits informieren, anderseits aber auch viel Raum für den persönlichen, intimen Austausch der Teilnehmer*innen bieten. Da das Thema nicht nur Frauen, sondern auch viele Männer interessiert und auch indirekt betrifft, hat Regel.Recht Veranstaltungen wie Blood, Sex and Beers ins Leben gerufen, die den Dialog zwischen den Geschlechtern fördern und mehr Offenheit schaffen sollen. „Das Problem ist, dass Männer häufig gar nicht richtig aufgeklärt werden über die Menstruation. So wird dieses Thema häufig geschlechtergetrennt in der Schule unterrichtet. Das Ziel von Blood, Sex and Beers war, allgemeine Fragen zum weiblichen Zyklus zu klären und über die ersten Erfahrungen zu sprechen, die Männer mit der Periode gemacht haben“, erklärt Caroline (22 Jahre), die seit einem halben Jahr Teil des Teams ist. Denn die Unsicherheit beider Geschlechter auf diesem Gebiet trage nur zur Tabuisierung des Themas bei. „Es ist uns sehr wichtig, dass unsere Events eine Plattform zum Austausch und zum Informieren darstellen. Wir geben den Frauen keine Ratschläge oder preisen ein bestimmtes Produkt an. Indem wir Informationen zur Verfügung stellen, wollen wir den Frauen das Wissen an die Hand geben, das sie benötigen, um eigenständige, unabhängige und selbstbestimmte Entscheidungen für sich und ihren Körper treffen zu können“, betont Gabriela.

Regel_Recht_Laura und Gabi
Die Initiatorinnen Laura und Gabi ( v. links) lernten sich in ihrem Master kennen .

Hierfür arbeiten die drei Studentinnen schon an dem nächsten Event: Im Oktober wird Vino with a Gyno stattfinden – ein Gesprächsabend in entspannter Atmosphäre über Verhütungsmethoden mit der auf dem Gebiet führenden Gynäkologin Dr. Dorothee Struck. „Mein Traum wäre natürlich, dass wir größer werden und sich das Projekt fest in Kiel etabliert, sodass es weitergeführt wird, auch wenn wir unser Studium beendet haben“, meint Laura zum Ende des Gesprächs. Es ist ihr nur beizupflichten.


Bildquelle: Regel.Recht

Autor*in

Sophie studiert Germanistik und Kunst. Seit April 2015 ist sie Teil der Redaktion des ALBRECHTs. Sophie ist für den Bereich 'Zeichnungen' zuständig und greift hier auch gerne selbst zum Stift.

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